Angst vor Fidel
Das Wetter im vorjährigen August war warm, trocken und sonnig. Da hält’s auch das faulste Krokodil im Ei nicht aus. Und so schlüpften Antonio, Tango, Coco-Chanel und Fidel im Hoyerswerdaer Zoo ans Licht der Welt. Insgesamt waren es sieben Rautenkrokodile, was schon an sich eine kleine Sensation bedeutete, kommen doch solche Zeitgenossen außer in Tiergärten sonst ausschließlich in Kuba vor.
Dem heißen August folgte ein angenehmer Spätherbst, und die niedlichen kleinen Kerle versprachen dem Zoo in der Oberlausitz steigende Besucherzahlen und Berühmtheit über den bescheidenen Kreis fachlich Interessierter hinaus. Das ging so, bis Ende Oktober finstere Gewitterwolken aufzogen.
Der Kulturkonvent-Vorsitzende und Görlitzer Landrat Bernd Lange (CDU) hatte Wind von der Sache bekommen und begab sich nun bei einer Sitzung in den Dschungel der Förderparagraphen: Er halte den Namen Fidel mit den Leitlinien des Kulturraumes für unvereinbar. Diese Institution unterstützt kulturelle Einrichtungen in den Kreisen Bautzen und Görlitz mit staatlichen Geldern.
Auch Thomas Pilz, ein Politiker der Grünen, der dem Oberlausitzer Kulturbeirat vorsteht, hielt es da nicht länger auf seinem Stuhl: Mit Groll in der Stimme zog er nicht etwa gegen die Zootierhaltung vom Leder – nein, er ballte heftig die Faust gegen Klein-Fidel.
„Fidel Castro steht für eine sozialistische Kultur“, gab er von sich. Zur Debatte stehe hier ein „Ex-Diktator“. Und weiter: „Wie viele Künstler sitzen in Kuba im Knast, weil sie auch nur das tun, was der Kulturraum in unserer Region fördert!“, donnerte er los. Der Name lasse „einen selbstkritischen Umgang mit fast 40 Jahren Diktaturgeschichte“ vermissen. „Wenn der Zoo Hoyerswerda ausgerechnet mit Fidel wirbt, dann muß er es sich gefallen lassen, daß nachgefragt wird“, offenbarte der Mann seine Dürftigkeit.
Wird die ohnehin limitierte Förderung gekürzt oder gar gestrichen, steht Sachsens drittgrößter Zoo mit seinen 30 Mitarbeitern und über 1000 Tieren vor dem Aus. Den Zooverantwortlichen blieb nur die vage Hoffnung, daß aus Fidel noch eine Fideline werden könnte, da das Geschlecht des Tieres noch nicht feststellbar ist.
Währenddessen hält man sich in Ostsachsen den Bauch vor Lachen. Die Posse könnte ja aus dem russischen Satiremagazin „Krokodil“ entnommen worden sein, gäbe es das noch. Doch Pustekuchen!
Jetzt macht ein Gerücht die Runde, der Kulturkonvent wolle fortan auch Heimatzoos verstärkt beobachten Dort würden nämlich verdächtig viele rote Füchse präsentiert, unter denen sich ja auch ein Rotfuchs befinden könnte.
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