RotFuchs 195 – April 2014

Ein blonder Engel, der teuflische Pläne hegt

Merkels Kriegsministerin

Joachim Augustin

Diesmal wollen CDU/CSU und SPD von Beginn an in Afrika dabeisein. Während Hitlers Feldmarschall Rommel nur bis El Alamein kam, hat man jetzt weitergesteckte Ziele im Auge. Man will nicht wieder wie in Tunesien oder Libyen bloß Zaungast des Geschehens sein, sondern weiß: Wer an Kriegen und dem folgenden Wiederaufbau, der Lieferung neuer Waffen und Prothesen für Versehrte, der Ergatterung von Lizenzen für die Ausbeutung von Ressourcen und am massenhaften Ankauf extra billiger Sklavenarbeiter verdienen will, muß vorne sein, wo die Musik spielt.

Nach Jugoslawien, Somalia oder Syrien dachte man schon, den bundesdeutschen Profiteuren würden die Konflikte ausgehen. Und schlimmer: In bezug auf Afghanistan muß man das Wahlversprechen einhalten, den Schwanz einziehen und gehen, obwohl am Hindukusch keineswegs Schluß ist, zumal nach dem Abzug der Besatzer die Taliban zurückkehren, um für die Morde an ihren Leuten Rache zu üben und mit den Kollaborateuren der ISAF-Interventen abzurechnen. Haben wir deren Chef Mullah Omar etwa vergessen: „Den Besatzern gehören die Uhren, uns aber gehört die Zeit.“ Wer allerdings annimmt, Marionettenpräsident Karsai würde eines Tages wie der gelynchte linke Staatschef Nadschibullah an einer Kabuler Straßenlaterne hängen, dürfte fehlgehen. Er und sein Bruder, dem die Opiumherstellung in Afghanistan untersteht, verfügen über ein geschätztes Privatvermögen von umgerechnet 3,1 Milliarden Dollar. Natürlich in der Schweiz sicher deponiert.

Karsai dürfte dann ein gern gesehener Gast bei dem unerträglichen Markus Lanz sein und von Talkshow zu Talkshow weitergereicht werden. Mit Tränen in den Augen denken heute noch die Rüstungslobbyisten in den USA an Vietnam, Laos und Kambodscha zurück. Denn der „Kampf gegen den Kommunismus“, für „Frieden und Freiheit“ ermöglichte der US-Rüstungsindustrie und deren Bilanzen immer neue Höhenflüge. Auch in Frankfurt am Main wurde bei der Hoechst AG getrauert, hatte man doch mit Herstellung und Absatz von Agent Orange die Verkaufsidee des Jahrtausends. Aus 40 Millionen Litern hochgiftigen Dioxins machte man 80 Millionen Liter der noch die nachkommenden Generationen verkrüppelnden „Entlaubungschemikalie“. Einen solchen kommerziellen Einfall hatte bisher nur die katholische Kirche mit ihrem Ablaßhandel – den Leerverkäufen des Mittelalters.

Doch man kann auch mit Gefälligkeiten zu viel Geld kommen. So zahlte die US-Regierung 15 Millionen Dollar an Polen für die Bereitstellung streng geheimer Foltergefängnisse. Der Flug dorthin erfolgte über Ramstein und Frankfurt am Main. Auch diese bisher stets bestrittene Tatsache deckte Edward Snowden auf.

Den Imperialisten gehen die Kriege nicht aus. Auf kleiner Flamme kocht der Tod im Südsudan und in Mali sein Süppchen, stets wissend, daß er immer gewinnt, wer auch der Sieger ist. Jetzt hat sich in der Zentralafrikanischen Republik ein weiteres „Betätigungsfeld“ aufgetan, um den Krieg mit dem Krieg zu besiegen.

Damit Deutschland mit seiner christlich-sozialdemokratischen Regierung dabei mitmachen kann, haben Merkel und Gabriel einen blonden Engel als Kriegsministerin aus dem Hut gezaubert: die ehemalige Sozialministerin Ursula von der Leyen. Sie soll und will der Furie Krieg ein ganz neues Image verschaffen: Kinderbetreuung, Teilzeitdienst, Standortnähe. Bei Einsätzen gegen beliebige Feinde können die Kinder der Soldaten dann in der Kaserne abgegeben werden und dort während der Abwesenheit ihrer Väter schon mal an kleinkalibrigen Waffen altersgerecht üben. Papa und Mama kommen ja jetzt eher nach Hause, weil man humaner tötet, was bei Teilzeiteinsätzen ja allemal schneller geht, zumal dann, wenn man in der Nähe des Einsatzortes wohnt.

Wurden bisher die „Auslandsmissionen“ der Bundeswehr mit dem Argument bedient, man töte „für Frieden und Freiheit außerhalb des vom Grundgesetz gestatteten Rahmens“, so erklärte Merkels neue Kriegsministerin am 26. Januar via N-TV: „Deutschland muß mehr Auslandseinsätze wagen, wenn man Gründe für eine humanitäre Notsituation erkennt. Das gleiche gilt, wenn Deutschlands wirtschaftliche Interessen gefährdet sind.“ Das ist Klartext! Eine bloße Andeutung dieser Art hatte Horst Köhler noch das Amt des Bundespräsidenten gekostet. Jetzt darf man die Katze aus dem Sack lassen.

Wer hätte Frau von der Leyen eine solche Wandlungsfähigkeit zugetraut!