Antwort auf einen Hilferuf aus Ghana
Die These „Überzeugung ist nicht käuflich“ ist im Rahmen der nachrichtendienstlichen Tätigkeit der Hauptverwaltung Aufklärung (HV A) des MfS durch Haltung und Erlebnisse von Oberst a. D. Dr. Jürgen Rogalla eindrucksvoll belegt worden. Sein Freund Dr. jur. Heinz Günther berichtet darüber in einem unlängst erschienenen Buch. Darin werden über die Medien der Bourgeoisie verbreitete Klischees zu Haltung und Handeln der Mitarbeiter des MfS ad absurdum geführt.
Jürgen Rogalla riskierte so manches in seinem Leben. In Gewehrläufe putschender ghanaischer Soldaten zu blicken und zu wissen, daß die Akteure in solchen Situationen eine Hinrichtung als persönliche Großtat betrachten, ist bedrückend genug. Doch nachzuempfinden, was es bedeutet, das Angebot der Gegenseite als Preis für Verrat abzulehnen und dennoch aus dieser Lage befreit zu werden, bedarf wohl keiner näheren Erklärung. Doch nicht allein die in Aussicht gestellte Freilassung, sondern auch die Jürgen Rogalla angebotene hohe Geldsumme vermochte an seiner Ablehnung nichts zu ändern. Später erklärte er: „Mit einem Verrat meiner Genossen und Vertrauten hätte ich meinen eigenen Lebenssinn aufgegeben.“
Diese Haltung war für die meisten Mitarbeiter und Kundschafter der HV A durchaus charakteristisch. Die im Buch geschilderten Ereignisse sind spannend wie eine Kriminalgeschichte und unterscheiden sich dennoch grundlegend von ihr: Sie sind wahr. Jede Begebenheit, selbst jeder Dialog ist weitgehend authentisch und belegbar. Wie es zu diesen Situationen kam, hat Heinz Günther anschaulich in Worte gefaßt.
Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre hatten sich mehrere Staaten Afrikas für einen „nichtkapitalistischen Entwicklungsweg“ entschieden und dabei den Versuch gewagt, sich sozialistischen Strukturen anzunähern. Zugleich aber nahmen der Kalte Krieg und die Blockauseinandersetzung immer schärfere Formen an, was auch in Afrika Wirkung zeigte. Die USA und andere imperialistische Mächte taten alles, um progressive Entwicklungen zu blockieren. Geheimdienstliche Aktivitäten, Putschversuche, Anschläge und politische Morde spielten dabei eine besondere Rolle.
Im Rahmen der Unterstützung nichtpaktgebundener Staaten gewann die Gewährleistung ihrer Sicherheit große Bedeutung. Auch die Republik Ghana unter ihrem linksgerichteten Präsidenten Dr. Kwame Nkrumah wandte sich an die Regierung der DDR mit der Bitte um Hilfe bei der Ausbildung eigener Sicherheitskräfte. Diese Aufgabe wurde 1964 Jürgen Rogalla übertragen. In dem Buch wird geschildert, wie der im Einsatz Rogallas zum Ausdruck kommende Geist der Solidarität und Verbundenheit mit der sozialistischen Sache bis in die letzten Stunden der DDR und darüber hinaus für Offiziere wie Kundschafter Lebensmaxime war. Sie wiesen ihnen unterbreitete Angebote – in einigen Fällen bis zur Millionenhöhe – als Preis für Verrat zurück und nahmen dafür oftmals ein Leben in gesellschaftlicher Ausgrenzung, Diskreditierung und Existenzgefährdung in Kauf.
Heinz Günther:
Überzeugung ist nicht käuflich
Das Leben des Aufklärers Jürgen Rogalla
Verlag am Park in der edition ost, Berlin 2014
258 Seiten mit Abbildungen
ISBN 978-3-89793-218-0
16,99 Euro
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