RotFuchs 194 – März 2014

Briefmarken offenbaren den Charakter eines Staates

Philatelistische Visitenkarte der DDR
(Teil 10)

Rainer Albert

In der BRD, dem kapitalistischen Deutschland, ist der dominierende „Sport“ – nicht gemeint ist echtes Athletentum – allenthalben zur Farce verkommen. Das unablässig angepriesene Formel-1-Rennen des Hunderte Millionen schweren Profis Sebastian Vettel – heute auf dieser und morgen auf jener Piste als gigantische Werbeveranstaltung für Luxusautos abgezogen – hat mit Sport nichts zu tun. Allein mit Einseifen, Über-den-Löffel-Balbieren und Abkassieren. Nicht anders verhält es sich beim Fußball, der Hunderte Millionen Menschen in aller Welt begeistert, obwohl dort ebenfalls nicht Sport angesagt ist, sondern das Schaulaufen steinreicher Profis, die dem „kleinen Mann“ als dessen Idole serviert werden.

Völlig konträr verhielt es sich damit in der DDR und den anderen sozialistischen Ländern. Dort war der Sport das, was er im Westen heute allein noch für ehrenhafte, einer Neigung oder Befähigung folgende Verteidiger echter Körperkultur geblieben ist: eine dem menschlichen Wohl dienende, der Gesellschaft nützende und Athleten wie Zuschauer begeisternde körperlich-seelische Aktivität. Nicht Millionäre, sondern Millionen waren in der DDR von klein auf einbezogen. Kinder- und Jugendspartakiaden, Wettkämpfe aller Ebenen bis zum hochqualifizierten Leistungssport, der seinerseits aus dem Volkssport hervorging, sorgten für eine ungeahnte Breite der Beteiligung. Von den Kinder- und Jugendsportschulen bis zu der in Leipzig angesiedelten international renommierten Hochschule für Körperkultur und Sport reichte die Skala der Möglichkeiten, wurde der Nachwuchs an Trainern und Aktiven herangebildet.

So entwickelte sich die kleine DDR zu einer der größten Sportnationen der Welt, die nicht nur der reichen und weitaus größeren BRD in den olympischen Arenen wie bei Europa- oder Weltmeisterschaften das Nachsehen gab.

Doch auch die politische Seite dieses Wunders soll nicht verschwiegen werden: Die jahrzehntelange Blockade des Westens – durch die berüchtigte Bonner Hallstein-Doktrin der Alleinvertretungsanmaßung erzwungen – ließ den sozialistischen deutschen Staat nach speziellen Möglichkeiten zur Erringung weltweiter Akzeptanz suchen. So wurden ihre Athleten die ersten Botschafter der DDR – lange bevor die Diplomaten in alle Welt ausrückten.

Ist es da ein Wunder, daß sich der sportliche Reichtum der DDR gerade auch in ihren nicht selten prächtigen Briefmarken-Editionen widerspiegelte? Wir haben zwei Serien, stellvertretend für zahlreiche andere, ausgewählt – als Spiegelbild echter Leistung aus Tagen, in denen der abstoßende Profisport in einem Drittel Deutschlands noch keine Karten besaß.