RotFuchs 194 – März 2014

Als Julius Fučik 1934 nach Bayern reiste

B. S.

Es ist ein gerade mal 64 Seiten umfassendes Büchlein, das der Verlag Wiljo Heinen jüngst herausbrachte. Doch es besitzt großes Gewicht, handelt es sich doch um die 2011 wiederentdeckten Aufzeichnungen des Journalisten Julius Fučik. Dieser hatte 1943 eine „touristische“ Reise nach Bayern unternommen, in deren Ergebnis die bislang verschollen geglaubte Reportage entstand.

Es waren nur zwei oder drei Tage, die Fučik in Nazi-Deutschland verbrachte. Was er sah, waren „all die schweigenden und flüsternden Menschen … auf den Straßen, in den Zügen, in den Bierkellern … Sie saßen breitbeinig über einem Kloben, sie gruben keinen Graben, aber sie tischlerten schweigend und düster einen gewaltigen Galgen für eine Gesellschaft. Und aus dem Untergrund trat ihr Henker … hervor.“

Auch sein eigener Henker war dabei. Als einer der bedeutendsten Journalisten seiner Zeit, der in einer Reihe mit Egon Erwin Kisch, Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky zu nennen ist, setzte er sich mit ganzer Kraft für die „Vereinigung der tschechischen Kulturschaffenden im Kampf gegen den Faschismus“ ein und fiel – nach dem Attentat auf Himmlers Prager Residenten Heydrich 1942 – in die Hände der Nazischergen.

Im Prager Gefängnis Pankrac verfaßte er auf aus seiner Zelle geschmuggelten Kassibern die „Reportage unter dem Strang geschrieben“. Sie machte ihn weltbekannt. Erst 40jährig wurde der kühne Reporter am 8. September 1943 in Plötzensee hingerichtet.

Fučiks Mahnung „Menschen, ich hatte Euch lieb, seid wachsam!“ ist heute aktueller denn je. Schon damals, während seines illegalen Aufenthalts in München, fand er bestätigt, daß nur entschlossener Widerstand und gemeinsames Handeln die drohende faschistische Gefahr hätten abwenden können. Um so wichtiger ist es, das Vermächtnis dieses großen Humanisten und kommunistischen Märtyrers wachzuhalten. Sein Bericht „Eine Reise nach München“ trägt dazu bei.

Julius Fučik:

Eine Reise nach München, Juli 1934

Verlag Wiljo Heinen, Böklund und Berlin 2013, 64 Seiten
ISBN 978-3-95514-011-3

10,00 Euro