Kapital und Mehrwert

Vorwort

Karl Marx untersucht in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ die ökonomische Struktur der kapitalistischen Gesellschaft. Er deckt die Beziehungen zwischen den beiden Hauptklassen, zwischen der Bourgeoisie und der Arbeiterklasse, auf. Diese Beziehungen sind gekennzeichnet durch die Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiterklasse durch die Bourgeoisie. Daraus resultieren antagonistische Klassengegensätze und Klassenkämpfe. Die Grundlage für diese antagonistischen Beziehungen bildet das privatkapitalistische Eigentum an den Produktionsmitteln.

Mit der Mehrwerttheorie analysierte Marx erstmalig wissenschaftlich die Ausbeutung der Arbeiterklasse durch die Kapitalistenklasse. Er wies nach, daß Existenz und Wachstum des Kapitals nur auf der Basis der Ausbeutung der Arbeiter möglich sind, daß das Kapital und der Mehrwert, der aus der Ausbeutung der Arbeiterklasse resultiert, untrennbar miteinander verbunden sind. Im Mehrwertgesetz enthüllt Marx das „Ökonomische Bewegungsgesetz“1, das Ökonomische Grundgesetz des Kapitalismus. Die Mehrwerttheorie liefert den Schlüssel zum Verständnis des Wesens und der Formen der kapitalistischen Ausbeutung. Sie ist der wissenschaftliche Beweis dafür, daß die Arbeiterklasse die Ausbeutung nicht im Rahmen des Kapitalismus beseitigen kann. Die entscheidende politische Schlußfolgerung aus der Mehrwerttheorie ist, daß die Zurückdrängung und Überwindung des Kapitalismus und die sozialistische Revolution möglich und notwendig sind. Die marxistisch-leninistische Mehrwerttheorie beweist die Notwendigkeit des einheitlichen ökonomischen, politischen und ideologischen Kampfes. Sie begründet die historische Mission der Arbeiterklasse als Schöpfer der sozialistischen und kommunistischen Gesellschaft. Die Mehrwerttheorie weist also den historischen Charakter der kapitalistischen Produktionsweise nach, ist kritisch und revolutionär. Lenin bezeichnet die Lehre vom Mehrwert als den „Grundpfeiler der ökonomischen Theorie von Marx“2.

Marx’ Untersuchungen und Schlußfolgerungen sind auch für die Gegenwart von großer aktueller Bedeutung, denn das Wesen der kapitalistischen Ausbeutung und Herrschaft ist unverändert geblieben, und der antagonistische Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit hat sich zugespitzt. Ausbeutung und Unterdrückung haben ein Ausmaß und eine Verschärfung wie nie zuvor im Kapitalismus erreicht.

Einige Erscheinungsformen und Methoden der Ausbeutung haben sich verändert; vor allem auch deshalb, weil bis 1989 eine neue Weltsituation entstanden war, in der sich das Kräfteverhältnis zugunsten des Sozialismus entwickelte. Der Imperialismus war gezwungen, sich dieser neuen Lage anzupassen. Die Bourgeoisie wendet aber auch heute immer getarntere Formen der Ausbeutung und Unterdrückung an. Gleichzeitig versucht sie, den wissenschaftlich-technischen Fortschritt zur Erhöhung der Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiterklasse und der anderen Werktätigen auszunutzen.

Im Mittelpunkt aller offenen und versteckten ideologischen Angriffe der bürgerlichen Ökonomen auf die marxistisch-leninistische politische Ökonomie des Kapitalismus steht die Mehrwerttheorie. Es wird versucht, die Existenz der Bourgeoisie und der Arbeiterklasse, der kapitalistischen Ausbeutung sowie des Klassenkampfes zwischen den beiden Hauptklassen zu leugnen, das Ziel der kapitalistischen Produktionsweise zu verschleiern und zu verfälschen. Dabei spielen Losungen von einer angeblich verwandelten kapitalistischen Gesellschaft, von einer „modernen Industrie- und Leistungsgesellschaft“, in der eine Erhöhung des Konsums und des Lebensstandards aller Bürger im Mittelpunkt stehen würden, eine große Rolle.

Die Analyse des Wesens und der neuen Formen und Methoden der kapitalistischen Ausbeutung, der Verschärfung der Widersprüche zwischen Kapital und Arbeit sowie die Widerlegung der entsprechenden bürgerlichen Auffassungen bleiben auch in der Gegenwart wichtige Aufgaben der marxistisch-leninistischen politischen Ökonomie des Kapitalismus. Das theoretische Fundament dazu bildet vor allem „Das Kapital“ von Karl Marx.