RotFuchs 212 – September 2015

Helden des Roten Oktober

Michail Wassiljewitsch Frunse

St. K.

Aus der Schar der Mitkämpfer der Bolschewiki erwuchsen relativ schnell Agitatoren und Propagandisten – aber Spezialisten, wie sie z. B. auf militärtheoretischem Gebiet benötigt wurden, gab es kaum. Mit Michail Wassiljewitsch Frunse, der 1904 das Gymnasium in Werny mit einer Goldmedaille verließ und sich im gleichen Jahr den Bolschewiki anschloß, wuchs in Lenins Partei ein hervorragender Experte für Fragen des sozialistischen Militärwesens heran. Obwohl er selbst keine entsprechende Ausbildung hatte, nutzte er die „Universität“ der Klassenauseinandersetzungen und das Studium marxistischer Literatur, um sich auf einem für die Sache der Bolschewiki besonders wichtigen Gebiet zu qualifizieren.

Michail Wassiljewitsch Frunse
Michail Wassiljewitsch Frunse

Eingedenk der Tatsache, daß ein Revolutionär ohne theoretisches Rüstzeug nur halb soviel Wert ist, erwarb er sich nicht zuletzt gründliche Kenntnisse aus den militärpolitischen Schriften von Friedrich Engels. Der 1. Weltkrieg sah Frunse in Irkutsk in der Verbannung – doch 1916 gelang ihm die Flucht, und er arbeitete im Auftrag der Bolschewiki als Agitator für den Sturz der zaristischen Selbstherrschaft unter den Soldaten der Westfront. Während der Februarrevolution von 1917 entwaffnete er mit seinen Genossen die Polizei und Gendarmerie in Belorußland, gründete eine Miliz des Volkes und errichtete in diesem Landesteil die revolutionäre Ordnung. Bereits während des Putsches der Weißgardisten unter Kornilow stand Frunse als Stabschef an der Spitze der revolutionären Truppen in Minsk. 1918 wurde er Kommandeur der 4. Armee und ein Jahr später auf persönliche Empfehlung Lenins Oberbefehlshaber der gesamten Ostfront.

In dieser schwierigen Zeit, als die Konterrevolutionäre Denikin und Wrangel in Verbindung mit der ausländischen Intervention die junge Sowjetmacht zu vernichten trachteten, befaßte sich M. W. Frunse mit der Reorganisation von Armee und Flotte. Sein politischer Weitblick ließ ihn erkennen, daß eine Grundvoraussetzung für die Festigung des Sieges der Revolution die Stärkung der Kampfkraft der Roten Armee war. Seine militärpolitischen Ideen basierten auf der gründlichen Kenntnis der Entwicklungsgesetze der Gesellschaft. Er ging davon aus, daß die sowjetischen Truppen vom Geist der marxistisch-leninistischen Ideologie beseelt sein mußten.

1925 wurde M. W. Frunse zum Vorsitzenden des Revolutionären Kriegsrates und Volkskommissar für Armee und Flotte ernannt. Seine hohe pädagogische Befähigung bewies er als Kommandeur der Militärakademie, der sein Name verliehen wurde.

Der Artikel erschien in der Westberliner Zeitung „Die Wahrheit“.