RotFuchs 233 – Juni 2017

Zum Internationalen Kindertag am 1. Juni

RotFuchs-Redaktion

Zeichnung: Gertrud Zucker

Bitten der Kinder

Die Häuser sollen nicht brennen.
    Bomber sollt man nicht kennen.

Die Nacht soll für den Schlaf sein.
    Leben soll keine Straf sein.

Die Mütter sollen nicht weinen.
    Keiner soll müssen töten einen.

Alle sollen was bauen.
    Da kann man allen trauen.

Die Jungen sollen’s erreichen.
    Die Alten desgleichen.

Bertolt Brecht

Vom Frohsein

Ihr Väter …

Ihr Väter, die ihr alles könnt:
sorgt, daß nicht der Zirkus brennt
    mit den Elefanten.

Ihr Väter, die ihr alles könnt:
sorgt, daß nicht der Bahnhof brennt
    mit den Eisenbahnen.

Ihr Mütter, die ihr alles könnt:
sorgt, daß nicht die Stube brennt
    mit dem Puppenwagen.

Ihr Mütter, die ihr alles könnt:
sorgt, daß unser Dach nicht brennt
    mit den Spatzennestern.

Ihr Eltern, die ihr alles könnt:
sorgt, daß unsre Stadt nicht brennt
    und alles, was darin ist.

Wera Küchenmeister

Kindertag

Kommt, wir fassen unsre Hände,
denn wir feiern heut ein Fest,
das uns an die vielen Kinder
aller Völker denken läßt.

Heute ist der 1. Juni,
Kindertag für jedes Kind,
ob es schwarze oder weiße,
gelbe oder braune sind.

Heute wolln wir tanzen, springen,
heute wolln wir fröhlich sein,
unsre Lieder sollen klingen
in die weite Welt hinein.

Alle Kinder auf der Erde
wollen fest zusammenstehn;
über ihrem ganzen Leben
soll die Friedensfahne wehn.

Ingeborg Reinicke

Wünsche

Die Erde soll blühen,
die Erde soll leben!
Wir wollen sie nicht
aus den Angeln heben.
Haltbar und fruchtbar
durch uns soll sie sein,
daß Früchte und Blumen
und Kinder gedeihn.

Auch die Mimosen,
Veilchen und Rosen,
Hänse und Liesen,
duftende Wiesen,
saftige Spillinge,
Pärchen und Zwillinge –

auch die Libelle,
Schilf und Forelle,
Rotdorn und Grünfink,
Glücksklee und Schmetterling,
Marienkäferchen,
Schäfchen und Schäferin –

Alles soll wachsen und reifen,
des Lebens Schönheit begreifen
mit Sinnen und Händen,
mit Händen und Sinnen,
Glück soll nie enden,
soll stets neu beginnen.

Helmut Preißler