RotFuchs 195 – April 2014

Erklärung Kommunistischer und Arbeiterparteien Europas

RotFuchs-Redaktion

Hundert Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges erleben wir eine erneute Debatte darum, wer das Feuer an die Lunte gelegt hat. Bei dieser Infragestellung der Hauptverantwortung des deutschen Imperialismus an dem über vier Jahre dauernden Völkergemetzel geht es selbstverständlich nicht um historische Wahrheit. Es geht um die theoretische und politische Legitimierung heutiger imperialistischer Politik. Der Erste Weltkrieg erwuchs aus den Expansionsinteressen der imperialistischen Großmächte Europas, er war auf Eroberung neuer Märkte und Ressourcen und die Neuaufteilung der vorhandenen gerichtet: ein „kapitalistischer Angriffs- und Eroberungskrieg“, wie Karl Liebknecht, Mitgründer der Kommunistischen Partei Deutschlands, früh feststellte. Gleichzeitig war der Krieg eine Gelegenheit für die Herrschenden, in ihren Ländern das Bewußtsein der Arbeiterklasse mit dem Gift des Opportunismus, des Nationalismus und Chauvinismus zu verseuchen. Im Sommer 1914 standen sich in Europa zwei feste Militärblöcke gegenüber: der „Dreibund“ Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien und die „Entente“ England und Frankreich, mit der sich Rußland jetzt verbündete. Italien trat 1915 auf der Seite der Entente in den Krieg.

Das Attentat von Sarajevo war die willkommene Gelegenheit für die kriegslüsternen Großmächte, ihre strategischen Konzepte zu verwirklichen. Was folgte, war ein Krieg, der erstmals in der Geschichte alle Kontinente erfaßte.

38 Länder waren an ihm beteiligt, ohne die damaligen Kolonien zu rechnen. Erstmals wurde ein Krieg auch industriell geführt. Dem Schlachten fielen sieben Millionen Menschen zum Opfer, die Zivilbevölkerung wurde in bisher nicht gekanntem Maß Opfer von Hunger und Seuchen. Zwanzig Millionen Menschen wurden verwundet oder verkrüppelt, unvorstellbare materielle Werte zerstört.

Das Gemetzel endete mit der militärischen Niederlage der Aggressoren. Die Novemberrevolution in Deutschland, die Revolutionen in Österreich, Ungarn und anderen Ländern wurden abgewürgt durch die Rolle, welche die rechtssozialdemokratischen Führungen in der Niederwerfung der Revolution übernahmen. In Deutschland wurde zwar die Monarchie gestürzt und die Republik gegründet, aber die Generale und die Kräfte des Monopolkapitals blieben – deren politisches Überleben machte später den Zweiten Weltkrieg möglich. Die Sozialdemokratie wurde im Zuge des Ersten Weltkriegs gespalten, die revolutionären Kräfte trennten sich von der 2. Internationale und gründeten weltweit kommunistische Parteien. Die Große Sozialistische Oktoberrevolution in Rußland ebnete den Weg für den ersten Arbeiter-und-Bauern-Staat der Geschichte der Menschheit. Aus dem Weltkrieg erwuchs so eine neue Hoffnung für die Welt – die Hoffnung auf den Sozialismus. Dafür stehen die unterzeichnenden Parteien bis heute.

  • KP Britanniens
  • KP Dänemarks
  • KP in Dänemark
  • Französische KP
  • Pol der Kommunistischen Wiedergeburt in Frankreich
  • KP Finnlands
  • Vereinte KP Georgiens
  • KP Griechenlands
  • KP Irlands
  • Partei der Italienischen Kommunisten (PdCI)
  • Neue KP Jugoslawiens
  • Partei der Kommunisten Kataloniens
  • Sozialistische Arbeiterpartei Kroatiens
  • KP Maltas
  • Neue KP der Niederlande
  • Partei der Arbeit Österreichs
  • KP Polens
  • Portugiesische KP
  • KP der Russischen Föderation
  • KP Schwedens
  • Partei der Arbeit der Schweiz
  • Partei der Kommunisten Serbiens
  • KP Spaniens
  • KP der Völker Spaniens
  • KP Böhmens und Mährens
  • KP der Ukraine
  • Ungarische Arbeiterpartei (Munkaspart)
  • Fortschrittspartei des Arbeitenden Volkes Zyperns (AKEL))

Sowie die Initiatoren:

  • Partei der Arbeit Belgiens
  • Deutsche Kommunistische Partei
  • KP Luxemburgs

Und endlich ist kein anderer Krieg für Preußen-Deutschland mehr möglich als ein Weltkrieg, und zwar ein Weltkrieg von einer bisher nie geahnten Ausdehnung und Heftigkeit. Acht bis zehn Millionen Soldaten werden sich untereinander abwürgen und dabei ganz Europa so kahlfressen, wie noch nie ein Heuschreckenschwarm. Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Kriegs zusammengedrängt in drei bis vier Jahre und über den ganzen Kontinent verbreitet; Hungersnot, Seuchen, allgemeine, durch akute Not hervorgerufene Verwilderung der Heere wie der Volksmassen; rettungslose Verwirrung unsres künstlichen Getriebs in Handel, Industrie und Kredit, endend im allgemeinen Bankerott; Zusammenbruch der alten Staaten und ihrer traditionellen Staatsweisheit, derart, daß die Kronen zu Dutzenden über das Straßenpflaster rollen und niemand sich findet, der sie aufhebt; absolute Unmöglichkeit, vorherzusehn, wie das alles enden und wer als Sieger aus dem Kampf hervorgehen wird; nur ein Resultat ist absolut sicher: die allgemeine Erschöpfung und die Herstellung der Bedingungen des schließlichen Siegs der Arbeiterklasse. - Friedrich Engels, 1887

Im Unterschied zu dem, was in der kommunistischen Bewegung bei anderer Gelegenheit vertreten wurde, gibt es keinen Gegensatz zwischen diesen beiden Elementen in der Orientierung und Aktion kommunistischer Parteien. Jede Partei ist solidarisch mit den Parteien, den Werktätigen und den Völkern der anderen Länder. Aber sie ist – mit Überzeugung – auch eine Verteidigerin der Interessen und Rechte des eigenen Volkes und Landes. Der Ausdruck „internationalistische und patriotische Partei“ besitzt am Ende dieses 20. Jahrhunderts seine volle und ganze Bedeutung. Man kann als internationalistischen Wert den Kampf im Innern eines Landes und als Wert des inneren Kampfes die Beziehungen der Solidarität mit den Werktätigen und den Völkern der anderen Länder einschließen. - Álvaro Cunhal (1913 – 2005) / Aus „Initiative Communiste“, Paris

Quelle: „Unsere Zeit“, Essen