RotFuchs 235 – August 2017

Gedanken zur Oktoberrevolution

RotFuchs-Redaktion

Die bloße Existenz der siegreichen Proletarier-Republiken der Sowjetunion ist für mich als Mensch und Schriftsteller unermeßlich bedeutungsvoll geworden. Verwan­delte sich doch durch sie unsere Utopie, die manchmal der bösen Wirklichkeit gegen­über als verrückt erscheinen mußte, in schöne, handgreifliche Wirklichkeit. Und die Leistungen, der Aufbau, das ununterbrochene Vorwärts- und Aufwärtsgehen mit einem hinsiechenden Westeuropa als Hintergrund! Es sieht heute böse aus in der alten Welt. Wie würde es erst aussehen, wenn die frohe Tatsache Sowjetunion nicht existierte!

Mir selbst hat diese Tatsache oft Mut eingeflößt, wenn ich müde und zaghaft wurde. Auf meine Initiative haben die siegreiche Oktoberrevolution und der sozialistische Aufbau in erster Reihe propagandistisch anregend gewirkt. Ich habe es als die Haupt­sache betrachtet, den entmutigten Proletariern Westeuropas Mut einzuflößen, und zwar dadurch, daß sie soviel wie möglich über das proletarische Rußland erfuhren: also der Lügenpropaganda entgegenzutreten, sie einzudämmen und über die Riesen­erfolge zu berichten! Es ist meine Erfahrung, daß nichts derart revolutionierend auf den westlichen Proletarier wirkt wie die Darstellung des Lebens und Wirkens in der Sowjetunion.

Martin Andersen Nexö

Als im Jahre 1917 zu uns jungen Menschen, die gegen den Imperialismus aktiv kämpften, die Nachricht von der Oktoberrevolution kam, wußten wir, daß hier endlich der „Traum der Millionen“ Wirklichkeit, daß diese Welt des Mordens und des kapita­listischen Raubbaus an menschlicher Kraft durch eine sozialistische Welt voll Sinn und Vernunft überwunden wurde.

Wir erlebten mit leidenschaftlicher Teilnahme die schweren Jahre der Selbstbehaup­tung und der heroischen Verteidigung gegen die Konterrevolution an allen Fronten. Wir erlebten den Aufbau des Fünfjahrplanes, wir waren Zeugen, wie die UdSSR, umge­ben von faschistischen Staaten, unbeirrt ihren Weg verfolgte, wie Völker, die bis vor wenigen Jahren dumpf und versklavt lebten, in fieberhafter Arbeit zu eigenem kultu­rellem Leben erwachten.

Was haben wir der UdSSR zu danken? Ihr Dasein. Heute mehr denn je. Ihr Schutz, ihre Verteidigung ist die Pflicht aller, die sich den Glauben an die historische Mission der arbeitenden Klassen bewahrt haben.

Ernst Toller

Angesichts der ungeheuren Bedeutung, welche die Oktoberrevolution für die Geschichte der Menschheit besitzt, nimmt es sich etwas komisch aus, wenn ein einzelner ihr bedingungslos zustimmt. Wollen Sie bitte daher diese Zustimmung als das nehmen, was sie nur bedeuten kann: als Ausdruck der Gesinnung.

Franz Blei

Ich sehe in der Oktoberrevolution und im Aufbau des Sowjetstaates das kühnste und durchdachteste soziale Experiment, das die Weltgeschichte kennt.

Rudolf Kayser

Ich glaube, daß die Oktoberrevolution das bedeutsamste geschichtliche Ereignis war, das in diesem Jahrhundert stattgefunden hat.

Aus der gegenwärtigen wirtschaftlichen und kulturellen Krise Europas gibt es meiner Meinung nach zwei Auswege: einen kapitalistischen und einen sozialistischen. Es hat den Anschein, als ob Europa entschlossen ist, es mit dem kapitalistischen Ausweg zu versuchen. Die Krise hat dann den Sinn gehabt, den alle Krisen im kapitalistischen System hatten, das kranke System nämlich wieder gesund zu machen. Von einem Zusammenbruch des Kapitalismus kann keine Rede sein. Er entwickelt sich weiter und nimmt genau die Bahn, die Marx ihm prophezeit hat.

Über den sozialistischen Ausweg brauche ich mich wohl weiter nicht zu äußern. Ich möchte hinzufügen, daß ich, obwohl bürgerlich erzogen und in einem bürgerlichen Milieu lebend, diesen unwahrscheinlichen sozialistischen Ausweg von Herzen herbei­sehne. Er kann allerdings lediglich durch die Arbeiterklasse herbeigeführt werden, die aber offenbar noch nicht aufgeklärt genug ist.

Dr. Manfred Hausmann

Lunatscharski fragte mich unlängst: „Warum kommen Sie nicht mal nach Rußland?“ Ich sagte darauf: „Weil ich fürchte, daß ich dann den Wunsch hätte, dort zu bleiben.“

Das Faktum „Sowjetrepublik“ ist für mein Bewußtsein eine der größten und beglü­ckendsten Tatsachen. Weil hier seit zweitausend Jahren zum ersten Male der ganz ehrliche Versuch gemacht wird, durch Energie Gerechtigkeit in die Welt zu bringen.

Wenn ich morgen sterben sollte, wird der Gedanke an dies vereinzelte Phänomen inmitten einer zaghaften und rückständigen Welt der letzte, der einzige solide Trost sein.

Alfred Kerr

Meiner Überzeugung nach wird die Oktoberrevolution das unvergleichlich wichtigste Ereignis des zwanzigsten Jahrhunderts bleiben.

Klaus Mann