Aus einer Rede vor dem OKV
im Oktober 2009
Von den Grundrechten, die die DDR-Bürger durch den Anschluß verloren, ist neben dem Recht auf Arbeit und dem Recht auf Schutz der Gesundheit vor allem das Recht auf Bildung (Art. 25 und 26 der DDR-Verfassung) hervorzuheben. Nach diesen Bestimmungen hatten die Bürger das Recht auf Besuch allgemeinbildender Schulen, und zwar regelmäßig 10 Klassen, nach Maßgabe der eigenen Leistungen und Fähigkeiten auch auf einen Schulbesuch, der zum Abitur führte, und anschließend auf einen Besuch von Hoch- und Fachschulen. In der Verfassung waren Schulgeldfreiheit und Freiheit von Studiengebühren verankert; in aller Regel wurden auch Stipendien oder Studienbeihilfen gewährt. Welche enorme Bedeutung die Bildung, die allgemeine schulische und die Berufsausbildung für das Leben des einzelnen haben, wird heutzutage schon den Kindern bewußt: Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat nur der, der über eine genügende Allgemeinbildung und dann auch eine Berufsausbildung verfügt.
Bildungslosigkeit und geringe Bildung werden vererbt. So setzen sich in der BRD Armut und Bildungslosigkeit fort. Die Gegensätze zwischen den sozialen Schichten, zwischen Arm und Reich, die wir in der DDR weitgehend überwunden hatten, werden immer größer und dauerhafter. Bildung macht reich, zunächst im geistigen Sinne. Ohne Bildung kann man die Welt nicht verstehen, ohne Bildung kann man auf die Welt, auch auf die Politik, keinen Einfluß ausüben.
Heutzutage dienen die Massenmedien des Alltags vornehmlich der Volksverdummung ‒ oft in der Form einer Scheinbildung. Wenn dem Volk eine geschlossene systematische Bildung vorenthalten wird, ist es für die Herrschenden leichter, es zu beherrschen.
Die Annexion der DDR hat nicht nur Milliarden Werte an Volkseigentum geraubt, sondern auch den DDR-Bürgern ihre ihnen bislang zustehenden sozialen, ökonomischen und kulturellen Grund- und Menschenrechte genommen.
Als Ausweg bleibt, für eine wirklich demokratische, sozial gerechte Gesellschaft zu kämpfen. Gerade deshalb sind die Errungenschaften der DDR in Erinnerung zu halten.
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