RotFuchs 222 – Juli 2016

Der 8. Mai muß als „Tag der Befreiung“
zu einem Nationalen Gedenktag
gemacht werden!

RotFuchs-Redaktion

Der zweite Weltkrieg stellt ein Menetekel dar, ein Warnungszeichen an die gesamte Menschheit, den Weg des hemmungslosen Machtkampfs und der schrankenlosen Zerstörung zu beenden. Auf drei Kontinenten wurde von 1939 bis 1945 mit bis dahin nicht erlebter Rücksichtslosigkeit gegenüber jedem menschlichen Leben von dem verbrecherischen deutschen NS-Staat und seinen Verbündeten ein Eroberungskrieg geführt, dessen Ziel Ausrottung und Unterwerfung anderer Nationen und rassistisch ausgegrenzter Gruppen war.

Über 50 Millionen Menschen verloren ihr Leben – zum Ende zeigten die Atombombenexplosionen in Hiroshima und Nagasaki, daß nun die Mittel zur völligen Vernichtung der Menschheit den Militärmächten zur Verfügung standen. Wer aus seiner Geschichte nicht lernt, ist verurteilt, solche Verbrechen und selbstverschuldeten, ungeheuren Katastrophen erneut zu erleben.

Rolf Becker spricht zum
Tag der Befreiung im
KZ Esterwegen

Foto: Jochen Vogler / r-mediabase

Deutschland ist seit dem Kosovo-Krieg über Afghanistan und nun Syrien auf einem verhängnisvollen Weg der Verleugnung seiner entsetzlichen Kriegsgeschichte. Die „Enttabuisierung des Militärischen“ (Gerhard Schröder) ist weit vorangeschritten. Der historischen Amnesie muß im Interesse unserer Zukunft entschieden entgegengetreten werden. Deswegen werden wir uns dem Vergessen entgegenstellen, und unsere Forderung auch weiter vertreten: den 8. Mai als „Tag der Befreiung“ zu einem Nationalen Gedenktag zu machen.

In anderen am Zweiten Weltkrieg beteiligten Staaten wird der Jahrestag des Kriegsendes in Europa als Feiertag begangen, so in Frankreich, Tschechien und der Slowakei, in den Niederlanden (am 5. Mai), in Italien (am 25. April). In der Sowjetunion wurde am 9. Mai der Tag des Sieges begangen – in der DDR war übrigens seit 1950 der 8. Mai gesetzlicher Feiertag zum Gedenken an den Sieg über den Faschismus. Und warum wurde und wird in NATO-Deutschland dieses geschichtsträchtige Datum verdrängt?

Auch im westfälischen
Münster fand eine Feier
zum Tag der Befreiung
statt.

Foto: r-mediabase

Für uns gilt die denkwürdige Klarstellung des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der am 8. Mai 1985 sagte: „Der Blick ging zurück in einen dunklen Abgrund der Vergangenheit und nach vorn in eine ungewisse dunkle Zukunft. Und dennoch wurde von Tag zu Tag klarer, was es heute für uns alle gemeinsam zu sagen gilt: Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“

Heute droht unser Geschichtsbild überschattet zu werden von einem erneuerten Feindbild gegen Rußland, dem Kern der früheren Sowjetunion, die mit 27 Millionen Toten die größten Opfer für die Befreiung Europas vom Faschismus gebracht hatte.

Wir brauchen den Gedenktag auch zur Mahnung an die Befreiung von Kriegspropaganda, die im Kern von Rassismus, Streben nach Dominanz über abhängige Staaten und Eroberung von Ressourcen angetrieben wurde. Die Kontinuitäten der heutigen Politik sind bedrohlich, die Erinnerung an die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs und zugleich die Aufdeckung seiner Ursachen ist ein wichtiges Element einer friedensfähigen Zukunft.

Mit Willy Brandts Worten „Vom deutschen Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen“ halten wir uns an das Grundgesetz Art. 26 und widersprechen der Geschichtsvergessenheit aktueller deutscher Politiker, die von wachsender Verantwortung Deutschlands reden und direkt oder indirekt militärisches Eingreifen in fremden Ländern meinen, immer wieder unter Bruch des Völkerrechts.

Wir begründen unsere Forderung im Sinne des Schwurs der Häftlinge von Buchenwald bei ihrer Befreiung:

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.“

Dortmunder Friedensforum, VVN-BdA, Bündnis Dortmund gegen rechts