Álvaro Cunhal, presente!
Aus meiner Sicht bestand Cunhals größte Leistung als kommunistischer Politiker und Revolutionsführer in Portugal darin, daß er sich nicht nur auf die Strategie des Vormarsches, sondern auch auf die Kunst des geordneten Rückzugs verstand. … Dabei stellte die PCP sowohl die enorme Intervention des Weltimperialismus und die erfolgreiche Wühltätigkeit der Sozialistischen Internationale in Rechnung als auch die Tatsache, daß ein erhofftes stärkeres Engagement der UdSSR leider ausgeblieben war, während die DDR und Kuba das ihnen Mögliche getan hatten. Die PCP konzentrierte sich jetzt ganz auf die Verteidigung der bürgerlichen Demokratie gegen den neuerlichen Ansturm faschistoider Kräfte. Sie brachte ihre Kader in Sicherheit und behauptete sich trotz des Sieges der Konterrevolution – neben der griechischen KKE – als eine der beiden großen marxistisch-leninistischen Parteien in Westeuropa. …
Mag am Schluß dieses Berichts die Bemerkung stehen: Cunhal, der schon als Student der Rechtswissenschaften die besten Noten erhalten hatte, die in Portugal jemals auf diesem Gebiet vergeben wurden, war eine durch Freund und Feind in Rechnung gestellte Persönlichkeit, die – anders als kleinere Kaliber – keines Heiligenscheins bedurfte. Er gehört zu jenen kommunistischen Führern leninscher Schule, deren Name wie die von Dolores Ibárruri, Maurice Thorez, Palmiro Togliatti, Sen Katajama, Wilhelm Pieck, Luis Carlos Prestes, Henry Winston und Rodney Arismendi die Zeiten überdauern werden. So kann man mit Fug und Recht sagen: Álvaro Cunhal, presente!
Klaus Steiniger, „junge Welt“, 09.11.2013
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