RotFuchs 198 – Juli 2014

Laudatio auf ein geschmähtes Wort

Dr. Edmund Schulz

Wer sich heute in der publizistischen Öffentlichkeit traut, Gedanken über eine nichtkapitalistische Gesellschaft zu äußern und sich dabei gar des Terminus Kommunismus bedient, dem ist eines sicher: Über derart Kühne wird eine heulende Journalistenmeute à la Klaus Kleber, Marietta Slomka oder Franz Josef Wagner herfallen. Denn Kommunismus ist für die Wortführer der Kapitalmedien nicht nur das ewige „Unwort“. Für sie und ihre Auftraggeber gilt es, seine Inhalte zu bekämpfen. Ins Visier geraten dabei vor allem jene, welche sich zum Sinn dieses „Unwortes“ bekennen. Nicht nur Gesine Lötzsch kann ein Lied davon singen.

Ein Literaturwissenschaftler, ein Rechtsphilosoph und ein Journalist – Wolfgang Beutin, Hermann Klenner und Eckart Spoo – haben sich dennoch nicht abschrecken lassen, auf 200 Druckseiten eine Sammlung positiver Aussagen zur kommunistischen Idee einer ausbeutungs- und unterdrückungsfreien Gesellschaft vorzulegen. Dafür haben sie den Fundus der Weltliteratur nach Aussagen durchforstet, deren Verfasser sich direkt oder indirekt zu jener Gesellschaft äußern, in der die Menschen als Freie und Gleiche ein erfülltes Leben finden können. 103 Namen von Frauen und Männern verzeichnet das Register der drei Autoren. „Ausgewählt zumeist aus der Fülle des in Europa Überlieferten“, schreibt Hermann Klenner in seinem Vorwort, „wird in den nachfolgenden Fundamentalsätzen kommunistischer Denk- und Lebensweise deren Wirklichwerden erhofft, gefordert oder erwartet, in wenigen Fällen auch über wirkliche Ansätze berichtet. Sie sind in durchaus unterschiedlicher Weltanschauung eingebettet. Deren Autoren verstanden sich keineswegs alle als Kommunisten, die allermeisten aber als Gegner von Ausbeutungs-, Unterdrückungs- und Verdummungsverhältnissen in der Gesellschaft ihrer Zeit. Einige von ihnen haben für ihre Überzeugungen mit dem Leben gezahlt.“

Schon beim Durchblättern kommt der Leser aus dem Staunen nicht heraus, bei wem die Herausgeber auf Substantielles stießen: Platon und Marc Aurel, Paracelsus und Rousseau, Heinrich Heine und Étienne Cabet, Hermann Hesse und Thomas Mann, Fritz Reuter und Oscar Wilde – um nur einige zu nennen. Und natürlich fehlen Marx und Engels, Lenin und Rosa Luxemburg, Antonio Gramsci und Fidel Castro nicht.

Es ist dies kein Buch, das man wie Romane in einem Zug liest und dann beiseite legt. Es ist ein Bändchen, zu dem man immer mal wieder greifen wird. Und das nicht nur in Mußestunden, sondern gerade auch in Momenten der ideologischen Auseinandersetzung mit Antikommunisten der Gegenwart. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß diese Publikation zugleich eine typographische und gestalterische Augenfreude ist. Dazu tragen die geistvollen Illustrationen des Malers und Grafikers Thomas J. Richter ganz wesentlich bei. Sie lohnen mehr als einen flüchtigen Blick, zumal sie „unter trotziger Verwendung von Symbolen, die in einigen EU-Ländern verboten wurden oder werden sollen“, zustande kamen. Den Mut, dieses Buch vorzulegen, hatte der die gleichnamige Zweiwochenschrift herausgebende Verlag Ossietzky. Bleibt zu hoffen, daß der Titel „Lob des Kommunismus“ viele Käufer findet.

Am Schluß dieser Rezension mögen die eindrucksvollen Zeilen Étienne Cabets stehen: „Seit ihrem ersten Auftreten werden die Kommunisten verleumdet, mundtot gemacht und verfolgt. Was tut’s! Man braucht Mut für seine Überzeugung; man muß sagen, was man ist. Ich bin Kommunist!“

(Herausgeber)
Wolfgang Beutin, Hermann Klenner, Eckart Spoo:

Lob des Kommunismus
Alte und neue Weckrufe für eine Gesellschaft
der Freien und Gleichen

Illustriert von Thomas J. Richter
Verlag Ossietzky, Hannover 2013, 200 S.
ISBN 978-3-944545-02-08

20,00 Euro