RotFuchs 230 – März 2017

Leserbriefe

RotFuchs-Redaktion

Was ich in der Zeitung lese, kann ich kaum fassen: 4000 amerikanische Soldaten und 2500 Stück Kriegsgerät wurden inzwischen nach Polen verbracht. Das ist Kriegsvorbereitung vor unseren Augen! Kann einem Volk ein noch größeres Unheil drohen als Krieg?

Müßten da nicht alle Sirenen heulen und die Kirchenglocken läuten? Wo sind die Massen, Gewerkschaften und Parteien, die im Januar im Bremer Hafen hätten stehen und statt Ausladen zum Einpacken hätten auffordern müssen?

Elisabeth Monsig, Gartz

Westliche Panzer rollen wieder gen Osten. Was wollen sie da?

Da ist zuerst der über einhundert Jahre alte geopolitische Drang führender kapitalistischer Mächte zu nennen, der Anfang des 19. Jahrhunderts in der damaligen Weltmacht Nr. 1 – England – seinen Ursprung hat. Der Gründer der London School of Economics (LSE) Halford Mackinder veröffentlichte 1904 die sogenannte Heartland-Theorie, in der als Herzland die eurasische Landmasse Rußland genannt wird, die es aus englisch-imperialer Sicht zu kontrollieren galt, um weiterhin die Welt zu dominieren. Dominanz ist für den Kapitalismus überlebenswichtig! Diese auch heute noch für den Westen gültige und beherrschende Theorie wurde von einem aus Polen ausgewanderten verarmten Adligen, der es in den USA zu einem der einflußreichsten Geostrategen gebracht hat, auf den derzeitigen Führer der westlichen Welt zugeschnitten. Sein Name: Zbigniew Brzezinski, Sicherheitsberater mehrerer US-Präsidenten und bis heute einer der einflußreichsten NATO-Strategen – und ein ausgesprochener Rußlandhasser.

In seinem Buch „Die einzige Weltmacht, Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ entwickelt Brzezinski die moderne Form der Heartland-Theorie, von der militärischen Einkreisung Rußlands bis zur wirtschaftlichen Schwächung des unliebsamen Konkurrenten. Willige Mitstreiter findet man vom Baltikum über Polen, Ungarn, Bulgarien, Rumänien. Eines der wichtigsten Bindeglieder in diesem leicht zu durchschauenden Spiel ist die Ukraine, deren Führung sich bis 2014 eher nach Rußland, seinem natürlichen Partner, orientierte. Das konnte Washington nicht so ohne weiteres hinnehmen, schließlich hatte man dort jahrelang intensiv „gearbeitet“ und mehr als fünf Milliarden Dollar „investiert“, wie Victoria Nuland ganz offen zugab. Die rechtmäßig gewählte Regierung wurde mit Hilfe willfähriger faschistoider Kräfte wie Jazeniuk und Poroschenko weggeputscht. Der damalige Ministerpräsident Asarow hatte sich geweigert, das Assoziierungsabkommen mit der EU zu unterzeichnen – ein provozierter Anlaß, die USA zum „Regime Change“ in der Ukraine zu animieren. Mit NATO-Manövern unmittelbar an der Grenze zu Rußland ging es weiter. Hemmungslos und ungebremst spielt man mit dem Feuer eines großen Krieges.

Von den USA und diesem imperial ausgerichteten „Lissabon-Europa“ ist eine Kursänderung nicht zu erwarten. Dabei ist klar, Frieden und gutnachbarschaftliche Beziehungen kann es nur mit, nicht gegen Rußland geben. In Deutschland und europaweit bedarf es einer vereinten linken Opposition. Vielleicht ist die von Yanis Varoufakis initiierte Bewegung DiEM25 ein Anfang, um die Kräfte zu bündeln.

Volker Büst, Vienau

War vor einem Jahr noch die Rede davon, daß „die Welt aus den Fugen“ ist, so stellt man heute fest, daß sich diese Fugen unaufhaltsam zu vergrößern scheinen. Brexit und Trump stehen als aktuelle und bedrohliche Synonyme für diesen Prozeß. Deutschland und Europa sind mit dem Erstarken der AfD und rechtsnationalen Bewegungen in vielen europäischen Staaten konfrontiert. Doch bleiben wir bei dem neuen Präsidenten der USA Donald Trump, der die Welt und das, was in 70 Jahren weitgehendem Frieden in Europa erreicht wurde, in Frage stellen könnte.

In diesen Jahrzehnten ist es den USA gelungen, ihren weltpolitischen Einfluß so durchzusetzen und als so selbstverständlich darzustellen, daß er von einer Mehrzahl der Staaten hingenommen, ja sogar als notwendig akzeptiert wird. Wie es dazu kam, wird ausgeblendet. Provozierte Kriege von Vietnam bis Mittelamerika und dem Nahen Osten, Putschaktionen der Geheimdienste, Ausdehnung und kompromißlose Durchsetzung eigener Interessen in Militärbündnissen wie der NATO, internationalen Organisationen wie der Weltbank und dem Weltwährungsfonds haben zu diesem Ergebnis geführt.

700 Militärstützpunkte in über 150 Ländern mit 250 000 außerhalb den USA stationierten Soldaten zeugen davon. Selbst die Vereinten Nationen haben ihren Einfluß verloren. Den USA ist es gelungen, der Welt militärisch, ökonomisch, ja sogar „kulturell“ ihren Stempel aufzudrücken. Das Ende der europäischen sozialistischen Staaten hat dieser Entwicklung die letzten Hindernisse aus dem Weg geräumt.

Daß diese imperialen Ambitionen aber auch immer wieder an Grenzen stoßen, zeigt die aktuelle Lage selbst in „Gottes eigenem Land“. Trumps Stimmen kommen zum großen Teil von denen, die in den USA Opfer der Globalisierung und ihrer militärischen Überdehnung wurden. Aber auch in anderen Teilen der Welt wachsen Widerstand und Konkurrenz, vor allem um ökonomischen Einfluß und Durchsetzung eigener nationaler Interessen. So durch Rußland und China, die sich ihrer früheren Bedeutung erinnern.

Eine Erweiterung des Sicherheitsrates durch die Aufnahme der BRICS-Staaten könnte schon ein normaleres und ausgewogenes Miteinander bei der Lösung der globalen Probleme sein.

Franz Tallowitz, Saterlan

Bis heute gilt: Kriege sind die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Das demonstriert die „internationale Gemeinschaft“ seit fast 30 Jahren, zunehmend und immer raumgreifender. Hemmschwellen scheint es nicht mehr zu geben. Bei allen Kriegen ging es mit Lügen in die Gefechte, was heute nicht anders ist. In jetziger Zeit gibt es ganz „modern“ sogar den Cyberkrieg in den Netzen. „Die Russen“ haben ihn begonnen, wird behauptet. Wirklich? Und was macht die NSA? Hört sie tatsächlich nur das Handy der Kanzlerin ab? Zu Zeiten des Warschauer Vertrages hat man mit ähnlichen Szenarien jongliert und der Welt stets eine militärisch gewaltige Übermacht des Ostens in beeindruckenden Zahlen offeriert. Krieg, Überfall und Angriff blieben aus, „die Russen“ kamen nicht. Und heute? Wollen „die Russen“ Krieg, oder will der Westen die letzten Kriege gewinnen, um dorthin zu gelangen, wo er schon immer hin wollte – in die Ukraine bis in die Tiefen des reichen Sibiriens?

Leider spüren wir selbst in den Reihen der Linken, wohin es führt, wenn der Klassenstandpunkt verlorengeht, allgemeines Menschenrechtsgefasel die Politik bestimmt und keiner mehr nach den wirklichen Ursachen der Kriege fragt.

Roland Winkler, Aue

Zum neuen Bundeswehr-„Weißbuch“ haben sich die Autoren Bernd Biedermann und Kurt Laser in den letzten RF-Ausgaben sehr eindruckvoll zu Wort gemeldet.

Die Militärdoktrin der BRD betont in alter revanchistischer Manier, daß dieses NATO-„Verteidigungssystem“ mit der Einnahme von Kommandohöhen – durch „die Russen“ selbstredend – zu rechnen hätte. Diesen Worten folgen Taten auf dem Fuß. Deutschland rüstet auf und beteiligt sich militärisch an der weiteren Einkreisung Rußlands, genauso wie die USA, die, dem Befehl des Ex-Präsidenten Obama gehorchend, 4000 US-Soldaten mit schwerer Kriegstechnik, ins polnische Zagan verlegt haben. Die Ankunft dieser US-Panzer-Brigade wurde von der polnischen christlichen Ministerpräsidentin Sydlo willkommen geheißen, weil diese das Land vor angeblich geplanten russischen Angriffen schützen, den Frieden und die Stabilität der NATO sichern soll. In den Worten „Wir haben auf Sie Jahrzehnte gewartet!“ kommt doch zum Ausdruck, daß das NATO-Polen sich von Rußland bedroht fühlt, wohl wissend, daß nicht Rußland nach der Einvernahme der DDR durch die BRD die NATO-Grenzen von der Elbe bis an die russischen Grenzen verlagert hat, sondern der Westen, der seine gegenüber der UdSSR unter Gorbatschow gemachten Zusagen gebrochen hat.

In Zagan, einer früheren deutschen Garnisonsstadt, unmittelbar in der Nähe des seit 1898 existierenden Truppenübungsplatzes Swetoszow (Neuhammer/Queis-Kreis Sprottau-Sagan) können die NATO-Truppen ganz nahe der deutsch-polnischen Grenze bei Sorau ungestört von großen Ansiedlungen wie dereinst unter dem deutschen Kaiser Wilhelm und dann unter Hitler mit den Truppen der verschiedensten Waffengattungen den Kriegseinsatz trainieren.

Die heutige polnische Garnison Zagan wurde nach 1935 wie andere schlesische Garnisonen durch den Bau eines riesigen Kasernensystems unmittelbar an der Grenze Deutschlands zu Polen aufgerüstet. Neuhammer war das Rekruten- und Reservistenausbildungszentrum der VIII. Armee unter General Blaskowitz, der den Überfall auf Polen am 1. September 1939 von Breslau aus vorbereitet und kommandiert hat. Der Ort mit einst gerade mal 153 Einwohnern wurde bedeutsam, denn bis 1939 hatten die Nazis neue „Arbeitsplätze“ für 1500 Einwohner geschaffen. In Sagan entstanden bis 1940 vier Textilbetriebe, die für die Herstellung von Wehrmachtsuniformen gebraucht wurden.

Dieser „wirtschaftlichen“ Entwicklung der Städte und Dörfer um die Mallwitzer Heide zum größten Truppenübungsplatz Schlesiens lag der Schlieffen-Plan des gleichnamigen Chefs des Generalstabs der deutsch-kaiserlichen Armee für die Führung eines Blitzkrieges gegen Rußland und Frankreich zugrunde, der als Zweifrontenkrieg mit der militärischen Niederlage der kaiserlichen Armee 1918 endete, wie auch der 2. Weltkrieg, der von Hitler im Auftrag des deutschen Kapitals schon während seiner Haft in Landsberg geplant und mit der Machtübertragung am 30. Januar 1933 vorbereitet wurde.

Mit der Einkreisung Rußlands, der Stationierung von NATO-Truppen in Polen und in Baltikum-Staaten beteiligt sich die BRD wieder führend, bei Mißachtung der Lehren zweier Weltkriege, an der direkten Vorbereitung eines erneuten Überfalls auf Rußland. Es wird, wie es einst Hitler tat, von Frieden geredet, während Tatsachen in Richtung Krieg geschaffen werden. Die imperialistisch geprägte Gegenwart wird erst verständlich, wenn die Geschichte befragt wird.

Armin Lufer, Berlin

Am 7. November vergangenen Jahres haben die obersten Bundesrichter sich als Gegner dessen offenbart, was sie eigentlich durchsetzen und schützen sollten, nämlich Gerechtigkeit. Sie haben – der politischen Vorgabe folgend – beschlossen, Verfassungsbeschwerden zum § 7 AAÜG (Rentenstrafrecht für ehemalige Angehörige des MfS der DDR) nicht anzunehmen. Laut ihrer Entscheidung ist dieser Beschluß nicht anfechtbar. Das heißt, für die Betroffenen ist der innerstaatliche Rechtsweg erschöpft. Mit dieser Zurückweisung hat das Gericht ein weiteres Signal gesetzt, daß ehemalige DDR-Bürger nach der Hinausschiebung der Rentenangleichung Ost an West mit einem Abbau der Rentenungerechtigkeit nicht mehr rechnen können. Das Grundgesetz der BRD, von seinen Paladinen gern als Verfassung bezeichnet, wird hier zu einer Farce.

Bereits 1991, bei einem politischen Treffen in Wildbad-Kreuth, erklärte ein westdeutscher CDU-Politiker zum Umgang mit den sogenannten DDR-Staatsnahen: „Wir werden sie nicht in Lager sperren, das haben wir nicht nötig. Wir drängen sie an den sozialen Rand.“ Nachzulesen in Friedrich Wolff: „Einigkeit und Recht. Die DDR und die deutsche Justiz“. Das ist Staatsdoktrin der Mächtigen bis heute.

Ich höre und lese immer von Kürzung der Rente für ehemalige MfS-Angehörige. Diese Aussage ist aus meiner Sicht falsch. Es handelt sich nicht um eine Kürzung. Hier werden politisch gewollt erworbene Anwartschaften einfach nicht ausgezahlt. Das ist Diebstahl!

Angehörige der bewaffneten Organe der DDR haben 10 Prozent ihres Bruttogehalts in das jeweilige Versorgungssystem eingezahlt, der jeweilige Dienstherr auch 10 Prozent. Ehemalige Angehörige von NVA und VP bekommen inzwischen ihre Rente nach den eingezahlten Beiträgen. Es sei ihnen gegönnt!

Fazit: Das Gremium in den roten Roben hat es Exponenten des „Unrechtsstaates DDR“ wieder einmal gegeben. Bezeichnend ist, daß Nazis wie SS-Leute, Nazi-Richter, Gestapo-Schergen etc. derartige Konseqenzen in der BRD nie zu befürchten hatten. Bei ehemaligen lettischen SS-Freiwilligen oder spanischen Wehrmachtsangehörigen war (und ist) das nie ein Thema.

Der Rechtsstaat erscheint hier einmal mehr als Rechts-Staat.

Wilfried Steinfath, Berlin

Die Einschätzung von Ernst Moritz Arndt durch Peter Franz im Januar-RF teile ich. Aber das deutsche Kaiserreich hat sich 1914 nicht bereitwillig in einen neuen Krieg hineinziehen lassen. Der deutsche Imperialismus hat den Kampf um die Neuverteilung der Welt systematisch und langfristig vorbereitet. Auf die schändliche Zustimmung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zu den Kriegskrediten sollte immer wieder hingewiesen werden. Es ist ein Beispiel dafür, daß Gabriel lügt, wenn er behauptet, die SPD müsse sich ihrer Geschichte nicht schämen. 1914 stimmte die SPD als Oppositionspartei zu. 1999 stürzte sie als Regierungspartei Deutschland in den ersten Aggressionskrieg seiner Nachkriegsgeschichte. Der Mut von Karl Liebknecht kann nicht oft genug gewürdigt werden. Im Dezember 1914 stimmte er als einziger im Reichstag gegen die Kriegskredite, Bereits vor dem Krieg hat er die deutschen Rüstungsexporte angeprangert. Er ist ein leuchtendes Vorbild für alle Linken.

Dr. Kurt Laser, Berlin

Der Spruch des sowjetischen Botschafters in der DDR, Abrassimow, „Ende gut, alles gut“, mag für einen politisch aktiven Menschen nach einer halbwegs gewonnenen Schlacht gelten, für einen Historiker kann dieser Ausspruch jedoch keine Richtschnur sein. Geschichte und Biographien der Menschen sind zu komplex und widersprüchlich, um ihr Leben vom Ende her aufzurollen und glattzubügeln. Man muß nicht allen gegen Niemöller vorgebrachten Anwürfen zustimmen, es bleibt jedoch das Faktum des „Capri-Interviews“, das auch Hanfried Müller bei aller Anerkennung und Unterstützung von Niemöllers tapferem Kampf gegen die Remilitarisierung Westdeutschlands nicht unter den Tisch fallen ließ. Freuen wir uns über Martin Niemöllers klaren Standpunkt zum „Düsseldorfer Friedensprozeß“, als er dem Angeklagten Erwin Eckert am 19. Juli 1962 schrieb: „Ich bin mit Ihnen und den mit Ihnen verurteilten Freunden der Meinung, daß wir in einem Staat des Unrechts leben, in dem kein Mensch mehr vom Staat Wahrheit und Ehrlichkeit erwarten kann. Für Sie und die mit Ihnen verurteilten Freunde wie für unser ganzes Volk warte ich auf den Tag […], an dem unser Volk […] von den Menschen befreit wird, die […] ihre alten nazistischen und militaristischen Sonderziele zum Verderben unseres Volkes ungehindert verfolgen können. Darum bin ich froh, daß jetzt vor der ganzen Welt offenbar wird, wie unsere Polizei und auch unsere Justiz nazistisch verseucht und beherrscht wurden“ (Balzer, „Prüfet alles, das Gute behaltet“). Was wir heute angesichts der Mißachtung des Artikels 139 GG und des Freibriefs für die NPD durch das Bundesverfassungsgericht brauchen, ist die Tapferkeit eines Martin Niemöller und die Klarsicht eines Erwin Eckert. Behalten wir im Gedächtnis, daß Tapferkeit nicht vor Torheit schützt.

Martin Balzer, Marburg

Es ist gut, daß der „RotFuchs“ weiter erscheint. Manchmal übersetze ich aus ihm Artikel für unsere Zeitschrift „Socialist Correspondent“.

Der Kampf innerhalb der Labour Party in England ist schwer, da unter Tony Blair viele Leute bevorzugt wurden, die politisch nicht sehr fortschrittlich sind, auch auf der lokalen Ebene. So plant hier in Hackney, einem Londoner Stadtteil, der Labour Council, ein Sportzentrum abzureißen und statt dessen 400 Luxuswohnungen bauen zu lassen. Wir kämpfen dagegen. Nach der Wahl von Jeremy Corbyn als Vorsitzenden habe ich wieder mehr Hoffnung. Ich bin auch Mitglied von Momentum, einer Bewegung, die Jeremy Corbyn unterstützt.

Dieses Jahr ist auch der 100. Jahrestag der Oktoberrevolution – eine Möglichkeit, deren welthistorische Bedeutung zu unterstreichen und die Feindseligkeiten gegen Rußland anzuprangern.

Pat Turnbull, London

Im Artikel „Amerikanische Beschäftigungsverhältnisse“ von Ulrich Guhl in der Dezember-Ausgabe des RF wird die gegenwärtige katastrophale Situation auf dem Arbeitsmarkt, vor allem der Billiglohnverdiener, dargestellt. Im Beitrag finde ich meine Meinung, daß 25 Jahre nach der Einverleibung der DDR durch die BRD die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft, bestätigt. Es ist richtig, wenn erwähnt wird, daß sehr viele Bürger weite Wege zur Arbeit in Kauf nehmen und mit dem Mindestlohn gerade so den Lebensunterhalt bestreiten können. Ich vertrete aber auch die Auffassung, daß die Kehrseite der Medaille gesehen werden muß. Die Unternehmen sind in diesem System nun mal auf Profit aus und gar nicht interessiert, solche Löhne zu zahlen, die auch für diejenigen Ansporn sein könnten, welche sich im sozialen Abseits „eingerichtet“ haben. Ich erlebe immer wieder, daß gesagt wird: „Für diesen Billiglohn nehme ich die Belastung nicht auf mich und lebe lieber mit Harz IV.“

Hier zeigt sich das wahre Gesicht der kapitalistischen Gesellschaft, die viele am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Siegfried Tietz, Altenberg/Sachsen

Betreff: Julij Kwizinski – Zum Gedenken an den Freund (RF 12/2016, S. 12)

Im letzten Absatz des Artikels wird auf sein „eigentliches geistiges Vermächtnis“ verwiesen – sein Werk: „Rußland und Deutschland. Erinnerungen an die Zukunft“.

Leider konnte ich trotz umfangreicher Recherchen, einschließlich Fernleihe deutschlandweit, dieses Buch nicht finden. Vielleicht können Sie mir mit einem Hinweis helfen.

Peter Beuch (E-Mail)

Россия-Германия. Воспоминания о будущем

Das Buch „Россия-Германия. Воспоминания о будущем“ ist bisher nur auf Russisch erschienen (Detektiv-Press, Moskau 2008, 224 Seiten, ISBN 978-5-89935-087-0), auf dem Titelbild eine beziehungsreiche Fotomontage aus Motiven des Ehrenmals im Treptower Park und des Brandenburger Tors.

RotFuchs-Redaktion

Ich habe Euch heute eine kleine Spende überwiesen. Danke für die vielen interessanten Beiträge. Es ist schön, daß es Euch gibt. Macht weiter so!

R. Dietze, Freital

Betreff: Egon Krenz, Zu den Gründen …

(RF 1/2017, S. 13/14)

Das von Egon Krenz angeführte Thomas-Mann-Zitat gegen die Gleichsetzung von Sozialismus und Faschismus war mir eingestandenermaßen bisher unbekannt.

Ich wäre sehr daran interessiert, die Quelle zu erfahren. Könnt Ihr mir dabei helfen?

Otto Pfeiffer, Berlin

Das Zitat (von 1945) findet sich in: Thomas Mann, Essays, herausgegeben von Hermann Kurzke, Frankfurt a. M. 1986, Bd. 2, S. 311. Es sei hier noch einmal wiederholt und zum besseren Verständnis geringfügig ergänzt.

„Den russischen Kommunismus mit dem Nazi-Faschismus auf die gleiche moralische Stufe zu stellen, weil beide totalitär seien, ist besten Falles Oberflächlichkeit, im schlimmeren Falle ist es – Faschismus. Wer auf dieser Gleichstellung beharrt, mag sich als Demokrat vorkommen – in Wahrheit und im Herzensgrund ist er damit bereits Faschist und wird mit Sicherheit den Faschismus nur unaufrichtig und zum Schein, mit vollem Haß aber allein den Kommunismus bekämpfen.

Die Unterschiede im Verhältnis des russischen Sozialismus und des Faschismus zur Humanität, zur Idee des Menschen und seiner Zukunft sind unermeßlich. Der unteilbare Friede; konstruktive Arbeit und gerechter Lohn; ein allgemeiner Genuß der Güter dieser Erde; mehr Glück, weniger vermeidbares und nur vom Menschen verschuldetes Leid hienieden; die geistige Hebung des Volkes durch Erziehung, durch Wissen, durch Bildung – das alles sind Ziele, die denjenigen faschistischer Misanthropie, faschistischen Nihilismus, faschistischer Erniedrigungslust und Verdummungspädagogik diametral entgegengesetzt sind. Der Kommunismus, wie die russische Revolution ihn unter besonderen menschlichen Gegebenheiten zu verwirklichen sucht, ist, trotz aller blutigen Zeichen, die daran irre machen könnten, im Kern – und sehr im Gegensatz zum Faschismus – eine humanitäre und eine demokratische Bewegung.“

RotFuchs-Redaktion

Aus einer kargen Agenturmeldung habe ich erfahren, daß in Kuba beschlossen worden ist, keine Straßen nach Fidel Castro zu benennen und keine Denkmäler für ihn zu errichten. Statt dessen wird dazu aufgerufen, weiter im Geiste Fidels zu handeln. Unwillkürlich dachte ich an das beeindruckende Brecht-Gedicht „Die Teppichweber von Kujan-Bulak“. Bertolt Brecht lobt darin Teppichweber im fernen Turkestan, die 1924 das schon für die Errichtung eines Lenin-Denkmals eingesammelte Geld für den Kauf von Petroleum investierten, um Sümpfe trockenzulegen und so die gefährlichen Mücken zu bekämpfen. „So nützten sie sich, indem sie Lenin ehrten und ehrten ihn, indem sie sich nützten, und hatten ihn also verstanden“, schrieb Brecht. Leider haben diese Zeilen seitdem nur selten Beachtung gefunden. Kuba läßt einmal mehr hoffen!

Dr. Wolfgang Künzel, Bad Blankenburg

Wenn Egon Krenz in „Zu den Gründen unserer Niederlage“ (erster Teil, RF 229, Januar 2017) beschreibt, „daß die Partei- und Staatsführungen der sozialistischen Staaten … auf die entstandene tiefe Systemkrise nicht vorbereitet waren“, dann scheint es mir zu einfach, wenn die Staatengemeinschaft pauschal genannt wird, ohne hier die DDR und „ihre Daseinsberechtigung als selbständigen Staat“ zu benennen. Ich erahne, wie die innerparteiliche Orientierung, „keine Fehlerdiskussion“ zu führen, entstand.

Gespannt bin ich auf den zweiten Teil des Diskussionsbeitrags von Egon Krenz.

Dr. Klaus Emmerich, Kassel

DEUTSCHE WERTE

Ihr rühmt euch eurer deutschen Werte
und wollt sie andern anerziehn,
die „Werte“ sind vor allem Ausbeutung der Erde,
ihr wundert euch jetzt, daß die Ausgebeuteten
aus ihrer Heimat zu euch fliehn.

Mit Waffen, Geld und mit Kanonen
wollt ihr die Welt erobern und mit Drohnen.
Sind das die Werte, die ihr propagiert,
wenn der, dem ihr sie bringen wollt,
sein Leben auf dem Meer verliert?

Ihr wundert euch, daß jetzt die Menschen kommen,
denen ihr jahrelang die Nahrung habt genommen
und deren Heimat zu zerstören ihr nicht scheutet
und die ihr stets erfolgreich ausgebeutet.
Jetzt kommen sie in das „gelobte Land“,
doch das Asylrecht wird den meisten aberkannt.

Eva Ruppert, Bad Homburg

Als wir, die Teilnehmer der Kreisdelegiertenkonferenz, am 2. Dezember 1989 im Haus der sowjetischen Offiziere darüber entschieden haben, ob unsere Partei am Leben bleiben soll, war nicht vorauszusehen, wie sie sich später als Linkspartei im Grunde zur Stütze der Mächtigen dieses Staates entpuppen würde. Diese Entwicklung bekam ich besonders hautnah während meiner zehnjährigen Zugehörigkeit als Kreistagsabgeordneter der Linken im Kreistag Weimarer Land zu spüren. Als dann auch noch Papstbesucher Bodo Ramelow, der verkündete, daß die DDR ein „Unrechtsstaat“ gewesen sei, Thüringer Ministerpräsident wurde, war für mich klar, daß es nicht mehr meine Partei ist, der ich mehr als 53 Jahre angehörte. Wilhelm Liebknecht hatte recht, wenn er in seinem Brief von 1899 an die Französische Arbeiterpartei schrieb, daß ein Sozialist, der in eine Bourgeoisieregierung eintritt, entweder zum Feind übergeht oder sich „in die Gewalt des Feindes begibt“.

Als Linkspartei will sie Völkerrechtspartei sein, vermeidet aber jede Positionierung zur Überwindung des die Menschheit in den Abgrund führenden imperialistischen Systems.

Gerhard Müller, Nohra, OT Ulla

Der Leitartikel Arnold Schölzels in der Januar-Ausgabe „Unsere Alternative heißt Solidarität“ unterstreicht die Bedeutung des „RotFuchs“ als marxistisches Lehrheft für linke Kräfte. Ja, der Widerstand der englischen Arbeiterklasse seinerzeit, „die eine Teilnahme ihres Landes am Bürgerkrieg auf Seiten der Südstaaten verhinderte“, mahnt unsere Verantwortung heute an, wenn es darum geht, einen neuen, drohenden großen Krieg zu verhindern.

Hans-Georg Vogl, Zwickau

Als Fünfjähriger lag ich krank im Bett, und im Radio spielte ein großes Orchester Beethoven. Ich fand es hinreißend. Damit fing meine Liebe zur klassischen Musik an. Dann kam die Zeit von Elvis Presley – und das Alexandrow-Ensemble. Mein erstes Tonbandgerät und diese Aufnahmen hab ich noch immer. Es brachte mir die Callas ins Haus, Joseph Schmidt, aber auch das großartige Konzert von Louis Armstrong im Friedrichstadt-Palast.

Viele Titel von Beat-Gruppen kamen aufs Band. Wer kennt noch die Aufnahmen von Thomas Natschinsky und Band? Über hundert Aufnahmen befinden sich noch in meinem Besitz. In der FDJ habe ich so manches Theaterstück, Opernkonzert, Besuche in Museen, auch im sozialistischen Ausland, erleben können. Darunter unvergessen „Nathan der Weise“ von Lessing im Deutschen Theater in Berlin. Die Berliner FDJ brachte mit ihrem Literaturfest, Rock gegen Krieg und Theatertagen der Jugend Hunderttausende mit Kultur in Verbindung. Ich bin stolz, meinen Beitrag dazu geleistet zu haben.

Gerd Schulz, Nahetal-Waldau