RotFuchs 231 – April 2017

Bundeswehr:
Imagepflege für ein Söldnerheer

Jobst-Heinrich Müller

Die härtere Gangart der NATO-Führungsmacht, eingeschlagen von der Trump-Regierung, manifestierte sich am 15. Februar in Forderungen nach wachsenden Militärausgaben, erhöhter Truppenstärke, deren besserer Aufrüstung und mehr Gefolgschaftstreue gemäß strategischer Bedürfnisse der USA. Die EU-Staaten planen, angeblich besorgt über künftig mangelnde US-Unterstützung ihrer speziellen militärischen Optionen, ebenfalls Aufrüstung und gemeinsame Eingreiftruppen. Großbritannien nimmt den „Brexit“ zum Anlaß, neue Atom-U-Boote zu bauen. „Goldene Zeiten“ für von der Leyens Begehrlichkeiten: Viel Steuergeld wird fließen – für „höhere Verantwortungsbereitschaft“, mehr Kriegsgerät, Auslandsinterventionen und Grenzregime.

Achillesferse bleibt dabei jedoch die Erhöhung der Truppen- und Personalstärke. Denn die Bundeswehr ist seit Aussetzung der Wehrpflicht eine Söldnerarmee, die in „Karrierebüros“, Arbeitsagenturen, Schulen, Universitäten, auf „YouTube“ und sogar bei Volksfesten ihr „Kanonenfutter“ anwerben muß.

Als Mitbewerber auf dem Arbeitsmarkt tut sie sich besonders bei den benötigten Fachkräften für ihre Cyber-Armee, Waffen- und Gerätesysteme gegenüber privaten Anbietern gut bezahlter Jobs schwer. Von der Leyen erhöhte daher schon die „Auslandszulage“ und möchte sogar europäische Söldner (!) anwerben.  Im einfachen Truppendienst kann sie von der bestehenden Arbeits- und Perspektivlosigkeit einiger junger Arbeitssuchender profitieren. Vermeintliche Sicherheit im Staatsdienst und Aussicht auf ein sonst unbezahlbares Studium bewegen manchen, das Risiko einzugehen. Werbekampagnen wie „Mach, was wirklich zählt!“ locken möglichst unpolitisch, mit faszinierender Technik und einer Berufskarriere als „Elite“, die ihre „westlichen Werte“ in individueller Persönlichkeitsbildung lebt und „verteidigt“.

Besonders auch Frauen werden so geködert, „ihren Mann zu stehen“. „Es wird getrickst, getäuscht und gelogen“, Kriegsrisiken und Mißstände in der Armee werden „kaum oder nur oberflächlich angesprochen“, stellte die Deutsche Friedens­gesellschaft in einer Studie fest. Da ziert man sich noch. Anders in den USA, wo Werber in den Highschools bei Casting-Contests minderjährige Hacker für den Cyber-Krieg in Sold nehmen oder junge Arbeitslose mit Computer-Kriegsspielen als „Möchtegern-Rambos“ animieren.

Obwohl Bundeswehr, Medien und Regierung versuchen, die öffentliche Meinung zu verändern, überwiegt in der  Bevölkerung gegenüber der Truppe und ihren Kriegseinsätzen noch eine kritische Haltung. Dazu tragen auch die Enthüllungen über Mobbing, Verrohung, Gewalttätigkeiten, sexuellen Mißbrauch, Kameradschafts- und Neo-Nazi-Umtriebe bei sowie die geopolitischen Folgewirkungen kriegszerstörter Staaten. Zwar wurde das Verfassungsverbot von Angriffskriegen vom Bundestag und dem Bundesverfassungsgericht inzwischen zweckdienlich ausgehöhlt, was die Erkenntnis solcher Völkerrechtsbrüche aber nicht verhindert. Auch bleibt die Erinnerung an die 1956 erzwungene verfassungswidrige Wiederbewaffnung, die eine Kette militaristischer Verfassungsänderungen auslöste. Die in der Bundeswehr aufgedeckten faschistischen Seilschaften im Offizierskorps und eine entsprechende Traditionspflege rüttelten die Öffentlichkeit immer wieder auf. Der Widerstand gegen solche Tendenzen darf nicht nachlassen.  

Der Arbeit der Friedensbewegung und den Aktionen von Linksjugend [’solid] und SDAJ gegen das Werber-Unwesen kommt eine besondere Bedeutung zu – auch aus Sorge um die beworbenen jungen Menschen. „Heimkehrer-Appelle“, Waffenschau­veranstaltungen und öffentliche „Heimatgrüße“ gilt es als Kriegspropaganda zu bekämpfen!