Der Imperialismus –
Grundzüge des monopolistischen
Kapitalismus

2.3
Monopolprofit der Industriemonopole und Monopolpreis

Der Mehrwert ist die Triebkraft der kapitalistischen Produktionsweise. Er erscheint jedoch nicht als Mehrwert, sondern als Profit, Zins oder Grundrente. Daher wird gewöhnlich der Profit als Triebkraft des Kapitalismus bezeichnet. Marx weist darauf hin, daß nicht der Profit schlechthin die Kapitalisten zur Ausbeutung antreibt, sondern die Profitrate. „Und sobald die Kapitalbildung ausschließlich in die Hände einiger wenigen, fertigen Großkapitale fiele, für die die Masse des Profits die Rate aufwiegt, wäre überhaupt das belebende Feuer der Produktion erloschen. Sie würde einschlummern. Die Profitrate ist die treibende Macht in der kapitalistischen Produktion …“33

Die wichtigste Methode zur Steigerung der Profite ist die Produktion von relativem Mehrwert durch Ausnutzung des technischen Fortschritts, der Rationalisierung und der wissenschaftlichen Organisation der Produktion. Die Großbetriebe verfügen sowohl über die Mittel als auch über die Möglichkeiten, diese Faktoren der Steigerung der Arbeitsproduktivität anzuwenden und mit ihrer Hilfe eine Erhöhung der Profitrate und der Profitmasse zu erzielen. Der Konkurrenzkampf zwingt sie außerdem ständig zur Modernisierung und Rationalisierung der Produktion.

Bei der Analyse der Industriemonopole wurde andererseits festgestellt, daß mit der Konzentration der Produktion und des Kapitals sich unter dem Einfluß des wissenschaftlich-technischen Fortschritts sowohl das Kapitalminimum als auch die organische Zusammensetzung des Kapitals erhöht. Die Folge ist, daß bei rasch wachsendem vorgeschossenem Kapital, bei gleichbleibender und selbst bei steigender Mehrwertrate die Profitrate sinkt, die Verwertung des Kapitals sich verschlechtert. Das Kapital reagiert auf dieses Gesetz auf der Basis einer hohen Konzentration der Produktion und des Kapitals mit dem Umschlagen der freien Konkurrenz in das Monopol, um die durch die Ausnutzung des technischen Fortschritts gesteigerte Profitrate zu halten und zu erhöhen sowie um dem Fall der Profitrate entgegenzuwirken und die Aneignung des Monopolprofits dauerhaft zu machen. Das Monopolkapital als entwickeltes kapitalistisches Ausbeutungs- und Herrschaftsverhältnis realisiert sich im Monopolprofit.

Der Monopolprofit der Industriemonopole ist die entscheidende Grundlage des Monopolprofits. Er ist der durch Ausnutzung des technischen Fortschritts von den Arbeitern und dem ingenieurtechnischen Personal produzierte Mehrwert, der durch Beherrschung der Produktion und des Marktes relativ dauerhaft angeeignet und mit Hilfe ökonomischer und außerökonomischer Gewalt erzwungener Umverteilungsprozesse durch Mehrwert- und Wertteile der Waren nichtmonopolistischer Kapitalisten und Produzenten erhöht wird.

Unter den Bedingungen der freien Konkurrenz verwirklicht sich das Kapital als Ausbeutungsverhältnis im Durchschnittsprofit. Die allgemeine Durchschnittsprofitrate bewirkt beim Einzelkapital ein Abweichen der Größe der von ihm angeeigneten von der von ihm erzeugten Profitmasse. Je nach der Höhe der organischen Zusammensetzung des Kapitals ist bei gleichgroßen Kapitalen, gleicher Mehrwertrate und gleichem Umschlag des Kapitals die vom einzelnen Kapitalisten angeeignete Profitmasse größer oder kleiner als die durch die Arbeiter seines Betriebes produzierte Mehrwert- oder Profitmasse. Durch den Konkurrenzkampf um den Absatz und die freie Kapitalwanderung zwischen den Produktionszweigen bildet sich auf diese Weise die Durchschnittsprofitrate heraus, auf deren Grundlage sich die Marktwerte der Waren in Produktionspreise verwandeln.34

Durch diese vom Gesetz der Durchschnittsprofitrate dirigierte Bewegung werden sowohl die Ausbeutungsbedingungen und die Bedingungen der Verteilung des Profits unter die Kapitalisten sowie die proportionale Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit auf die einzelnen Produktions- und Wirtschaftszweige reguliert. Mit der Verwandlung des Profits in den Monopolprofit erfahren sowohl die Ausbeutungsbedingungen und die Bedingungen der Verteilung des Profits als auch die Regulierung der proportionalen Verteilung der gesellschaftlichen Arbeit eine Veränderung.

Unter den Bedingungen der freien Konkurrenz setzt sich der Fortschritt der gesellschaftlichen Produktivkraft als Jagd nach dem Extraprofit durch, also im Kampf um eine die Durchschnittsprofitrate übersteigende Profitrate. Gleichzeitig ist „jeder einzelne Kapitalist, wie die Gesamtheit aller Kapitalisten jeder besonderen Produktionssphäre, in der Exploitation der Gesamtarbeiterklasse durch das Gesamtkapital und in dem Grad dieser Exploitation nicht nur aus allgemeiner Klassensympathie, sondern direkt ökonomisch beteiligt …, weil … die Durchschnittsprofitrate abhängt von dem Exploitationsgrad der Gesamtarbeit durch das Gesamtkapital.“35 Das heißt, der einzelne Kapitalist wie die Gesamtheit der Kapitalisten ist an einer Erhöhung des Ausbeutungsgrades interessiert, weil dadurch der durchschnittliche Verwertungsgrad des Kapitals, die Durchschnittsprofitrate, erhöht wird.

Die Erhöhung des Ausbeutungsgrades, das heißt der Mehrwertrate, erfolgt durch die Methoden der Produktion des absoluten und des relativen Mehrwerts. Die erstere besteht in der Verlängerung der Arbeitszeit und der Intensivierung der Arbeit, letztere in der allgemeinen Steigerung der Arbeitsproduktivität durch die Ausnutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Während die Methode der Produktion des absoluten Mehrwerts die „technischen Prozesse der Arbeit und die gesellschaftlichen Gruppierungen“ im wesentlichen unverändert läßt, werden sie von der Methode der Produktion des relativen Mehrwerts durch und durch revolutioniert.36

Der wissenschaftlich-technische Fortschritt hat, wie schon bei der Darstellung des Industriemonopols festgestellt wurde, das rasche Anwachsen des Kapitalminimums und der organischen Zusammensetzung des Kapitals zur Folge. Das führt dazu, daß bestimmte Produktionszweige wie die Mikroelektronik, der Bergbau, die Eisenhüttenindustrie, heute in besonderem Maße die Kohle- und Erdölverarbeitung, die Elektroenergie- und Atomkrafterzeugung, die Flugzeug- und Automobilindustrie von vornherein eine solche hohe Kapitalanlage erfordern, daß nur wenige Großkapitalisten diese Industriezweige beherrschen und die Zuwanderung kleinerer und mittlerer Unternehmer ausgeschlossen ist. Hier gibt es keine freie Konkurrenz. Die Produktion wird von den Monopolen und der monopolistischen Konkurrenz bestimmt.

Bei der hohen organischen Zusammensetzung des Kapitals der Unternehmen dieser Produktionszweige wirkt das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate. Das heißt, die mit der modernsten Technik ausgerüsteten Großunternehmen hätten, gäbe es nicht entgegenwirkende Faktoren, eine niedrigere Profitrate als die kleinen oder mittleren kapitalistischen Betriebe und Unternehmen, die nicht in der Lage sind, den wissenschaftlich-technischen Fortschritt auszunutzen. Für die mit der modernen Technik ausgerüsteten Großunternehmen genügen die von Marx aufgedeckten Faktoren, die dem Fall der Profitrate entgegenwirken, allein nicht mehr. Ihre Hauptmethode, dem Fall der Profitrate entgegenzuwirken und eine außerordentlich hohe Profitrate zu erzielen, ist die Monopolisierung der Produktion und des Marktes und auf dieser Grundlage die Monopolisierung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Durch die Festsetzung von Monopolpreisen wird die Anpassung der Preise an den durch die Steigerung der Arbeitsproduktivität gesenkten Wert der Waren beziehungsweise die Senkung der Preise auf diesen Wert verhindert, wodurch hohe Monopolprofite erzielt werden.

Da bei den monopolistischen Großunternehmen mit der modernsten Produktionstechnik und -organisation auch die Masse der produktivsten Arbeiter, Techniker und Ingenieure konzentriert ist, bedeutet dies, daß in den Industriemonopolen riesige Profitmassen produziert und vom Monopolkapital angeeignet werden. Die Mehrarbeit der Arbeiter der materiellen Produktion ist die Hauptquelle des Profits im allgemeinen und des Monopolprofits im besonderen.

„Die Konzentration ist so weit fortgeschritten“, schreibt Lenin, „daß man einen ungefähren Überschlag aller Rohstoffquellen … machen kann … Es wird eine annähernde Berechnung der Größe des Marktes vorgenommen … Die qualifizierten Arbeitskräfte werden monopolisiert, die besten Ingenieure angestellt, man bemächtigt sich der Verkehrswege und -mittel …“37 Durch planmäßige Organisierung und Ausnutzung dieser gesellschaftlichen Produktivkräfte erzielen die Monopole eine außerordentliche Steigerung des Ausbeutungsgrades beziehungsweise der Mehrwertrate. Durch die Monopolisierung der Produktion und des Marktes erreichen sie für längere Zeit eine hohe Mehrwert- und Profitrate, verhindern den Ausgleich der Profitraten zur Durchschnittsprofitrate und verwandeln ihre Profitrate dadurch in eine Monopolprofitrate.

Die Industriemonopole modifizieren auf diese Weise sowohl die Ausbeutungsbedingungen als auch die Bedingungen der Profitverteilung. Die Modifikation der Ausbeutungsbedingungen besteht darin, daß auf der Grundlage der Monopolisierung der Produktion und des Marktes der wissenschaftlich-technische Fortschritt und die auf seiner Ausnutzung beruhende Steigerung der Arbeitsproduktivität monopolisiert werden. Es gelingt den Industriemonopolen, den Ausbeutungsgrad und damit die Mehrwertrate dadurch zu erhöhen, daß sie sich mit Hilfe der Monopolpreise den durch die höhere Arbeitsproduktivität erzielten Extramehrwert für längere Zeit aneignen können. Das Monopol verhindert die Herausbildung eines gesellschaftlichen durchschnittlichen Ausbeutungsgrades und verstärkt dadurch die Ausbeutung der Arbeiter. Diese verstärkte Ausbeutung schlägt sich in den Monopolprofitraten nieder, da die einzelnen Monopolkapitalisten entsprechend dem unterschiedlich hohen Ausbeutungsgrad unterschiedlich hohe Monopolprofitraten erzielen.

Die Monopole verstärken die Ausbeutung und erhöhen den Ausbeutungsgrad auch dadurch, daß sie die Arbeitszeit verlängern, die Arbeitsintensität erhöhen, also die Methode der Produktion des absoluten Mehrwerts anwenden, und die Arbeitskraft unter ihrem Wert bezahlen. Hierbei erfolgt zwar keine Modifikation der Ausbeutungsbedingungen, aber die Monopole haben als industrielle Großunternehmen die Möglichkeit, diese Methode in großen Maßstab anzuwenden. Die Verlängerung der Arbeitszeit erfolgt dabei weniger durch Zwangsmaßnahmen als durch Überstundenarbeit. Die Intensität der Arbeit dagegen wird mit technischen Mitteln, wie Vollmechanisierung, Fließband- und Taktstraßenarbeit, Ausnutzung wissenschaftlicher Arbeitsablaufstudien, Zeitaufnahmen und Zergliederung des Arbeitsprozesses, aber auch durch die Anwendung von Lohnanreizsystemen durchgesetzt. Die Bezahlung der Arbeitskraft unter ihrem Wert erfolgt vor allem durch die Diskriminierung und Unterbezahlung der Arbeit der Frauen, der Jugendlichen und der ausländischen Arbeiter.38

Eine Ausweitung der Ausbeutungsbedingungen durch die Industriemonopole tritt dadurch ein, daß die Ausbeutung über die „eigenen“ Arbeiter der Konzerne und Trusts hinaus ausgedehnt wird auf die Arbeiter fremder in- und ausländischer Betriebe. Das geschieht durch Kooperation der Monopolunternehmen mit nichtmonopolistischen Betrieben, wobei letztere ihre Ware zu den von den Monopolen diktierten Preisen verkaufen und damit einen Teil des von den Arbeitern ihres Betriebes produzierten Mehrwerts an die Monopole abliefern müssen. Das ist auch der Fall, wenn die Monopole von den Staatsbetrieben Waren oder Leistungen beziehen, die sie unter deren Wert und selbst unter deren Selbstkosten bezahlen. Das geschieht weiter durch Ausbeutung der Arbeiter der von den Konzernen und Trusts kontrollierten ausländischen Betriebe.

Eine Modifikation der Bedingungen der Verteilung des Profits unter die Kapitalisten erfolgt dadurch, daß nicht mehr alle Kapitalisten mit gleichgroßem Kapital in gleichem Umfang am Gesamtprofit Anteil haben, sondern – durch die Festlegung von Monopolpreisen – ungleichen Anteil. Daraus ergibt sich eine Differenzierung innerhalb der Monopolkapitalisten zwischen den mächtigsten und weniger mächtigen und vor allem zwischen den monopolistischen und nichtmonopolistischen Kapitalisten.

Gemessen an der organischen Zusammensetzung des Kapitals ist die Profitrate der meisten nichtmonopolisierten Betriebe und Unternehmen höher als die der Monopole. Aber schon unter den Bedingungen der freien Konkurrenz realisierten Betriebe mit niedriger organischer Zusammensetzung des Kapitals nicht die höhere Profitrate, sondern durch den Konkurrenzkampf um die profitabelste Kapitalanlage und um den Absatz der Waren nur die für sie niedrigere Durchschnittsprofitrate. Dabei ging auch der Extraprofit der Betriebe mit höherer organischer Zusammensetzung des Kapitals und überdurchschnittlich hoher Arbeitsproduktivität im Ergebnis des Konkurrenzkampfes in den Ausgleich zur Durchschnittsprofitrate ein.

Durch das Monopol und die monopolistische Konkurrenz wird der Ausgleich der unterschiedlichen Profitraten verhindert. Die nichtmonopolisierten Betriebe werden gezwungen, die Waren der Monopole zu monopolistisch hohen Preisen zu kaufen und ihre eigenen Waren zu monopolistisch niedrigen Preisen an die Monopole zu verkaufen. Die Monopole eignen sich daher einen Teil des Profits der nichtmonopolisierten Betriebe an und verhindern zugleich, daß der Extraprofit in den Ausgleich eingeht. Es kann sich überhaupt keine Durchschnittsprofitrate mehr bilden, sondern nur noch die hohe Monopolprofitrate der Monopole und die niedrige Profitrate der nichtmonopolistischen Betriebe und Unternehmen.

Eine Modifikation in den Bedingungen der Verteilung des Profits unter die Kapitalisten tritt auch insofern ein, als im Handel wie im Kredit-, Bank- und Versicherungswesen ebenfalls die freie Konkurrenz in das Monopol umschlägt. Die Verteilung des Mehrwerts unter die Industrie-, Handels- und Bankkapitalisten erfolgt dabei unter den Bedingungen der monopolistischen Konkurrenz, so daß sich auch die Handels- und Bankmonopole ebenfalls im Monopolprofit verwirklichen. Die Monopolprofitrate der Handels- und Bankmonopole setzt die Monopolprofitrate der Industriemonopole voraus.

Der Monopolprofit der Industriemonopole wird über die Monopolpreise realisiert. Die Monopolunternehmen und Monopolverbände, die im Ergebnis ihres Konkurrenzkampfes ein Abkommen über eine „Preisbindung“ abschließen, setzen Monopolpreise fest, verwandeln dadurch die Profitrate in eine Monopolprofitrate und den Profit in den Monopolprofit. Aus den Monopolpreisen resultieren unterschiedliche Monopolprofitraten, da die Monopole die Herausbildung einer Durchschnittsprofitrate verhindern.

Mit der Bildung der Monopolprofitrate wird die regulierende Wirkung des Wertgesetzes untergraben. „Der Kapitalismus ist so weit entwickelt“, schreibt Lenin, „daß die Warenproduktion, obwohl sie nach wie vor ,herrscht‘ und als Grundlage der gesamten Wirtschaft gilt, in Wirklichkeit bereits untergraben ist und die Hauptprofite den ,Genies‘ der Finanzmachenschaften zufallen.“39 Die Monopole realisieren mit den Monopolpreisen die mit gesteigerter Arbeitsproduktivität produzierte größere Warenmasse in einer größeren Preissumme, obwohl durch die Steigerung der Arbeitsproduktivität bei gleichem Arbeitsaufwand in gleicher Zeit die Wertmasse gleich bleibt und damit der Wert der einzelnen Ware sinkt und ihr Preis entsprechend sinken müßte. Sie verhindern, daß das Wertgesetz den durch die Steigerung der Arbeitsproduktivität gewonnenen Extraprofit im Konkurrenzkampf um den Absatz der Waren eliminiert, das heißt durch Preissenkungen verschwinden läßt, indem der Wert beziehungsweise der Produktionspreis der Waren auf den neuen, niedrigen gesellschaftlich notwendigen Arbeitsaufwand herabgedrückt wird.

Die Monopole gewinnen durch die Steigerung der Arbeitsproduktivität eine größere Masse von Gebrauchswerten und realisieren mit Hilfe der Monopolpreise eine größere Masse von Wert und Mehrwert nichtkapitalistischer Produzenten und nichtmonopolistischer Kapitalisten sowie Teile des Arbeitslohns der Arbeiter. Sie machen die ganze Gesellschaft tributpflichtig. „Diesen Machenschaften und Schwindeleien liegt die Vergesellschaftung der Produktion zugrunde, aber der gewaltige Fortschritt der Menschheit, die sich bis zu dieser Vergesellschaftung emporgearbeitet hat, kommt den – Spekulanten zugute.“40 Der Grundwiderspruch des Kapitalismus, der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der kapitalistischen Form der Aneignung, verschärft sich derart, daß die Grundlagen der kapitalistischen Wirtschaft, die Warenproduktion angegriffen werden. Die kapitalistische Produktionsweise geht, wie Lenin feststellt, in Fäulnis über.41

Die Grenzen und die Fäulnis des Kapitalismus zeigen sich in seinem monopolistischen Stadium darin, daß die Sicherung des Monopolprofits durch Monopolpreise mit der Realisierung der Warenmassen und damit des Monopolprofits in Widerspruch gerät. Die Monopole streben zwar danach, die Monopolprofitrate durch die Drosselung des technischen Fortschritts zu halten, aber die „Möglichkeit, durch technische Verbesserungen die Produktionskosten herabzumindern und die Profite zu erhöhen, begünstigt natürlich Neuerungen“.42 Dadurch aber wird die Produktion gewaltig ausgedehnt. Der Drang nach Monopolprofit äußert sich daher in der imperialistischen Expansion zur ökonomischen und territorialen Aufteilung beziehungsweise Neuaufteilung der Welt mit ökonomischen und in zunehmendem Maße mit militärischen Mitteln. Dabei werden Rüstung und Kriegführung selbst zu Mitteln der Erreichung des Monopolprofits.

Die sich unter monopolkapitalistischen Bedingungen vollziehende sprunghafte Entwicklung der Produktivkräfte und der Konzentration der Produktion und des Kapitals hebt die Vergesellschaftung der Produktion auf eine Stufe, die mit privatkapitalistischen und auch mit privatmonopolkapitalistischen Mitteln und Methoden nicht mehr zu bewältigen ist. Es ist jene Stufe, die Engels voraussah, als er schrieb: „In den Trusts schlägt die freie Konkurrenz um ins Monopol, kapituliert die planlose Produktion der kapitalistischen Gesellschaft vor der planmäßigen Produktion der hereinbrechenden sozialistischen Gesellschaft. Allerdings zunächst noch zu Nutz und Frommen der Kapitalisten …

So oder so, mit oder ohne Trusts, muß schließlich der offizielle Repräsentant der kapitalistischen Gesellschaft, der Staat, die Leitung der Produktion übernehmen.“43 Diese Leitung verwirklichte sich in der Form des staatsmonopolistischen Kapitalismus, in der Verschmelzung der ökonomischen Macht der Monopole mit der kapitalistischen Staatsmacht.

Die Herausbildung des staatsmonopolistischen Kapitalismus war „ökonomisch unabwendbar“, wie Engels schon den Prozeß der Verstaatlichung kennzeichnete. Aber der staatsmonopolistische Kapitalismus ist mehr als nur Verstaatlichung von Teilen der kapitalistischen Wirtschaft. Er ist Ausdruck dafür, daß der kapitalistische Reproduktionsprozeß und damit auch der Verwertungsprozeß des Monopolkapitalismus nur noch mit Hilfe staatlicher Maßnahmen funktionieren kann, wobei die Monopole einen Konkurrenzkampf um den Einfluß auf den Staat und seine Maßnahmen führen.

Die staatsmonopolistischen Maßnahmen dienen vor allem der Gewährleistung hoher Monopolprofite und der Sicherung des monopolkapitalistischen Wirtschafts- und Herrschaftssystems. Die Monopole suchen und finden im staatsmonopolistischen Kapitalismus Wege und Methoden, um dem mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt sich verstärkenden Fall der Profitrate entgegenzuwirken.

Solche staatlich sanktionierten Methoden sind die Abwälzung der indirekten Steuern und von Teilen der Profitsteuern auf die Preise, die Erhöhung der Abschreibungssätze für die Produktionsanlagen durch die sogenannte degressive Abschreibung, die ebenfalls auf die Preise geschlagen werden, und die Abwälzung der von den Arbeitern erkämpften Lohnerhöhungen auf die Monopolpreise. Dazu kommen die Preissteigerungen, die durch die inflationäre Finanzierung der Rüstungs- und Kriegsausgaben hervorgerufen werden.

Im monopolistischen Stadium des Kapitalismus ist das Monopol keine Ausnahmeerscheinung der kapitalistischen Produktionsweise, sondern das sie bestimmende und alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft durchdringende Element. Das bedeutet, daß die Monopolpreise in den Kostpreis nahezu aller kapitalistischen Betriebe und in den Wert der Ware Arbeitskraft eingehen und deren Niveau anheben oder senken, wenn die Industriemonopole zum Beispiel Rohstoffe verwenden, die zu monopolistisch niedrigen Preisen aufgekauft werden. In der heutigen Entwicklungsphase hat ihre preissteigernde Wirkung einen inflationsfördernden Charakter, der alle Widersprüche verschärft, insbesondere den Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit zum Widerspruch zwischen Monopolbourgeoisie und Volk ausweitet.

Wie für jedes Kapital ist auch für das Monopolkapital die Erreichung eines höchstmöglichen Profits die Triebkraft seines Handelns. Unter den Bedingungen der freien Konkurrenz mündet dieser Drang in das Gesetz vom Durchschnittsprofit. Im Konkurrenzkampf der Kapitale um den Absatz ihrer Waren und um die profitabelste Kapitalanlage setzt sich im Schwanken der Profitraten der einzelnen Kapitalisten zwangsläufig eine allgemeine Durchschnittsprofitrate durch. Das Monopolkapital dagegen verhindert durch die Beherrschung der Produktion und des Marktes den Ausgleich der unterschiedlichen Profitraten zur allgemeinen Profitrate und führt zur Bildung unterschiedlich hoher Monopolprofitraten.

Das Mehrwertgesetz setzt sich unter diesen Bedingungen nicht mehr als Gesetz vom Durchschnittsprofit, sondern als Gesetz vom Monopolprofit durch.

Als objektives Gesetz bestimmt das Gesetz vom Monopolprofit das Handeln der Monopolkapitalisten. Der Monopolprofit ist eine Existenz- und Entwicklungsbedingung des Monopolkapitals. Die unter dem Druck des monopolistischen Konkurrenzkampfes sich sprunghaft vollziehende Entwicklung und Anwendung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, der damit verbundene rasche moralische Verschleiß der Produktionsanlagen, die damit verbundene Nichtausnutzung von Produktionskapazitäten fordern gewaltige Mittel für die Akkumulation. Des weiteren unterhalten die Industriemonopole große Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, einen umfangreichen Verwaltungs- und Werbeapparat. Schließlich verlangt der mit den Methoden der Herrschaft und Gewalt, Bestechung und Korruption geführte Konkurrenzkampf der Monopole große finanzielle Mittel. All das macht den Monopolprofit zur Existenzbedingung des Monopolkapitals.

Dabei spielt die Profitmasse eine wachsende Rolle, da die mächtigen Monopole auch bei sinkender Profitrate durch die Größe ihres Kapitals und die Massen von Arbeitern sowie ingenieurtechnischem Personal, die sie ausbeuten, über riesige Akkumulationsmittel verfügen, die sie sowohl für die Ausdehnung ihres Herrschaftsbereichs als auch für die Intensivierung der Ausbeutung einsetzen können.

Eine weitere, erprobte Methode, die Monopolprofitrate zu erhöhen und ihrem Fall entgegenzuwirken, ist die Methode der umfassenden Aufnahme von Kredit und der Ausnutzung des fiktiven Kapitals.

Die Monopole als Großunternehmen, die mit den Banken eng verbunden und verflochten sind, können diese Methode natürlich in größtem Umfang anwenden. Das zeigt sich darin, daß der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital, das heißt dem Eigenkapital plus Kredit und anderer fremder Mittel, immer geringer wird. Das heißt, das Anlagekapital, mit dem der Mehrwert erzeugt wird, wird durch die Akkumulation weitaus größer als das Aktienkapital, für das nur ein Teil des Mehrwerts, die Zinsen, die Dividenden, gezahlt wird.

Beim Rüstungskapital wird eine weitere Methode der Sicherung und Erhöhung der Monopolprofitrate sichtbar, die staatsmonopolistische Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik, die zwar dem Rüstungskapital im besonderen Maße, aber nicht nur ihm, sondern dem Monopolkapital insgesamt zugute kommt. Dazu gehören militärische und zivile Staatsaufträge, die zu Monopolpreisen erfüllt werden, die Anzahlungen für die Staatsaufträge, die der Finanzierung der Produktionsanlagen dienen, also das Eigenkapital vermindern, Steuernachlässe für Investitionen und Amortisationen, Prämien für Vernichtung von Kapital und Waren, staatliche Investitionen, die von den Monopolen genutzt werden, staatliche Finanzierung der Forschung und Entwicklung, Sonderpreise und -tarife für Waren und Leistungen der Staatsunternehmen an die Monopole. Hierbei erfolgt eine Umverteilung des Nationaleinkommens zugunsten des Monopolkapitals im Riesenausmaß.

Die Ausnutzung des fiktiven Kapitals zur Erhöhung und Sicherung der Monopolprofitrate der Industriemonopole geschieht auf verschiedene Weise. Die Beherrscher der Industriemonopole beschränken sich nicht darauf, Monopolprofit aus der Ausbeutung der Arbeiter der zum Monopol gehörenden Betriebe zu gewinnen. Sie benutzen einen Teil des Kapitals des Monopolunternehmens, wie die Analyse des Industriemonopols zeigte, auch dazu, sich an anderen Unternehmen und Betrieben zu beteiligen oder sich, durch die Erringung der Aktienmajorität, anzugliedern. Auf diese Weise eignen sie sich einen Teil oder den ganzen Profit dieser Betriebe an und erhöhen die Monopolprofitrate der „Muttergesellschaft“. Sie gewinnen aber auch Profit, indem sie Aktien und andere Wertpapiere aufkaufen und sie nach einer Kurssteigerung wieder verkaufen, also Spekulation mit Wertpapieren betreiben. Der Großaktionär oder die herrschende Gruppe von Großaktionären eines Monopols erreicht eine Monopolprofitrate dadurch, daß sie mit einem Minimum an Eigenkapital – 20 bis 40 Prozent – das gesamte Aktienkapital des Unternehmens samt seinen Beteiligungen beherrschen und damit über deren Profit verfügen.

Alle diese Methoden, die dem Fall der Profitrate entgegenwirken und die Monopolprofitrate erhöhen sollen, sind Ausdruck dafür, daß das monopolistische Stadium des Kapitalismus zugleich ein Stadium des Parasitismus und der Fäulnis ist. Die gewaltige Entwicklung der Produktivkräfte durch das Monopolkapital gerät immer mehr in Widerspruch zu seiner Verwertung. Das äußert sich darin, daß die Profitrate des Kapitals der Industriemonopole, das unmittelbar in der Produktion angewandt wird, trotz ungeheuer angestiegenem Ausbeutungsgrad und riesenhaft anwachsender Mehrwert- beziehungsweise Profitmasse absolut sinkt und das Monopolkapital dem Fall seiner Profitrate nur dadurch entgegenwirken kann, daß es die aufgezeigten Methoden anwendet. Mit diesen Methoden modifiziert es nicht nur die Ausbeutungs- und Verteilungsbedingungen, sondern verschärft auch alle Widersprüche.

Die unmittelbare Auswirkung der Einschränkung und Ausschaltung der regulierenden Funktion des Wertgesetzes ist die Verschärfung des Ausmaßes und der Tiefe der zyklischen kapitalistischen Überproduktionskrisen. Die Regulierung des gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses durch den Monopolprofit spitzte den Grundwiderspruch des Kapitalismus und die aus ihm hervorgehenden Widersprüche dermaßen zu, daß die kapitalistische Produktionsweise durch die Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1932 an den Rand des Abgrunds geriet und die Widersprüche nicht mehr spontan, wie das in früheren Krisen der Fall war, ihre Lösung finden konnten. Dazu bedurfte es einer umfangreicheren staatlichen ökonomischen Hilfestellung, die in den USA, dem am stärksten von der Krise betroffenen Land, als Politik des „New Deal“ verwirklicht wurde, in Deutschland aber in die faschistische Zwangswirtschaft einmündete. Diese Krise und der Zweite Weltkrieg beschleunigten die Verwandlung des monopolistischen in den staatsmonopolistischen Kapitalismus. Die staatsmonopolistische Regulierung wurde zum integrierenden Bestandteil des vom Monopolkapital beherrschten Reproduktionsprozesses des gesellschaftlichen Gesamtkapitals.

Aber wie die Bewegung des Monopolkapitals, so wird auch die staatsmonopolistische Regulierung des vom Monopolkapital beherrschten gesellschaftlichen Reproduktionsprozesses durch das Gesetz vom Monopolprofit bestimmt. Der staatsmonopolistische Kapitalismus hebt den Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und der kapitalistischen Form der Aneignung nicht auf, sondern vertieft ihn. Daher sind weder „punktuelle“ noch „globale“ staatsmonopolistische Maßnahmen der „Planifikation“ oder der „Programmierung“ Formen einer gesamtwirtschaftlichen Planung. Sie waren entweder nur auf die Behebung von Krisenerscheinungen in Teilbereichen der Wirtschaft gerichtet, oder sie fördern als „globale“ Maßnahmen stets nur die größten Monopole – durch die Investitionshilfe, die Steuerermäßigungen für Investitionen und Amortisationen, die Staatsaufträge, Sondertarife der Leistungen von Staatsbetrieben usw., da diese überwiegend nur von Großunternehmen genutzt werden können.

Die Folgen sind: Verstärkung der ungleichmäßigen Entwicklung des Kapitalismus, Vertiefung der Disproportionen und die Entstehung chronischer Krisen wie der Energiekrise, Inflation und Währungskrisen, ökologische Krisen – das heißt die Zerstörung der Umweltbedingungen –, Krisen des Bildungssystems usw.

Das Gesetz des Monopolprofits als Triebkraft des Kapitalismus in seinem monopolistischen Stadium ist ein Ausdruck der Verwandlung des Kapitalismus aus einer progressiven in eine parasitäre, faulende und sterbende Produktionsweise und treibt zugleich diesen Prozeß des Parasitismus, der Fäulnis und des Absterbens voran.