RotFuchs 209 – Juni 2015

Emmely ist tot

RotFuchs-Redaktion

Vor Jahren wurde der Supermarkt, in dem Barbara Emme, genannt Emmely, an der Kasse saß, von der Kaiser’s-Tengelmann-Gruppe übernommen. Es kam, wie es kommen mußte: Die Arbeitsbelastung wurde immer größer, das Personal Stück für Stück ausgedünnt, der Druck auf die Belegschaft und den Betriebsrat wuchs unaufhörlich. Neben anderen setzte sich ver.di-Mitglied Emmely dagegen zur Wehr. Die Antwort der Tengelmann-Gruppe folgte prompt: Wegen zweier angeblich von ihr selbst eingelöster Pfandbons verlor sie ihren Job als Kassiererin. Gegen die Kündigung ging sie konsequent vor. Ihr Leitsatz war dabei: „Wer aufhört zu kämpfen, der hat schon verloren!“

Nach langer juristischer Auseinandersetzung mußte sie wieder eingestellt werden und kehrte an ihren Berliner Arbeitsplatz an der Kasse zurück. In der Folge war sie als Diskussionsteilnehmerin begehrt: Sie wurde zur Weltfrauenkonferenz nach Venezuela eingeladen, beteiligte sich als Koautorin an Büchern und gehörte dem Vorstand der Stiftung „Menschenwürde und Arbeitswelt“ an.

Unlängst ist Emmely im Alter von 57 Jahren gestorben. Wir verneigen uns mit Hochachtung vor dieser kämpferischen Frau.

Aus „Die Rote Spindel“, Nordhorn