Ein mecklenburgisches Dorfmuseum
läßt die DDR quicklebendig erscheinen
Auf nach Tutow!
Seitdem das DDR-Museum Tutow aus der ihm zunächst dienenden Baracke hat umziehen können, gibt es deutliche Veränderungen im äußeren Bild und inhaltlichen Angebot dieser gute Traditionen wahrenden Einrichtung. Damals befand sie sich inmitten eines Siedlungsgebiets mit nahezu neuen fünfstöckigen Häusern, in denen sämtliche Wohnungen bezogen waren. Eine Kaufhalle war gleich nebenan, und im Museumsgebäude selbst hatten sich außerdem noch ein Schuhgeschäft, ein Blumenladen sowie Bäcker und Fleischer etabliert. Von all dem ist nichts mehr zu sehen: Die schönen, modern und großzügig ausgestatteten Wohnhäuser aus DDR-Tagen wurden abgerissen. Danach konnten nur noch Eingeweihte das Museum finden.
Jetzt liegt das Areal des Museums an einer vielbefahrenen Straße und ruft den Vorbeikommenden gewissermaßen schon von weitem sein „Willkommen“ zu. In DDR-Zeiten war hier eine Konservenfabrik mit gutem Ruf und breiter Produktionspalette angesiedelt. Außer dem einstigen Haupthaus gibt es auf dem 10 000 Quadratmeter großen Gelände etliche Nebengebäude, die bei der Übernahme durch Museumsleiter Fred Spiegel noch mehrheitlich zerstört waren. Die zu leistenden Aufbauarbeiten ließen sich anfangs nur schwer überblicken. Dringliche Handwerkerleistungen waren zu erbringen, bevor die beiden großen Säle und die Ausstellung eröffnet werden konnten. Doch für den großen Wagenpark mit Trabbis, Wartburgs und etlichen anderen Fahrzeugen konnte der notwendige Garagenraum bereits geschaffen werden. Das Hauptgebäude wurde neu verputzt und gemalert, der Hofraum so gestaltet, daß von weither kommende Sattelschlepper-Besatzungen dort rasten und unbekümmert übernachten können.
Im Außenbereich verwandelte man drei riesige Senkgruben in Karpfenteiche. Zum Jahresende sollen dort die ersten Kois abgefischt werden. Neben einem Hühnerhof und einer Entenfarm wird am Rand des Geländes auch etwas Landwirtschaft betrieben, so daß im Museumsshop nicht nur DDR-typische Artikel, sondern auch Eier und Gemüse aus eigener Produktion angeboten werden.
Obwohl inzwischen mehrere Fremdenzimmer mit DDR-typischen Möbeln ausgestattet werden konnten, hält sich die Gästezahl vorerst noch in Grenzen. Meist sind es Linke aus dem Westen, die auf der Durchreise nach Polen im DDR-Museum Station machen. In den Sommermonaten übernachten dort auch Ostseeurlauber, die bei weniger gutem Wetter einen Abstecher nach Tutow machen.
Die große Ausstellung hat im Lauf der letzten drei Jahre wesentlich an Substanz gewonnen – eine Tatsache, die sich auch daraus erklärt, daß dem Haus immer häufiger Nachlässe oder Schenkungen angeboten werden.
Am 65. Jahrestag unseres zwar untergegangenen, aber in der Erinnerung vieler älterer Besucher nach wie vor quicklebendigen sozialistischen Staates, könnte das Haus einmal mehr aus allen Nähten platzen. Zu solchen Anlässen strömen besonders viele Gäste nach Tutow, wo sich dann Freunde und Förderer zu interessanten Gesprächsrunden sowie beim Grillen im Freien treffen.
Jüngeren wie ganz Jungen ermöglicht der Besuch einen Blick in die Heimat ihrer Großeltern und Eltern. Also auf nach Tutow!
Das DDR-Museum hat bis zum 31. Oktober täglich außer montags geöffnet.
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