Als Volkspolizisten
ein Kreiskrankenhaus erbauten
Seit Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 war gelebte Solidarität ein bestimmendes Merkmal des Füreinanderdaseins. Sie förderte den Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft der Bürger untereinander, was sich auch in der Erfüllung übernommener Verpflichtungen positiv niederschlug. Auf diese Weise konnten erhebliche zusätzliche Werte geschaffen werden, die allen zugute kamen.
Gerne erinnere ich mich an die auf freiwilliger Basis beruhende Verpflichtungsbewegung innerhalb der Deutschen Volkspolizei aus Anlaß des 80. Geburtstages von Wilhelm Pieck am 3. Januar 1956. Im Unterschied zu manchen Politikern in späterer Zeit genoß der erste und einzige DDR-Präsident ein hohes Maß an Popularität. Die Volkspolizisten setzten sich zum Ziel, das erst 1951 neuerrichtete Landambulatorium in Röbel – dem kleinsten Kreis der gesamten Republik – aus Spendenmitteln zu einem Kreiskrankenhaus zu erweitern.
Die Initiative löste eine beispiellose Bewegung der Hilfsbereitschaft und Unterstützung aus, die fast in jeder VP-Dienststelle Widerhall fand. In der ganzen Republik spendeten Volkspolizisten einen Prozentsatz ihres damals noch kargen Einkommens. Innerhalb weniger Wochen waren zwei Millionen Mark der DDR auf dem Spendenkonto eingegangen. Doch auf finanzielle Unterstützung beschränkte man sich nicht. Unsere Genossen nahmen selbst die Rekonstruktion und Erweiterung des Objekts in Angriff. Ein Staunen und Raunen ging durch die kleine Stadt an der Müritz: Volkspolizisten, die von Beruf Maurer, Zimmerleute, Klempner, Dachdecker und Installateure waren, reisten aus territorial weit entfernten Dienststellen an und konnten das Bauvorhaben in einem knappen Jahr abschließen.
Dieser Solidaritätsbeweis gegenüber den nur 18 000 Einwohnern des Kreises Röbel war einmalig. Die örtlichen Partei- und Staatsorgane erwiesen den freiwilligen Helfern vielfältige Unterstützung. Und wir Volkspolizisten hielten Wort. Am 3. Januar 1957, dem 81. Geburtstag unseres Wilhelm Pieck, war es soweit: Die gut ausgestattete medizinische Einrichtung konnte übergeben werden. Röbel besaß nun sein eigenes Kreiskrankenhaus. Der damalige Chefarzt Dr. Kosmowski nahm den Schlüssel entgegen. Trotz des ungemütlichen Winterwetters hatten sich zahlreiche Einwohner Röbels zur Zeremonie eingefunden.
Als zeitweiliger Leiter des Volkspolizeikreisamtes Röbel habe ich – auch in späteren Jahren – immer wieder lobende Worte zum Ruf des Hauses vernommen. Noch heute schwelge ich in diesen Erinnerungen, und das nicht nur, weil meine Frau dort als Krankenschwester tätig gewesen ist. Bis 1953 hatten in der alten Einrichtung drei Ärzte und ein Zahnmediziner praktiziert. Ab 1963 waren es dann acht Ärzte und vier Dentologen, in den 70er Jahren sogar 18 Ärzte und zehn Zahnärzte.
Bei einer Kapazität von 165 Betten konnten der stationären Behandlung bedürfende Patienten durch gut ausgebildete Fachkräfte in den Disziplinen Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie, Pädiatrie, Allgemeinmedizin und Stomatologie versorgt werden.
Ich bin noch heute froh, daß meine Polizei des Volkes mit ihren Spenden und Aufbauleistungen an der Errichtung des Kreiskrankenhauses so maßgeblich mitgewirkt hat. Unter BRD-Bedingungen wären soziale Taten dieser Art undenkbar, geht es doch in ihrem Gesundheitswesen allein darum, am Menschen und an seinen Leiden möglichst viel Geld zu verdienen.
Unterdessen ist die während vieler Jahre erfolgreiche Einrichtung – wie vieles andere auch – dem Abwicklungsfanatismus der kapitalistischen Rückeroberer zum Opfer gefallen.
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