RotFuchs 231 – April 2017

Stimmen aus aller Welt über die DDR

RotFuchs-Redaktion

Solange der sozialistische deutsche Staat, die DDR, existierte, haben sich immer wieder Persönlichkeiten aus der ganzen Welt bei oder nach Besuchen über die DDR geäußert. Zum 30. Jahrestag am 7. Oktober 1979 hat die Auslandspresseagentur Panorama DDR über hundert solcher Stellungnahmen in einem Buch vereint. Entstanden ist so ein Mosaik persönlicher Erfahrungen und Erkenntnisse, die jeweils ein Stück gesellschaftlicher Wirklichkeit widerspiegeln. Stellvertretend für die anderen veröffentlichen wir hier einige dieser Äußerungen; Älteren zur Erinnerung, Jüngeren zur Verdeutlichung dessen, was die DDR für die Welt – und für uns – war.

Prof. D. Christian G. Baeta
Mitglied der Afrikanischen Christlichen Kirchenkonferenz,
Ehrenpräsident der Freundschaftsgesellschaft Ghana–DDR

Einer freundschaftlichen Einladung der Evangelischen Kirche der Union (Bereich DDR) folgend, machte ich im Februar 1978 wieder eine Reise durch die DDR. Als Mitglied des Kuratoriums des Prediger-Seminars zu Wittenberg seit dem Jahre 1973 war es immer mein Wunsch, einmal leibhaftig einer Sitzung dieses Gremiums beizuwohnen.

Nach den Kuratoriumssitzungen in Wittenberg reiste ich über Naumburg, Leipzig, Görlitz (mit Abstecher nach Herrnhut) und Magdeburg zurück nach Berlin. An jedem dieser Orte sprach ich mehrmals zu Pastoren und anderen kirchlichen Mitarbeitern, zu Hochschullehrern und Studenten sowie Mitgliedern katechetischer Seminare und vor allem auch zu Gemeindegliedern.

Am ersten Sonntag meiner Besuchszeit hielt ich die Predigt im Morgengottesdienst im Prediger-Seminar Wittenberg, zu dem auch viele Stadtbewohner kamen; am zweiten Sonntag predigte ich ebenfalls in einem musikalisch schön ausgestatteten Morgengottesdienst im Dom zu Magdeburg. Alle die Veranstaltungen waren auffallend gut besucht. Die Predigten ausgenommen, gab es nach meiner Ansprache jeweils eine Diskussion, welche fast immer die dafür vorgesehene Zeit weit überschritt. Meine Zuhörer waren mir gegenüber so gütig und aufgeschlossen, daß es wenig brauchte, um mit ihnen in einen regen und ersprießlichen Kontakt und Austausch zu kommen.

Obwohl es draußen eisig kalt war – die Temperatur weit unter Null, und ich war doch bei 35 Grad Celsius von zu Hause abgereist! –, war ich in den Versammlungen und bei meinen Gastgebern durchweg recht wohlgemut, fühlte mich warm, gut aufgehoben und im Frieden. Nach meiner Ansicht ist das ökumenische Verantwortungsgefühl der Christen in der DDR erstaunlich hoch. In Magdeburg war es mir eine besondere Freude, von Geistlichen des Doms eine Maske des Heiligen Mauritius, abgenommen vom ältesten Steinabbild eines afrikanischen Gesichtes im europäischen Raum, als Geschenk zu erhalten.

Nach wie vor bin ich der festen Überzeugung, daß unser Land Ghana sehr viel von der DDR lernen kann und soll. Dieser gewaltige Versuch, durch die Zusammenarbeit von Menschen verschiedener Glaubensmeinungen ein gerechteres Gemeinwesen aufzurichten, ist ein Vorbild, das auch uns zu erfreulichem Nutzen verhelfen kann. Zum 30. Jahrestag der DDR möchte ich allen meinen Freunden und Bekannten meine aufrichtigen Glückwünsche entbieten.

Mia Couto

Mia Couto
Direktor der Nationalen Nachrichtenagentur
der Volksrepublik Moçambique

Zusammen mit weiteren vier Journalisten aus Moçambique besuchte ich auf Einladung der Nachrichtenagentur ADN für einen Monat die Deutsche Demokratische Republik. Für uns alle war es der erste Kontakt mit einem sozialistischen Land. Uns verband das gleiche Gefühl der Erwartung und Neugier, die Welt des Sozialismus kennenzulernen, dessen Errichtung in unserem Land zum Ziel erklärt wurde und bereits begonnen hat.

Die ersten Begegnungen mit der Realität der DDR waren für uns eine Überraschung. Wer in einem Land lebt, in dem der Kolonialismus den Alltag zu einem Bild des Elends gemacht hat, und eine Welt kennenlernt, in der es keine Überreste der Erniedrigung mehr gibt, glaubt einen Traum zu erleben.

Die durch den Kampf der Werktätigen unter der Führung der SED erreichten sozialen und materiellen Errungenschaften sind wirklich beachtlich. Die Errichtung des Sozialismus widerspiegelt sich im täglichen Leben der Menschen, in ihren Denk- und Verhaltensweisen. Man bemerkt rasch, daß der Fortschritt dem Wohle der Arbeiter und Bauern dient.

ADN ermöglichte uns einen inhaltsreichen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des Nachrichtenwesens. Es war für uns sehr nützlich zu erfahren, welche konkreten Verfahrensweisen angewendet werden, um das Prinzip der Planung auf dem Gebiet des Informationswesens einzuführen. Unsere Delegation besuchte Berlin und die Stadt Halle. Die gute Programmgestaltung unseres Aufenthaltes ermöglichte es uns, landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, Kindergärten, den Journalistenverband sowie Freizeit- und Kulturzentren zu besichtigen. Außerdem kamen wir mit Gewerkschaftsfunktionären und Funktionären der Schule der Solidarität für Journalisten zusammen.

Alle diese Begegnungen zeigten uns eine im Kampf gegen den Kapitalismus menschlich gewordene Gesellschaft, in der neue soziale Beziehungen entstanden sind. Man fühlt sich daher in diesem gastfreundlichen Land kaum als Fremder. Der unvergeßliche Eindruck, den wir von unserer Reise mitnahmen, bestätigte uns einmal mehr die Gewißheit, daß die sozialistische Gesellschaft eine Alternative darstellt.