RotFuchs 199 – August 2014

Basil Porik kämpfte und fiel in der französischen Résistance

Ein ukrainischer „Held der Sowjetunion“

RotFuchs-Redaktion

Basil Porik war ein Leutnant der Roten Armee. Während zu Zeiten der UdSSR auf seine ukrainische Nationalität nicht besonders hätte hingewiesen werden müssen, weil alle Sowjetbürger gleichermaßen für ihr gemeinsames Vaterland einstanden, hat deren Erwähnung angesichts der Errichtung des faschistoiden Kiewer Regimes einen tiefen Sinn. Der junge Offizier, von dem hier die Rede ist, war nämlich ein postmortal als „Held der Sowjetunion“ geehrter Kämpfer der französischen Résistance.

Hier ist die Geschichte dieses mutigen Mannes, dem seine Heimat auf dem Friedhof des Städtchens Hénin-Beaumont das einzige sowjetische Denkmal in Frankreich errichtete. Damals erhielt Poriks westukrainisches Heimatdorf den Namen seines unerschrockenen Sohnes. Dort schuf man ihm zu Ehren auch ein Museum, während nach dem Roman Jurij Lyssenkos „Die Gefangenen von Beaumont“ ein Basil Porik gewidmeter Film gedreht wurde. In den Reihen der maßgeblich von der FKP und deren Führern Maurice Thorez, Marcel Cachin und Jacques Duclos geprägten Francs-Tireurs et Partisans (F. T. P.) kämpfte der ukrainische Rotarmist gegen die Nazideutschland dienstbaren Rechtsextremisten im Norden des Landes. Sie versetzten den Okkupanten wie deren einheimischen Kollaborateuren schwere Schläge.

Jedes Jahr erweisen Einwohner von Hénin-Beaumont dem Andenken des in ihrer Region gefallenen sowjetischen Kommunisten und Internationalisten auf dem Friedhof der Stadt, wo Basil Porik nach der Befreiung bestattet wurde, die Ehre.

Wer war und was tat der junge Antifaschist, den es nach Frankreich verschlug?

Der Bauernsohn Basil Porik absolvierte 1941 die sowjetische Offiziersschule in Charkow. In der Folgezeit nahm er als Leutnant der Roten Armee am Großen Vaterländischen Krieg der sowjetischen Völker teil, bis er 1943 in faschistische Gefangenschaft geriet. Wie viele seiner Schicksalsgefährten wurde er zur Zwangsarbeit in das nordfranzösische Departement Pas-de-Calais deportiert. In einer Grube der Minen von Drocourt mußte er untertage schuften. Dort teilten sein Los mehr als 7800 ukrainische Zwangsarbeiter, sowjetische Kriegsgefangene und nach Frankreich verschleppte Serben. Das den Hitlerfaschisten seit 1942 den strategischen Rohstoff Kohle liefernde Revier galt als „absolute Sperrzone“. In Marles-les-Mines bei Auzin wurden in Sichtweite zu den Schächten zahlreiche Barackenlager errichtet. Obwohl sie von den ihren Nazi-Brotherren bedingungslos ergebenen wallonischen Gendarmen scharf bewacht wurden, gelang es kommunistischen Kämpfern der Résistance, Kontakt zu den Gefangenen aufzunehmen und einen Teil von ihnen in eigene Aktionen einzubeziehen. Die aus den Camps Geflohenen konnten meist bei Bergarbeiterfamilien in der Region mehr oder weniger sicher untergebracht werden. Im Herzen des „schwarzen Landes“, wie das französisch-belgische Kohlerevier genannt wurde, schlossen sich viele Geflüchtete den Partisanen an.

Basil Porik, der aus dem Lager von Beaumont-en-Artois hatte entweichen können, wurde im Herbst 1943 durch die FKP-Mitglieder Gaston und Emilie Offre Unterschlupf gewährt.

Der ukrainische Rotarmist erlebte einen raschen Aufstieg in der Widerstandsbewegung. Unter dem Befehl des F.T.P.-Kommandeurs Victor Tourtois übernahm er die Leitung einer Gruppe sowjetischer Kämpfer, die dem Gegner ernste Verluste zufügte. Ihre Schläge richteten sich vor allem gegen das mit den Hitleristen unter einer Decke steckende Vichy-Regime, das in der Marschall Petain eingeräumten „unbesetzten Zone“ sein schmutziges Spiel trieb.

Ende April 1944 umzingelten die deutschen Faschisten Hénin-Liétard, nachdem sie erfahren hatten, daß dort geflüchtete sowjetische Militärs bei französischen Familien untergetaucht waren. Während sich Basil Kolesnik, Poriks engster Mitstreiter, nach heldenhaftem Kampf und der Tötung von elf Faschisten selbst die letzte Kugel gab, wurde Basil Porik ins Bein getroffen und in ein Gefängnis bei Arras verschleppt, wo man ihn grausamer Folter unterwarf. Doch am 25. April gelang ihm abermals die Flucht. In das Haus der Genossen Offre zurückgekehrt, nahm er trotz seiner Verletzung den Kampf sofort wieder auf. Noch einmal forderte der Bolschewik Basil Porik Hitlers 3. Reich heraus.

Auf seinen Kopf wurde nun ein hoher Preis ausgesetzt. Am 5. Mai 1944 fiel er den Verfolgern in die Hände. Aufs schwerste verwundet und dem Tode bereits nahe, wurde er noch am selben Tag in der Zitadelle von Arras erschossen.

In der örtlichen Zeitung „L‘ Héninois“ würdigte Colonel Lhermitte, einst Teilnehmer des Kampfes der F.T.P, Anfang der 60er Jahre „den legendären Mut des Offiziers der Roten Armee“. Und der kommunistische Journalist André Démarez schrieb: „Am Beginn des bewaffneten Kampfes der Résistance sprach noch niemand von Porik, der später dank der Entscheidung von Victor Tourtois zum engeren Kreis der F.T.P. gehörte.“

In den 60er Jahren erhob die UdSSR den tapferen Ukrainer in den Rang eines „Helden der Sowjetunion“. Gleichzeitig gab sie eine ihn darstellende Granitskulptur in Auftrag. Am 18. Februar 1968 waren zahlreiche Ehrengäste, unter ihnen der sowjetische Marschall Sokolowski und andere herausragende Kämpfer der Antihitlerkoalition, auf dem Friedhof von Hénin-Liétard bei deren feierlicher Enthüllung zugegen. Während Washington zur selben Zeit seine Aggression gegen Vietnam auf die Spitze trieb, würdigte Moskaus Botschafter in Paris die „französisch-sowjetische Zusammenarbeit, für die unsere besten Söhne ihr Blut vergossen haben“.

RF, gestützt auf „Initiative Communiste“, Paris, und „Étincelles“, Le Creuzot