Handelskapital und Handelsprofit
Leihkapital und Zins

2.2
Das zinstragende Kapital im Kapitalismus

Das zinstragende Kapital im Kapitalismus oder, wie wir es auch nennen, das Leihkapital ist von qualitativ anderer Art als das Wucherkapital. Dies vor allem aus drei wesentlichen Gründen.

Erstens: Das Leihkapital beruht im Kapitalismus auf einer dem Kapitalcharakter entsprechenden Produktionsweise und nicht auf der einfachen Warenproduktion. Es ist dem industriellen Kapital untergeordnet und dient ihm. „Das Wucherkapital besitzt die Exploitationsweise des Kapitals ohne seine Produktionsweise.“44 Demzufolge hat das Leihkapital auch andere Quellen als das Wucherkapital.

Zweitens: Der Zins ist nicht das Mehrprodukt beziehungsweise das notwendige Produkt von einfachen Warenproduzenten, Sklaven oder Leibeigenen, sondern, wie noch zu zeigen ist, Teil des Mehrwerts beziehungsweise des Durchschnittsprofits des fungierenden Kapitals.

Drittens: Das Leihkapital dient nicht nur den Gläubigern als Kapital, sondern auch den Schuldnern. „Was das zinstragende Kapital, soweit es ein wesentliches Element der kapitalistischen Produktionsweise bildet, vom Wucherkapital unterscheidet, ist in keiner Weise die Natur oder der Charakter dieses Kapitals selbst. Es sind nur die veränderten Bedingungen, unter denen es fungiert, und daher auch die total verwandelte Gestalt des Borgers, der dem Geldverleiher gegenübertritt.“45