RotFuchs 231 – April 2017

Teile und herrsche!

Dietmar Hänel

Das Prinzip „Teile und herrsche!“ halte das westliche Imperium am Leben, habe ich kürzlich irgendwo gelesen. Betrachten wir dies einmal etwas näher. Das Prinzip „Teile und herrsche!“ bedeutet, ein Volk oder eine Gruppierung in Untergruppen aufzuspalten, damit es leichter zu beherrschen sei. Und genau darum geht es.

In den Ausbeutersystemen der vergangenen Jahrhunderte findet das Prinzip seine Anwendung und ist heute aktueller denn je. In unserer Zeit ist es die Bourgeoisie, die es zur Aufrechterhaltung der Macht geradezu zur Perfektion bringt. Sie hat es gelernt, unter den Bedingungen des schnell voranschreitenden technischen Fortschritts und der rasanten Entwicklung im Kommunikations- und Medienbereich, des veränderten Bildungsniveaus des Volkes, dessen Spaltung mit differenzierteren Methoden voranzutreiben. Es geht um Polarisierung der Bevölkerung. Mit Hilfe der Medien werden neue Begriffe und Kategorien in Umlauf gebracht mit dem Ziel, daß sich jeder einer Gruppe oder Bewegungen zugehörig fühlt und so darin bestärkt wird, daß seine Meinung die einzig richtige, die der anderen in Frage zu stellen ist. Begriffe wie „Putin-Versteher“ und andere stehen dafür. Die Spaltung der Gesellschaft in immer kleinere Gruppen ist das Ziel. Eine weitere Maßnahme der Bourgeoisie ist die gezielte Ausgrenzung von Teilen der Bevölkerung. Dem dienen zuvörderst die Hartz-IV-Gesetze, mit denen die Menschen noch tiefer in Armut geschickt und damit von der gesellschaftlichen Teilhabe abgekoppelt werden.

Oder nehmen wir die Teilung in Ost und West, die angeblich zur Ungleichbehandlung der Bevölkerung berechtigen würde. Seit Jahren werden die Forderungen nach Lohn- und Rentenangleichung für Bürger der DDR an das Westniveau bewußt verzögert. Das Ziel besteht offensichtlich darin, die bestehende Zersplitterung zwischen der sogenannten Mittelschicht, der Arbeiterklasse und weiteren Teilen der Bevölkerung zielgerichtet aufrechtzuerhalten oder zu vertiefen.

Keine Panik, organisiert Euch!

Kinder und Jugendliche, welche den sozialistischen Teil Deutschlands nie erlebt haben, werden mit Horrordarstellungen der DDR überschüttet. Die Totalitarismus-Doktrin (rot = braun) soll ihnen in Fleisch und Blut übergehen. Sie werden so in bewußten Widerspruch zu dem gebracht, was Eltern und Großeltern über ihr Leben in der DDR berichten. Eiligst geschaffene Verordnungen wie das „Stasi“-Unterlagen­gesetz nutzen die Herrschenden zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele. Dort, wo Gesetze nicht fruchten, wird durch eine gezielte Medienkampagne und Diffamierung versucht, ein Eindringen linker und antikapitalistischer Kräfte in den Staatsapparat zu verhindern. Der Haß der Bourgeoisie auf alles, was irgendwie links erscheint, wird auch im Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu den berechtigten Rentenansprüchen ehemaliger Mitarbeiter des MfS deutlich und mit dem Deckmantel von „Demokratie“ und „Rechtsstaatlichkeit“ versehen.

Im Fokus steht gegenwärtig die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung sowie die geschickt in Szene gesetzte reale oder herbeigeredete Terrorgefahr für Deutschland, in deren Windschatten sich rechte Gruppierungen wie Pegida und eine Partei wie die AfD bilden konnten. Deren Anhängern und Mitläufern wird von ihren „Führern“ suggeriert, daß sie wegen der ins Land kommenden Flüchtlinge von den Regierenden alleingelassen und benachteiligt werden. Es werden Ängste bezüglich wachsender Kriminalität, Krankheitsgefahren und einer „Islamisierung der Gesellschaft“ geschürt. Alles zusammen bildet den Nährboden für Gewalt gegen Ausländer, Flüchtlinge und Linke. Recherchiert man zu den Hintermännern der genannten Bewegungen, wird deutlich, daß ein Teil von ihnen engen Kontakt zu politischen Führungskräften haben und Träger eines faschistischen Gedankenguts sind, welches sie unter ihren Anhängern verbreiten. Die in diesem Jahr stattfindenden Wahlen sollen offenbar die Teilhabe dieser Kräfte an Regierungsmacht sichern. Erinnern wir uns an geschichtliche Tatsachen! Auch Hitler liefen tatsächlich oder scheinbar benachteiligte Massen hinterher, die ihn im Rahmen von Wahlen an die Macht brachten. Hinter ihm stand das deutsche Großkapital mit seinen Weltmachtansprüchen, vor ihm der Krieg.