RotFuchs 233 – Juni 2017

Weltfestspiele der Jugend und Studenten (Teil 1)

Uwe Durak

Erinnerungen an das dritte Festival …

Die 19. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Sotschi stehen bevor. Die Weltfestspiele haben eine Vorgeschichte, die noch heute ihren Charakter und ihre Ziele bestimmt. Sie ist von Anfang an geprägt von der Auseinandersetzung zwischen den Kräften des Friedens und der Völkerverständigung einerseits und den Kräften des Weltimperialismus auf der anderen Seite.

Die Weltfestspielbewegung ist nach dem Ende der sozialistischen Staatengemeinschaft eine andere geworden – scheinbar schwach, mit geringer Ausstrahlung. Doch liest man die Berichte vom 18. Festival 2013 in Ecuador, so spürt man deutlich die lodernde Flamme in den Herzen aber Tausender Jugendlicher in der Welt, die engagiert den Kampf um Frieden, Freiheit und sozialen Fortschritt führen und konsequent für Solidarität und Freundschaft eintreten.

… 1951 in Berlin/DDR

Als kommunistische Propa­ganda­veranstaltungen bezeichnet die bürgerliche Presse die Festivals und versucht sie möglichst zu ignorieren. Doch ihre Wurzeln liegen in den furchtbaren Erfahrungen, welche die Menschen mit Faschismus und Krieg gemacht haben. Im September 1941 richtete eine internationale Konferenz in Moskau den Appell an die Weltjugend, gemeinsam gegen den deutschen Faschismus zu kämpfen. Einen Monat später folgte eine Konferenz in London, auf der wiederum zum gemeinsamen Kampf gegen den Faschismus aufgerufen wurde. Auf einer weiteren internationalen Jugendkonferenz im November 1942, ebenfalls in London, beschlossen Jugendliche unterschiedlichster Weltanschauung die Gründung eines Weltjugendrates. Teilnehmer der Konferenz waren Partisanen aus Jugoslawien und Frankreich, junge Verteidiger Stalingrads, amerikanische, kanadische, australische und indische Soldaten, Matrosen und Piloten, Angehörige in England aufgestellter polnischer und tschechoslowakischer Truppen, junge englische Arbeiter und antifaschistische Emigranten.

Der Weltjugendrat bereitete die Londoner Weltjugendkonferenz (November 1945) vor, auf welcher der Weltbund der demokratischen Jugend (WBDJ) gegründet wurde. Sein erster Appell an die Weltöffentlichkeit enthielt den Satz „Wir müssen auch im Kampf um den Frieden einig sein und bleiben!“ Die Idee eines Weltjugendtreffens, verkündet vom Exekutivkomitee des WBDJ im Jahre 1946, sollte diesem Ziel dienen, nämlich „… die internationale Freundschaft und Verständigung der Jugendlichen der verschie­denen Länder entwickeln und verstärken, einen wichtigen Beitrag zum Wiederaufbau der Welt und zur Erhaltung des Friedens leisten und mit allen geeigneten Mitteln das Leben, die Tätigkeit, die Bestrebungen der Jugend der verschie­denen Länder zeigen“. Diesen Zielen ist die Weltfestspielbewegung in den zurückliegenden 70 Jahren gerecht geworden.

Logo der im Oktober 2017 in Sotschi stattfindenden 19. Weltfestspiele

Logo der im Oktober in Sotschi stattfindenden 19. Weltfestspiele

  Jahr Ort Teilnehmer Länder
I 1947 Prag 17 000 71
II 1949 Budapest 10 400 82
III 1951 Berlin 26 000 104
IV 1953 Bukarest 30 000 111
V 1955 Warschau 30 000 114
VI 1957 Moskau 34 000 131
VII 1959 Wien 18 000 112
VIII 1962 Helsinki 18 000 137
IX 1968 Sofia 20 000 142
X 1973 Berlin/DDR 25 600 140
XI 1978 Havanna 18 500 145
XII 1985 Moskau 26 000 157
XIII 1989 Pjöngjang 10 000 177
XIV 1997 Havanna 12 325 132
XV 2001 Algier 7 000 140
XVI 2005 Caracas 17 000 144
XVII 2010 Pretoria 15 000 126
XVIII 2013 Quito 8 500 83

Unser Autor wurde 1953 in Altenburg geboren, studierte in Moskau Atomenergie­technik und arbeitete anschließend im KKW Greifswald. Er schloß die Akademie für Gesellschaftswissenschaften Berlin 1989 mit einem Diplom ab. 1973 war er als Dolmetscher und Betreuer bei den 10. Weltfestspielen in Berlin dabei.