Am 31. Mai feierten wir den
200. Geburtstag von Georg Herwegh
– einem der populärsten deutschsprachigen Dichter des 19. Jahrhunderts, mutigem Streiter für Demokratie und Freiheit.
Der Zeitgenosse von Heinrich Heine, Hoffmann von Fallersleben, Karl Marx und Ferdinand Lassalle (siehe RF 232, S. 27) floh mit 22 Jahren in die Schweiz, um einer Haftstrafe wegen „Subordination“ und der Zwangsrekrutierung zu entgehen. Zwei Jahre später gelang ihm mit den „Gedichten eines Lebendigen“ einer der größten literarischen Erfolge im Deutschland des 19. Jahrhunderts, was ihm sogar eine Privataudienz beim preußischen König einbrachte, der ihn aber anschließend des Landes verwies.
Bis heute gibt es keine umfassendere musikalische Würdigung seiner Lieder, von denen viele aber immer noch von großer Aktualität sind.
Soeben ist als achtes Album der Bremer Gruppe „Die Grenzgänger“ (siehe auch RF 235, S. 29) die CD „Lieder eines Lebendigen“ von Georg Herwegh erschienen.
Georg Herwegh kam dem Ideal eines „Working-Class-Hero“, wie John Lennon ihn besungen hat, recht nah. Manches aus seiner Feder erinnert an Ralph Möbius alias Rio Reiser, der seinen Künstlernamen dem Roman „Anton Reiser“ aus der Zeit der französischen Revolution entlieh. Sang dieser mit „Ton Steine Scherben“: „Fabriken bauen, Maschinen bauen, Motoren bauen, Kanonen bauen. Für wen?“ mit dem Refrain „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“, so schrieb Herwegh: „Wirkst am Webstuhl Tag und Nacht, schürfst im Erz- und Kohlenschacht, füllst des Überflusses Horn, füllst es hoch mit Wein und Korn“ mit dem bis heute bekannten Aufruf: „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“.
Als Georg Herwegh mit gerade 24 Jahren die „Lieder eines Lebendigen“ aus dem Schweizer Exil veröffentlichte, konnte kaum jemand ahnen, daß seine Gedichte voll Zorn und Zärtlichkeit sich öfter verkaufen würden als die Verse Goethes, Schillers und Heines. Sie trafen den Nerv der Zeit und bereiteten die Revolution von 1848 vor, in der er gemeinsam mit seiner Frau Emma mit der Waffe in der Hand für eine deutsche Republik in einem freien Europa kämpfte.
Zwölf extra für dieses Album entstandene Kompositionen werden ergänzt durch zwei neu arrangierte Melodien aus dem 19. Jahrhundert – eine moderne Musik zwischen Chanson, Jazz, Klassik, Folk, inklusive dreier Live-Aufnahmen der umjubelten Premiere.
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