RotFuchs 196 – Mai 2014

Wie westliche Geheimdienste
Nazikollaborateure übernahmen

Der Antibolschewistische
Block der Nationen

Dr. Vera Butler

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges etablierte der Chef des damaligen US-Geheimdienstes OSS Allen Dulles den Antibolschewistischen Block der Nationen, welcher auf drei rechtsextremen Pfeilern ruhte: der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN), der hauptsächlich in Polen und den baltischen Staaten aktiven Prometheus-Liga und der Intermarium-Konföderation, welche überwiegend von Faschisten der als katholisch geltenden mitteleuro-päischen Staaten Tschechoslowakei, Kroatien, Slowenien und Ungarn getragen wurde.

Herausragend war in diesem Trio die bereits 1929 von Stefan Bandera ins Leben gerufene OUN. Er und sein Stellvertreter Janoslaw Stetsko standen unter dem Einfluß der Hitlerfaschisten und der Schwarzhemden Mussolinis. In den 30er Jahren war Terror ihre Hauptwaffe: Gewaltsame Operationen wurden in der damals unter polnischer Oberhoheit stehenden Westukraine (Galizien) und der einen Teil der Sowjetunion bildenden Zentralukraine unternommen.

Hitlers Admiral Canaris sorgte dabei für logistische Unterstützung durch die deutsch-faschistische Abwehr. Jüdische Siedlungen wurden für blutige Pogrome ausgewählt.

Der US-Diplomat George F. Kennan beschrieb die OUN-Killer als „Marionetten, die von deutschen Agenten hinter den Kulissen manipuliert werden“. In ihrer Nachfolge befindet sich heute die faschistische Swoboda-Partei, die bei den Ereignissen auf dem Kiewer Maidan Regie führte und dort ein bedeutendes Kontingent stellte.

Anfang 1957 schafften es frühere Nazikollaborateure, die als Flüchtlinge nach Kanada, Großbritannien, Australien und in die USA ausgewandert waren, den Antibolschewistischen Block der Nationen wieder neu zu beleben. Er unterstützte weiterhin Terrorakte auf sowjetischem Gebiet und startete zugleich eine intensive Medienkampagne, wobei sich die Akteure als „antikommunistische Nationalisten“ ausgaben, was zur Zeit des Kalten Krieges eine attraktive Maskierung war.

In Australien schrieb Mark Aarons, die „erfundenen und gefälschten Geschichten dieser Einwanderer“ seien dazu geeignet, ihnen die Aura hingebungsvoller Patrioten zu verschaffen. Sie verbreiteten phantastische Stories vom Mut ihrer Landsleute, die gleichermaßen gegen Nazis und Kommunisten kämpften, sowie furchterregende Berichte über „Brutalität und Massenmorde unter dem Kommunismus“. Die ukrainischen Faschisten wurden von der CIA finanziert, obwohl in Washington bekannt war, daß die Armee der Aufständischen (UPA) und die ukrainische Hilfspolizei ein besonders brutaler Teil der sogenannten Einsatztruppen in den von Hitlerdeutschland eroberten Ostgebieten waren.

Die Anfänge der Prometheus-Liga gehen bis in die 30er Jahre zurück, als sie in Warschau von polnischen, baltischen, ukrainischen und belorussischen Faschisten formiert wurde. Ihre Kontakte reichten bis nach Frankreich, in die Türkei und Japan. Vor Kriegsausbruch wurden die Prometheus-Banditen vom britischen Geheimdienst SIS finanziert sowie für Sabotage- und Terrorakte ausgebildet. Dann übernahm auch hier Hitlers Admiral Canaris das Zepter. Die belorussische Prometheus-Abteilung unterstand Radoslaw Ostrowski – einem Quisling, den die Nazis einsetzten, und Stanislaw Stankiewitsch, der 1941 das Massaker in Borisow anrichtete. Nach Kriegsende reorganisierte der britische Geheimdienst die Führung der Prometheus-Liga.

Die Intermarium-Konföderation war eine Allianz militant antikommunistischer katholischer Laienorganisationen. Vor dem Kriege stand sie ebenfalls mit dem britischen Geheimdienst in Verbindung und wurde später von Hitlers Abwehr übernommen.

In einem Bericht des Counter Intelligence Corps der Vereinigten Staaten aus dem Jahre 1947 heißt es, daß Intermarium als eine „geheime internationale Organisation“ zu betrachten sei, welche ihre Mitglieder überwiegend aus der Bevölkerung katholischer Gebiete rekrutiere, die „zwischen den Meeren“ lägen. Mit anderen Worten: vom litauischen Baltikum bis zum Mittelmeer und zum Schwarzen Meer. Es gab damals Pläne für die Schaffung einer katholischen Donau-Konföderation als Bollwerk gegen den „atheistischen Kommunismus“. Dabei ging es um die Zerstückelung der UdSSR, Jugoslawiens und der Tschechoslowakei sowie um die Eingliederung dieser künftig „freien“ Länder in einen katholischen Staatenbund.

Nach Kriegsende unterstützte der Vatikan etliche Organisationen, die sich mit der Rettung belasteter Naziaktivisten und deren Untertauchen im Westen befaßten. Einer dieser notorischen „Rattenpfade“ war Intermarium.

Wie Heinrich von Bülow in seinem Werk „Im Namen des Staates“ nachweist, deuten Äußerungen aus Vatikankreisen darauf hin, daß die Überzeugung vorherrschte, nur eine ideologische und programmatische Konzeption wie die der Nazis sei dazu imstande, den kommunistischen Einfluß einzudämmen und dessen weltweite Verbreitung zu verhindern.

Die vom US-Geheimdienst CIA finanzierte antikommunistische Propaganda, welche über die Sender „Radio Free Europe“ und „Radio Liberty“ Verbreitung fand, bediente als Hauptthema unablässig die angebliche sowjetische Bedrohung. Als allerdings der britische Oberkommandierende Montgomery während des Krieges die UdSSR besuchte, berichtete er anschließend über das unvorstellbare Maß der Zerstörung und den Erschöpfungsgrad der Bevölkerung, aus denen er schloß, daß die Sowjetunion mindestens 10 bis 15 Jahre brauchen werde, um überhaupt an einen Krieg denken zu können.