RotFuchs 233 – Juni 2017

Leserbriefe

RotFuchs-Redaktion

Polen erlebt – inszeniert von der konservativen, klerikalen und autokratischen PiS-Partei – eine neue Welle des Antikommunismus. So ist man dabei, mehr als 500 noch erhalten gebliebene Denkmäler, Ehrentafeln und Straßennamen von Kommunisten und Linken zu liquidieren. So auch das Denkmal des Helden der VR Polen, des Generals Karol Swierczewskiego, der im März 1947 im Kampf gegen die ukrainischen Bandera-Leute in Bieszczady gefallen ist. Davon sind nicht nur polnische, sondern auch sowjetische Erinnerungsstätten wie die für die gefallenen Soldaten der Roten Armee betroffen. Straßenschilder, die den Namen deutscher Antifaschisten trugen – in Wałbrzych gab es eine Ernst-Thälmann-Straße – wurden ausgetauscht. Auch in Wrocław gab es ein kleines Denkmal für Teddy, das abgerissen wurde. Dafür werden jetzt „Helden“ der preußischen Geschichte wie der Kanzler von Bismarck in Ostpreußen oder Friedrich II. mit seinen „ruhmreichen“ Feldzügen im schlesischen Krieg Mitte des 18. Jahrhunderts auf den Sockel gehoben. Unter den wachsenden Aktivitäten der sogenannten deutschen Minderheit in den polnischen Westgebieten erschallt der Ruf: „Wir bringen die historische Wahrheit zurück.“

Prof. Dr. Zbigniew Wiktor, Wrocław

„Die USA werfen ,Mutter aller Bomben‘ in Afghanistan ab“, lautete in der Karwoche die „Siegesmeldung“ fast aller Medien in der Bundesrepublik. Welch menschen­verachtendes Gebaren dieser Schreier. Eine Bombe, die Tausende von Menschen­leben auslöschen kann, als Mutter zu bezeichnen – perverser geht es nicht mehr. Millionen von Müttern in aller Welt trauern seit dem 11. September 2001 um ihre von Bomben zerfetzten Kinder. Kein Aufschrei der Linken in der SPD, kein Aufschrei bei den Grünen, kein Aufschrei in den Reihen der Partei Die Linke. Kein Aufschrei bei den Christen, daß eine Bombe als Mutter bezeichnet wurde. Ist denn der 8. Mai 1945 ganz vergessen, der doch eine Chance war, daß Mütter nie wieder ihre im Krieg umgekommenen Kinder beweinen müssen.

Johann Weber, Ruhstorf

„Nordkoreas Ton wird schärfer“, überschreibt die „Hessische Niedersächsische Allgemeine“ am 12. April eine dpa-Meldung. Offensichtlich will Trump in die hinlänglich bekannte Rolle der USA als Weltpolizist zurückkehren, nachdem Nordkorea mit Raketentests gegen UN-Resolutionen verstoßen hat. Nach dem Völkerrecht hat er mit seinem Raketenbeschuß gegen einen syrischen Stützpunkt auch nicht gefragt. Rußland fordert mit Nachdruck zunächst die Untersuchung durch die UN. Das sollten auch Frau Merkel und ihre britische Amtskollegin Frau May bedenken.

„USA first“ und der in der gleichen Meldung angesprochene Aufmarsch eines Verbandes von US-amerikanischen Kriegsschiffen gegen Nordkorea – das ist klassisches Weltpolizistengehabe. Die Geschichte der USA zeigt, daß in der Regel der nächste Schritt zum Krieg führt. Mit der Stärkedemonstration der USA ist nicht nur Nordkorea, sondern zugleich die VR China gemeint. Hier fürchten die USA um ihren Einfluß.

Die Annäherung Nordkoreas an die Volksrepublik China und Gespräche für eine engere Zusammenarbeit finden Ausdruck in einem Abkommen über Entspannungs­schritte zwischen Süd- und Nordkorea. Vertreter der Länder kamen im gemeinsam betriebenen Industriepark in der grenznahen nordkoreanischen Stadt Kaesong zusammen. Laut dpa wurde bisher keine Themenliste veröffentlicht. Doch hofft Seoul, daß in Kürze in Pjöngjang regelmäßige Begegnungen zwischen getrennten Familien aus beiden Ländern stattfinden.

Karl-Heinz Mruck, Kassel

Trump, Spicer, Merkel und die Außenminister der G7-Staaten sind wahrlich Eiferer vor dem Herrn und gießen kräftig Öl ins Feuer des Nahostkonflikts. Der völkerrechts­widrige Angriff der USA in Syrien wird als schönes Ergebnis mit anschließendem Hitlervergleich gefeiert, und die Bundesregierung applaudiert dazu. Viel Geschrei, keine Beweise und eine hilflos agierende UNO um den schrecklichen Giftgasangriff, der zahllose Menschen sterben ließ.

Der Krieg im Irak wurde unter gleichen Vorzeichen mit den bekannten schrecklichen Folgen von den USA losgetreten und von den NATO-Verbündeten gestützt. Der ehemalige US-Außenminister Colin Powell hatte vor der UN-Vollversammlung zur Begründung des Krieges gelogen.

Angesichts der bisherigen Tausenden von Opfern im syrischen Bürgerkrieg, der von außen maßgeblich mit Geld und Waffen unterstützt wird, verkommt der jetzige Aufschrei leider zur Farce. Die Politiker der USA sowie der NATO wollen den „Regime-Change“ in Syrien um jeden Preis, und dafür opfern sie auch das Völkerrecht und schicken Bomber. Ihre Friedensbekundungen sind heuchlerisch, denn sie wissen, ohne Assad kann und wird es keine erfolgreichen Verhandlungen geben, aber die sind dringend notwendig, wenn es eine politische Lösung geben soll. Dies wäre im Interesse der so scheinheilig bemitleideten syrischen Menschen.

Raimon Brete, Chemnitz

Mit der nicht bewiesenen Behauptung, Assad hätte den Giftgasangriff gegen die syrische Bevölkerung veranlaßt, befahl Trump, das Land zu bombardieren – ein ungeheuerlicher völkerrechtswidriger Vorgang, der mich zornig und zugleich traurig macht. Doch es ist ein durchschaubares Manöver. Die syrischen Truppen, deren Kampferfolge gegen den IS von aller Welt zur Kenntnis genommen werden, können kein Interesse daran haben, die eigene Bevölkerung zu massakrieren. Dieser Angriff ist in meinen Augen ein von den „Rebellentruppen“ zu verantwortender Vorgang, weil sie ihre Felle davonschwimmen sehen. Zum Glück hat Putin die Nerven behalten und keine Gegenraketen starten lassen. Wie schnell stünde die Welt sonst in Flammen! Angesichts der immer enger werdenden Einkreisungspolitik der NATO und der USA gegenüber Rußland ist entscheidend, daß der russische Präsident mit Besonnenheit und Augenmaß agiert.

Werner Gericke, Berlin

Das Volk der Türkei hat gewählt und sich für ein Sultanat unter Führung eines einzigen Herrschers entschieden. Wer ist dieser Mann, dem es gelang, mittels Wahlbetrug seinen Alleinherrschaftsanspruch durchzusetzen?

In weit zurückliegenden Jahren wurde die Türkei wegen ihrer inneren Zerrissenheit und der dort herrschenden gewalttätigen Verhältnisse an den Pranger gestellt und Erdogan als der „kranke Mann am Bosporus“ bezeichnet.

Wenn ich mir heute seine öffentlichen Auftritte ansehe, erscheint mir diese Charak­terisierung immer noch zutreffend. In Sachen internationaler Diplomatie wütet er, denken wir an seine Titulierung der BRD als faschistisch, ebenso hemmungslos wie in innenpolitischen Fragen, wenn er – um nur ein Beispiel zu nennen – die Einführung der Todesstrafe für wünschenswert hält.

Sein bedrohliches Auftreten, die Brüllerei und die Drohungen gegen seine Gegner, die er als Feinde des Volkes herabwürdigt, der aggressive Tonfall seiner Stimme lösen in mir eine gewisse Beklemmung, ja, eine gewisse Angst aus, wie ich sie einst schon einmal in meinen Kindheits- und Jugendjahren empfunden habe. Damals habe ich Hitler so schreien hören. Auf meine Frage an meine Mutter, warum denn der „Führer“ stets so laut schreit, antwortete sie: „Weil er unrecht hat. Wer schreit, hat immer unrecht.“ Diese Weisheit hat mich ein Leben lang begleitet.

Wie dem auch sei. Die Würfel sind gefallen. Warten wir ab, wie sich die deutsch-türkischen Beziehungen künftig gestalten werden.

Botschafter a. D. Eberhard Kunz, Berlin

Daß die Araber ebenso wie die Hebräer eine semitische Sprache sprechen, hat sich ja inzwischen vielleicht herumgesprochen. Daß die rechtsextremen, nationalistischen, rassistischen, identitären, völkischen und populistischen Bewegungen in Europa, die vor allem durch eine Gemeinsamkeit geprägt sind, nämlich eine mehr oder weniger radikale Ablehnung alles Islamischen (und damit, da der Koran in Arabisch verfaßt ist, alles Arabischen), somit auch antisemitisch sind, ist aber nicht nur eine linguis­tische Spitzfindigkeit; vielmehr sind die Mechanismen der Abwertung und Verun­glimpfung, derer sich neurechte Theoretiker von Thilo Sarrazin bis Henryk M. Broder bedienen, durchaus mit denen vergleichbar, die den „klassischen“ Antisemitismus definieren.

Hegel bemerkte, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als große Tragödie, das andre Mal als lumpige Farce, schrieb Marx in „Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“ (1852); und eine Farce scheint mir auch, daß die meisten dieser neurechten Demagogen sich als explizit israelfreundlich und „prosemitisch“ gerieren (und dabei auf einen angeblichen islamischen Antisemitismus abheben); so bezeichnet sich die AfD aktuell als „Garant jüdischen Lebens“...

Thomas Movtchaniouk, E-Mail

In der April-Ausgabe des RF ist ein bemerkenswerter Beitrag zu finden. Ich beziehe mich auf den Artikel „Hätte der Sozialismus reformiert werden können?“ von Dr. Peter Elz. Die Frage, warum der Sozialismus gescheitert ist, treibt seit 1989/90 viele um, die nicht nur an den Sozialismus glaubten, sondern auch ihre ganze Kraft für sein Gelingen einsetzten. Der Autor nennt Gründe des Scheiterns: „nicht die Planwirt­schaft, nicht das Volkseigentum, nicht die führende Rolle einer Partei, sondern die völlig unzureichende Nutzung und Weiterentwicklung der auf dieser Grundlage geschaffenen Möglichkeiten“. Dem kann man sicher weitgehend zustimmen. Aber nicht außer acht lassen sollte man zwei weitere Gründe, die heute bewußt verschwiegen oder beiseite gelassen werden. Das sind sowohl der kalte Krieg wie auch die totale politische und ökonomische Abhängigkeit der DDR von der Sowjetunion. Der kalte Krieg wirkte vom ersten Tag ihrer Existenz an gegen die DDR. Ob Wirtschaftsembargo, Spionage- und Sabotageaktivitäten, vor allem in ihren ersten Jahren, oder das Wirken der Hallsteindoktrin gegen ihre internationale Anerkennung – es blieb nichts unversucht, diesem Land seine Existenzgrundlagen zu entziehen und seine Entwicklung zu verhindern.

Und auch die totale Abhängigkeit von der UdSSR wirkte sich auf allen Gebieten aus. So verständlich die geopolitischen Überlegungen der UdSSR nach dem 2. Weltkrieg waren, ihr Einflußgebiet zu sichern, so verheerend wirkte sich ihr Eingreifen in Ansätze einer ökonomischen Andersentwicklung nicht nur in der DDR aus (NÖS, ČSSR 1968). Inzwischen ist auch bekannt, wie in andere Politikbereiche eingegriffen wurde (z. B. die späten Versuche einer Verbesserung der Beziehungen zwischen DDR und BRD).

Spätestens hier kommt der Gedanke einer ähnlichen Abhängigkeit der heutigen Bundesrepublik von ihrem großen Bündnispartner ins Blickfeld.

Vergleiche hinken, und dieser besonders. Aber es ist ja nicht von der Hand zu weisen, mit welcher Nibelungentreue die BRD von Beginn an der US-Politik folgt. Nur wenige Politiker versuchten, sich dagegenzustellen, meist nach ihrer Amtszeit (Schmidt, Bahr) oder halbherzig wie Schröder beim Irakkrieg. Nicht erst seit Trumps Regierungs­antritt versucht man das medial zu verschleiern, aber im politischen Alltag erfüllt man die Anforderungen des Bündnispartners, sowohl im politischen und ökonomischen als auch im militärischen Bereich. Von gleicher Augenhöhe kann keine Rede sein. Wenn man die gegenwärtige internationale Lage betrachtet, mit den langjährigen Krisenherden in Nahost und jetzt in Korea, da spürt man, wie gefährlich eine solche Hörigkeit sein kann und wie sie die Existenz des eigenen Landes bedroht.

Franz Tallowitz, Saterland

Nach dem Sieg des westdeutschen Kapitals über die DDR war kein Pranger groß genug, um den DDR-Sport und damit viele hervorragende Sportler und Trainer der DDR des Dopings zu bezichtigen. Die westliche Medienwelt brauchte auch keine Beweise. Der Verdacht reichte aus, um sportliche Existenzen zu vernichten.

Nun hat der Wissenschaftler Andreas Singler ein Gutachten über Doping in der Alt-BRD erstellt. Herr Singler und sein Co-Autor Gerhard Treutlein stellen fest: Der ehemalige Sportmediziner an der Uni Freiburg, Armin Klümper, hat über Jahrzehnte hinweg Dopingmittel im großen Stil verschrieben oder selbst verabreicht. Seine Praxis war so eine Art „Bad Bank“ des westdeutschen Dopings. Zahlreiche west­deutsche Spitzensportler besuchten seine Praxis in Freiburg. Hier wurden sie wissentlich oder auch unwissentlich gedopt. Für viele Medaillen und Spitzen­leis­tungen der westdeutschen Sportler ist Klümper verantwortlich. Ohne sein Doping hätten die Sportler die Leistung nicht erreicht.

Die Studie über Doping in Westdeutschland wird von einer Dissertation des Pharma­zeuten Simon Krivec untermauert. 31 frühere westdeutsche Spitzensportler haben hier ein Anabolika-Doping eingeräumt.

Eine Strafe wird es nicht geben, die Vergehen sind verjährt, und der Hauptakteur Klümper lebt heute in Südafrika – ist doch irgendwie praktisch!

Heidi Richter, Berlin

Der Daimler-Konzern öffnet die Geldbörse für die bürgerlichen Parteien, berichtet die „FAZ“ am 21. April 2017.

Die etablierten staatstragenden Parteien können sich seit Jahren auf Großspenden aus der Daimler-Zentrale in Stuttgart verlassen. Insgesamt 320 000 Euro hat der Konzernvorstand dafür jüngst bewilligt. Jeweils 100 000 Euro bekommen die SPD und die CDU; die CSU erhält 40 000 Euro, ebensoviel jeweils Bündnis 90/Die Grünen sowie die FDP.

Wen wundert’s, daß Regierungschefs sich mitunter selbst als Auto-Kanzler bezeich­nen. Die kapitalistische Gesellschaft ist eine Warengesellschaft, in der alles käuflich ist, auch die Menschen, sagte Karl Marx.

Dr. Matin Baraki, Marburg

Johann Helbig äußert in seinem Leserbrief in der April-Ausgabe des RF, daß es zur Bundestagswahl keine Alternative gibt, die Partei Die Linke zu wählen.

Dem muß ich in mehrfacher Hinsicht widersprechen. In der Stunde der Entscheidung sollten Linke – ob Sozialist, Kommunist, Friedensaktivist oder sozial engagierter Bürger – den programmatischen Anspruch und seine Umsetzung durch die zur Wahl stehenden Parteien genauestens prüfen. Nehmen wir die für mich alles entschei­dende Frage, den Kampf um den Frieden, etwas näher in Augenschein. Diese Frage ist im Entwurf der Partei Die Linke erst als vorletzter Punkt eingeordnet worden. Vergessen wir auch nicht, daß mit nur einer Gegenstimme und wenigen Enthaltungen dieser Entwurf vom Bundesvorstand verabschiedet wurde. Erstaunen ruft hervor, daß es in dieser so wichtigen Thematik sehr widersprüchliche Aussagen in der Partei gibt.

Im Entwurf ist zwar noch zu lesen „keine Bundeswehreinsätze im Ausland“, im öffentlichen Bewußtsein jedoch wird dagegen wahrgenommen „keine Kampfeinsätze der Bundeswehr im Ausland“, oder die Aussage vom regierenden Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, daß Die Linke ihr Verhältnis zur NATO „neu überdenken“ solle.

Wenn also der Anspruch als Friedenspartei schon nicht klar und eindeutig formuliert und nach außen wie innen übereinstimmend artikuliert wird, wie will man dann die Massen für den Friedenskampf mobilisieren? Die Linke will unbedingt in der Bundesregierung unter Rot-Rot-Grün mitregieren, was der erste Schritt in ihre Bedeutungslosigkeit sein würde, denn der Preis hieße: Treue zur NATO, zur hochgerüsteten und vom Monopolkapital beherrschten EU, Gehorsam den USA gegenüber. Noch vor Jahren hat die Linkspartei die Lissabon-Verträge verurteilt und gefordert, daß diese Knebelverträge abgeschafft werden müssen, hat sich gegen Hartz IV im eigenen Land gewandt.

Ist denn völlig vergessen, was in Europa unter „Mitte-Links-Regierungen“ passiert ist? Skandinavien, Italien, Griechenland … Inzwischen gehören rechtsextreme Parteien zum parlamentarischen Alltag in diesen Ländern.

In Regierungsverantwortung zu sein, bedeutet nichts anderes, als sich von der so dringend notwendigen gesellschaftlichen Kritik am bestehenden System des Kapitalismus zu verabschieden.

Doch es gibt eine Alternative – die Wahl für den Frieden. Meine Stimme für die DKP! Sie ist keine verlorene Stimme, es ist eine Stimme für das Leben, für den Fortbestand der Menschheit und für soziale Gerechtigkeit.

Carsten Hanke, Rostock

In einem Leserbrief des April-Heftes wird behauptet „Es gibt keine Alternative dazu, die Linkspartei zu wählen.“ Punkt. Schluß?

Sehen wir genauer hin! Maßgebliche Politiker der Linkspartei streben eine Regie­rungs­beteiligung mit den neoliberal geprägten Parteien SPD und Grüne an. Die Partei Die Linke würde dann in die Regierung des führenden NATO-Staates in Europa eintreten mit seinem Spitzenplatz im Rüstungsexport und bereits beschlossenen Rüstungsvorhaben für mehr weltweite Militäreinsätze. Bündnistreue zur NATO gehört für jede Bundesregierung zur Staatsraison.

Sollten wir nicht angesichts geschichtlicher, internationaler und eigener Erfahrungen der PDS/PDL mit Regierungsbeteiligungen im Wahlkampf die folgenden Fragen aufwerfen und diskutieren:

  • Gibt die Führung der Linkspartei in Regierungsverantwortung ihre Position der Äquidistanz auf und erklärt Ursachen und Wirkungen der gefährlichen Zuspitzungen, der wachsenden Gefahr eines Weltkrieges?
  • Ist eine Regierungsbeteiligung der PDL ein Gewinn oder ein Verlust für die Friedens­bewegung im Land?
  • Wird die Linkspartei in Regierungsmacht dazu aufrufen, den von oben gegen unten geführten Klassenkampf umzukehren?
  • Befördert eine Regierungsbeteiligung eine Mobilisierung gegen Sozial- und Demokra­tieabbau?
  • Muß man nicht davon ausgehen, daß ohne Bekräftigung, die DDR sei ein Unrechts­staat gewesen, SPD und Grüne die Linkspartei nicht in die Regierung nehmen?
  • Wieviel Rot würde bei einer Regierungsbeteiligung noch übrigbleiben?

Vergessen wir auch nicht, daß nach dem gescheiterten Sturm des Landesverbandes Sachsen-Anhalt der Linkspartei 2016 auf die Landesregierung die AfD die PDL als führende Oppositionspartei im Landesparlament abgelöst hat.

Bezogen auf die Wahl der Partei Die Linke steht die Frage:

  • Oppositionswahlprogramm mit den friedenspolitischen Positionen ihres Parteiprogramms an erster Stelle oder Regierungsbeteiligung im NATO-Staat Deutschland?

Der Politikwissenschaftler Prof. Georg Fülberth äußerte in einem Beitrag für die „junge Welt“ am 5. April: „Wird sie (die Linkspartei) nach dem 24. September nicht gefragt (in eine Regierungskoalition einzutreten), ist dies lebensrettend für sie.“

Die Debatte zu diesen Fragen betrachte ich als eine der derzeit wichtigsten Aufgaben unseres Bildungsvereins.

Wolfgang Dockhorn, Berlin

Zum Artikel „Teile und herrsche!“, RF 231

Wie jede Ausgabe des „RotFuchs“ las ich auch die April-Ausgabe mit großem Interesse.

Kapitalistische Politik zwingt uns seit Jahrzehnten zur Auseinandersetzung mit den gleichen Themen. Wobei ich meine, die theoretische Auseinandersetzung in der heutigen Zeit, im Gegensatz zu der immer notwendiger werdenden Aktivität der linken Kräfte, die sich leider in vielen Gruppen und Grüppchen organisieren, von denen jede ihr eigenes Süppchen kocht, obwohl sie doch im Grunde wenigstens ein gemein­sames Ziel – die Abschaffung des Kapitalismus und damit der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen – eint, reicht längst nicht mehr aus. Die linken Kräfte müßten ihre Stärke vereint demonstrieren! Statt dessen treten sie, beispielsweise jährlich zu der Demonstration für Karl und Rosa, jede für sich allein an. Vereint, unter einem Namen, unter ihrem großen Ziel, wären sie eine nicht zu überhörende, eine ernst zu nehmende Kraft.

Dietmar Hänel, der sich mit der Maxime „Teile und herrsche!“ (erstmals praktiziert in der rechtlichen Organisation des Römischen Reiches) beschäftigt, hat recht! Er übersieht jedoch: Es wird nicht nur auf die von ihm beschriebene Weise, nämlich von außen, geteilt, um besser herrschen zu können, sondern (s. o.) es teilen auch organisierte Leute oder solche, die eine politische Heimat suchen; sie teilen in Mißachtung der historischen Erfahrungen der Arbeiterklasse, anstatt sich vorhan­denen Organisationen, Parteien anzuschließen, in denen eigene Ideen, wenn auch nur zum Teil, etabliert sind. Das Zusammengehen Gleichgesinnter wäre notwendig, um der spaltenden Maxime zielführend entgegenzuwirken.

Eine der wichtigsten Lehren der Geschichte ist der gemeinsame, auch internationale Kampf aller fortschrittlichen Kräfte. Jeder politikinteressierte Mensch weiß um die verheerenden Folgen der viel zu späten Vereinigung der KPD mit der SPD ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges; ein Schritt, der schon von Karl Liebknecht – vor dem Ersten Weltkrieg – gefordert wurde.

Eine weitere Maxime, die, bezogen auf die Machenschaften der bundesdeutschen Regierung und Wirtschaft, nichts an Aktualität eingebüßt hat, ist: „Brot und Spiele“ (auch aus römischer Zeit); es gibt satt zu essen, immer Neues wird kreiert – die Werbung überschüttet den Konsumenten –, und jedes Wochenende finden irgendwo Volksfeste, Märkte, „Events“ statt. Warum ist das so? Es soll die Menschen vom Tagesgeschehen und vom Nachdenken darüber abhalten. Es bedient ihre Bedürfnisse und gaukelt Zufriedenheit vor. Daß hinter diesen „Belustigungen“ Sozial- und Bildungsabbau, Überwachung, Beschneidung des Asylrechts und anderer Gesetze, um Krieg führen und Waffen liefern zu können, Erhöhung des Rüstungsetats etc. durchgewunken wird, geht am Bewußtsein der Masse vorbei. Das ist gewollt!

Beate Wesenberg-Schlosser, Berlin

Auf so einen Artikel wie von Theodor Weißenborn zum Islam in Deutschland habe ich schon lange gewartet. Zustimmung dazu, daß jeder Mensch die Freiheit haben muß, seine Religion zu leben, aber unter Wahrung der Menschenrechte und der in Deutschland geltenden Gesetze!

Lilo Küster, Berlin

In einem Gespräch mit dem Schriftsteller Eberhard Panitz erfuhr ich, daß es in Carwitz bei Feldberg einen Ruth-Werner-Verein gibt. Neugierig geworden habe ich mir die Webseite des Vereins angesehen und war überrascht, mit wieviel Kreativität, Engagement und Liebe die Vereinsmitglieder wirken. Meine Entscheidung, Mitglied in diesem Verein zu werden, war schnell getroffen. Anlaufpunkt für Interessenten ist eine von Mai bis September geöffnete Ausstellung im Scheunenladen Carwitz.

Das Jahr 2017 wird durch unseren Verein und auch durch den Berliner „Freundeskreis Ruth Werner“ als Gedenkjahr begangen. Folgende Veranstaltungen sind geplant:

  • Freitag, 16. Juni, 19.00 Uhr,
    Haus des Gastes in Feldberg, Lesung „Sonjas Rapport“
  • Samstag, 8. Juli, 14.00 Uhr,
    Scheunenladen Carwitz, Lesung „Damals bei ihr zu Haus“
  • Samstag, 19. August, 18.00 Uhr,
    Kino Juri in Feldberg, DEFA-Film „Sonjas Report“
  • Samstag, 26. August, 14.00 Uhr,
    Scheunenladen Carwitz, Aussagen von Eberhard Panitz und Hermann Kant
    zum Werk Ruth Werners

Heiko Haase, Britz

Vor einiger Zeit weilte ich zur REHA in Bad Hermannsborn, Nähe Bad Driburg. Es ist eine „gräfliche“ Klinik. Im Haus befindet sich auch eine Bibliothek. Neugierig geworden, begann ich die Regale nach für mich Lesbarem zu durchsuchen. Ich staunte nicht schlecht, als ich „Gewissen in Aufruhr“ von Rudolf Petershagen entdeckte. So ein Buch in dieser gräflichen Klinik? Möglicherweise hat es ein Kurgast liegengelassen. Der Roman erzählt die Geschichte des Oberst Petershagen und die kampflose Übergabe der Stadt Greifswald im April 1945 an die Rote Armee. Peters­hagen berichtet weiter über seine Einkassierung durch den amerikanischen Geheimdienst in den 50er Jahren.

Da ich durch die DDR-Schule gegangen bin, sind mir all die Dinge, die sich um die Nazivergangenheit der BRD drehen, bekannt, und der heutige Umgang mit ihr überrascht mich nicht.

Das zweite Buch, welches ich entdeckte, war „Der goldene Boden. Eine Kleinstadt­geschichte“ von Richard Groß. Dieser Roman beruht auf tatsächlichen Ereignissen und beginnt nach Ende des Krieges 1945. Es geht um die Entwicklung einer metallverarbeitenden Genossenschaft und die Entstehung der DDR.

Nun hoffe ich, daß diese DDR-Bücher nicht verschwunden sind. Die Park-Klinik veranstaltet in Kürze ein Sommerfest und hat ihre Patienten eingeladen. Ich werde hinfahren und nachschauen, ob die Bücher noch da sind!

Ingeborg Lay-Ruder, Moers

Zu dem Artikel „Junge Frau im Sozialismus“, RF 232

Die Autorinnen Gisela Steineckert und Christa Kožik sind für den „RotFuchs“ ein großer Gewinn. Christa Kožik erwähnte kürzlich, daß der Potsdamer Schriftsteller Franz Fabian bei ihren schriftstellerischen Gehversuchen ihr erster Mentor war. Auch ich erinnere mich gern an Fabian, denn während meiner Ausbildung in Babelsberg hatte ich bei ihm das Fach Kulturtheorie. Er war es, der mich auch an die Filmkunst heranführte. Gern denke ich an die spannenden Diskussionen mit ihm zum DEFA-Film „Lots Weib“ oder zu Viscontis „Leopard“ zurück.

Da ich immer mit großer Aufmerksamkeit die Entwicklung der DEFA verfolgt habe, war mir der Name Christa Kožik schnell zu einem Begriff geworden. Kožik, Zschoche und Losansky – da wußte man: Das werden Filme von Format, da lohnt ein Kino­besuch.

Mein Dank an beide RF-Autorinnen für ihr Können, für ihre Beiträge – und für ihre konsequente Haltung, die sie bis heute einnehmen.

Herbert Hambach, Magdeburg

„Im Dienste hoher Summen“ – aber nicht Lutz Jahoda! (Siehe RF 229, Seite 27)

Mein Dank für politischen, poetischen Witz an den Schöpfer dieses und seiner anderen Gedichte und Beiträge im „RotFuchs“.

Meine Überraschung über diesen politischen Künstler war besonders groß, weil ich ihn nach dem Krieg als Buffo, Operettensänger, im Stendaler Theater erlebte – charmant, elegant –, ein Idol zum Schwärmen, für eine Abiturientin allemal.

Später erfreute er die Zuschauer des Adlershofer Fernsehens, wo ich als Reporter und Redakteur arbeitete. Und jetzt linker Biß im „RotFuchs“! Ein beeindruckendes Künstlerleben in dieser Zeit.

Glückwunsch und gute Wünsche von

Sigrid Griebel, Berlin