RotFuchs 186 – Juli 2013

Griff in die literarische Schatztruhe (Teil 9)

Einst erfolgreiche DDR-Autoren
dem Vergessen entreißen

Dieter Fechner

Der am 26. 12. 1908 in Lübeck geborene Hanns Maaßen erlernte den Beruf eines Steinbildhauers, wurde dann aber Publizist und Redakteur. Nach der Machtauslieferung an Hitler nahm er am antifaschistischen Widerstand teil und mußte 1935 emigrieren. Wie Willi Bredel, Ludwig Renn, Erich Weinert und andere Schriftsteller kämpfte er in den Reihen der Internationalen Brigaden gegen die Horden Francos, Hitlers und Mussolinis. Nach der Niederlage der Spanischen Republik durchlitt er lange Gefängnisjahre. Erst 1946 kam er frei.

In der Nachkriegszeit war Maaßen zunächst als Rundfunkkommentator tätig, bevor er Anfang der 70er Jahre stellvertretender Chefredakteur des „Sonntag“ – der Wochenzeitung des Kulturbundes – wurde. Mit seinen Spanienbüchern „Die Messe des Barcelo“ (1956), „Die Söhne des Tschapajew“ (1960) und „… in der Stunde der Gefahr“ (1971) bereicherte Hanns Maaßen die Literatur zu dieser wichtigen Thematik. Erstmals stellte er Episoden aus dem Leben Hans Beimlers vor. Acht Erzählungen vereinte der Autor in dem Band „Vom Heuberg weht ein scharfer Wind“ (1979), die ebenfalls auf Erlebnissen des Spanienkämpfers beruhten. Als Herausgeber wurde Maaßen durch die Bücher „Lieder und Gedichte des Widerstandskampfes“ (1953), „Odio y amor“ (1967) und „Brigada internacional ist unser Ehrenname“ (1974) bekannt. In zwei Sachbüchern stellte er „Spanien – Land der unerfüllten Sehnsucht“ (1965) und „Potsdam“ (1970) – hier lieferte er den Text für einen Bildband – vor. Hans Maaßen starb am 23.6.1983.

Ferdinand May, der Vater der Schauspielerin und Sängerin Gisela May, lebte und wirkte mehr als fünf Jahrzehnte in Leipzig. Der gebürtige Darmstädter war zunächst ein Anhänger der Wandervogel-Bewegung. Nach dem 1. Weltkrieg betätigte er sich als Erzieher verwahrloster Jugendlicher. Ende der 20er Jahre machte er mit ersten schriftstellerischen Versuchen auf sich aufmerksam. Nach dem 2. Weltkrieg gründete er gemeinsam mit dem Komponisten Joachim Werzlau in Leipzig ein literarisches Kabarett. Er wirkte als Chefdramaturg an den dortigen Bühnen.

Erst als 60jähriger wandte er sich literarischer Tätigkeit zu. Ihn bewegten vor allem historische Stoffe, die Beziehungen zur Gegenwart ermöglichten. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stand das biographische Genre. Davon zeugen sein Stück „Aufstand des Babeuf“ (1953), das Prosawerk „Die Verschwörung des Gracchus Babeuf“ (1957) und sein Buch „Ein Drechslergeselle namens Bebel“ (1960). Über den Herero-Aufstand von 1904/07 gegen die kaiserlich-deutschen Kolonialisten berichtete May in „Sturm über Südwest“ (1963). In dem Roman „Der Freund der Sansculotten“ (1965), den er gemeinsam mit seiner Frau verfaßte, rückte Ferdinand May das Wirken Jean Paul Marats in den Mittelpunkt. „Fanal Paris“ (1971) war mehr als ein Roman über die Pariser Kommune. Im Vordergrund stand dabei der Staatsstreich von Napoleon III. Später folgten aus Mays Feder „Lautlose Fronten“ (1972) und „Das Attentat von Sarajevo“ (1975). In dem einen Buch beschrieb er den Kampf zwischen Nazihenkern und Widerstandskämpfern, in dem anderen den Anschlag auf den österreichischen Thronfolger.

„Die Historiker bescheinigen seinen Romanen die Zuverlässigkeit der Fakten wie der Zusammenhänge und seine Leser die Anschaulichkeit der Vorgänge und die Plastizität der Figuren“, stellte Hans Pfeiffer zu Mays Büchern resümierend fest. Der am 16.1.1896 Geborene starb am 18.11.1977.