Vom Kampfesweg der 39. GSD der Roten Armee
im Großen Vaterländischen Krieg
Bilanz des Divisionskommandeurs
Am 9. Mai werden wir feierlich den 70. Jahrestag der Befreiung und des großen Sieges über den Nazismus und Faschismus begehen. Dies ist ein großer Feiertag für uns. Es waren das Volk und die Rote Armee der Sowjetunion, die den entscheidenden Beitrag zur Zerschlagung des Nazismus geleistet haben. Dank des Mutes der Soldaten und Offiziere wurden bei Moskau und Stalingrad, am Kursker Bogen, in Leningrad und Warschau, Wien und Prag, Budapest und Berlin die kampfstärksten Truppenteile des Aggressors zerschlagen. In den schwersten Schlachten haben unsere Streitkräfte nicht nur die Hitlertruppen von unserem Boden vertrieben, sondern auch die weltgeschichtliche Aufgabe zur Befreiung der Völker Europas von der braunen Pest erfüllt.
Mir wurde die große Ehre zuteil, eine Motschützendivision zu befehligen, die ihren Kampfesweg in Ehren von Moskau über Stalingrad bis nach Berlin zurückgelegt hat. Dieser Verband war eine der acht Schützendivisionen der Roten Armee, die während des Krieges mit fünf Orden ausgezeichnet wurden. Mut und Heldentum der Angehörigen dieses Verbandes haben sich für immer in die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges eingeschrieben.
Die 39. Gardeschützendivision (GSD) der Roten Armee wurde am 2. August 1942 in Ramenskoje bei Moskau auf der Basis des 5. Luftlandekorps formiert und Ende September 1942 in den Bestand der später in 8. Gardearmee umbenannten 62. Armee bei Stalingrad verlegt.
Die Division nahm an der Stalingrader Schlacht, an der Befreiung der Ukraine, Weißrußlands, Polens und an der Berliner Angriffsoperation teil. Sie befreite die Städte Stalingrad (2. Februar 1943), Barwenkowo (10. September 1943), Saporoshje (14. Oktober 1943), Dnepropetrowsk (25. Oktober 1943), Nowi Bug (8. März 1944), Odessa (10. April 1944), Lublin (24. Juli 1944), Poznán (23. Februar 1945) und Berlin (2. Mai 1945) von den faschistischen Aggressoren.
Die Stalingrader Schlacht
Der Verband erhielt seine Feuertaufe in der Stalingrader Schlacht. Dort kämpfte die Division unter dem Kommando von Generalmajor Gurjew in südwestlicher Richtung und später in der Stadt auf dem Territorium des Traktorenwerkes „Roter Oktober“. Besonders schwere Kämpfe führte sie auf diesem Gelände Mitte Oktober 1942, als sie nur noch 800 aktive Soldaten zählte. Sie erhielt Verstärkung und Nachschub, führte heftige Kämpfe gegen die deutschen Einheiten der 100. Leichten Infanteriedivision und der 79. Infanteriedivision, säuberte den Bereich des Traktorenwerkes von gegnerischen Kräften, indem sie die Taktik der Sturmgruppen aktiv anwandte. Sie beteiligte sich an der Auflösung der eingekesselten 6. Armee von Paulus. Am 3. Januar 1943 überreichte der Kommandierende der 62. Armee Generalleutnant Tschuikow der Division die Gardefahne und am 20. Juni 1943 den Orden des Roten Banners für die Verteidigung der Stadt Stalingrad.
Befreiung der Ukraine
Die 39. Gardeschützendivision hat sich für immer aufgrund ihrer Tapferkeit und ihres Heldentums in die Geschichte der Befreiung der Ukraine von den Nazi-Invasoren eingeschrieben. Ihren Ehrentitel und drei der fünf Orden hat sie durch militärische Leistungen erworben, die von den Angehörigen des Verbandes in der Ukraine erbracht wurden: den Orden des Roten Banners (14. Oktober 1943 für Mut und Heldentum in den Kämpfen um die Stadt Saporoshje), den Suworow-Orden II. Klasse (19. März 1944 für Mut und Heldentum in der Schlacht am Fluß Ingulez und die Befreiung von Nowi Bug), den Bogdan-Chmelnizki-Orden II. Klasse (20. April 1944 für Mut und Heldentum in der Schlacht um die Stadt Odessa).
Nach Abschluß der Stalingrader Schlacht führte die Division ab Februar 1943 im Bestand der Truppen der Süd-Westfront schwere Kämpfe in Richtung Charkow. Am 10. September 1943 erhielt sie für die Befreiung der Stadt Barwenkowo den Ehrentitel „Barwenkowoer Verband“. Laut Befehl des Oberkommandos vom 10. September 1943 wurde der Division Dank ausgesprochen und Moskau salutierte mit 12 Artilleriesalven aus 124 Geschützen.
Die Division befreite die Stadt Saporoshje. Dafür wurde ihr laut Befehl des Oberkommandos vom 14. Oktober 1943 ebenfalls Dank ausgesprochen, und Moskau salutierte mit 20 Artillerie-Salven aus 224 Geschützen.
Die Division nahm an der Schlacht um den Dnepr teil – eine der größten Schlachten der Weltgeschichte. Am 24. Oktober 1943 forcierte sie den Fluß. Für die Befreiung der Städte Dnepropetrowsk und Dnepro-dsershinsk wurde der Division laut Befehl des Oberkommandos vom 25. Oktober 1943 Dank ausgesprochen, und Moskau salutierte abermals mit 20 Artilleriesalven aus 224 Geschützen.
Zu Beginn des Jahres 1944 führte die Division unter dem Kommando von Oberst Kamynin die schweren Kämpfe in der Ukraine. In den Schlachten zur Vernichtung der feindlichen Kräfte in der Dnepr-Biegung durchbrach sie die stark befestigte feindliche Verteidigungslinie südlich von Nowo-Nikolajewka und trug zur Befreiung von Nikopol bei. Den Gegner verfolgend, befreite sie 37 Ortschaften. Vernichtet wurden mehr als 1200 Soldaten und Offiziere des faschistischen Aggressors und ein großer Teil seiner militärischen Ausrüstung. Vom 10. zum 11. Februar 1944 unternahm sie einen 50-Kilometer-Marsch und griff in den Kampf mit dem Feind ein, der in Richtung Apostolowo von Süden her angriff. In den heftigen Kämpfen gegen dessen zahlenmäßig überlegene Kräfte hat die Division alle Gegenangriffe abgewehrt und den Feind nicht in die Stadt eindringen lassen. In diesen Kämpfen ist am 14. Februar 1944 der Divisionskommandeur Oberst Kamynin als Held gefallen.
Im März 1944 kämpfte die Division im Bestand der 8. Gardearmee der 3. Ukrainischen Front im Raum vom Nikolajew. Oberst Strigol befehligte sie zu diesem Zeitpunkt. Am 2. März forcierte sie den Fluß Ingulez und nahm aktiv an der Angriffsoperation von Bereznegowato-Snigirewskaja teil, bei der 13 deutsche Divisionen eingekesselt wurden. Am 12. März zerschlug die Division im Raum Malejewka eine die Umzingelung durchbrechende Gruppierung von 3000 Mann.
Am 19. März erreichte die 39. GSD den Fluß Südlicher Bug, begann am nächsten Tag mit dem Forcieren am südöstlichen Stadtrand von Kowalenko und war gegen 16 Uhr – außer den Artillerieabteilungen – vollständig auf das rechte Ufer übergesetzt. Doch der Feind unternahm mit Panzern, Artillerie und Flugzeugunterstützung starke Gegenangriffe auf die Positionen der Division. Diese erfolgten wieder und wieder: von 6 bis 12 Uhr waren es 15. Beim Ort Tka-tschewka kam es zum Nahkampf. Die Verluste der Division betrugen 30 Tote und 109 Verletzte.
Am 23. März 1944 wurden die Truppenteile der Division auf Befehl des Kommandos des Schützenkorps auf das östliche Ufer zurückverlegt. Am 28. März bekam die Division eine Auffüllung und begann mit der Offensive auf Odessa. Am 6. April 1944 stieß sie zur Hadzibejski-Mündung vor, und am 10. April betraten ihre Kämpfer Odessa. Für die Befreiung der Stadt wurde die Division mit dem Bogdan-Chmelnizki-Orden II. Klasse ausgezeichnet. Man sprach ihr den Dank aus, und Moskau salutierte mit 24 Artilleriesalven aus 324 Geschützen. Zu Ehren der Soldaten, die den wichtigsten Hafen am Schwarzen Meer – Odessa – befreit hatten, salutierten zugleich die Kriegsschiffe der Schwarzmeerflotte mit 12 Artilleriesalven aus 120 Geschützen.
Für Polens Freiheit
Die Truppenteile der 39. GSD spielten bei der Befreiung Polens eine aktive Rolle. Im Juni 1944 wurde die Division an den linken Flügel der 1. Belorussischen Front verlegt. Während der Lublin-Brester Angriffsoperation durchbrach sie im Zusammenwirken mit anderen Verbänden die stark befestigte feindliche Verteidigung westlich von Kowel, forcierte erfolgreich den Fluß Westlicher Bug, betrat das Territorium Polens und nahm am 24. Juli an der Befreiung von Lublin teil. Während der Kämpfe um diese Stadt, die am 22. und 23. Juli 1944 stattfanden, befreite sie Majdanek, eines der schrecklichsten Vernichtungslager der deutschen Faschisten.
Nach der Einnahme der Stadt Lublin und der Abwehr gegnerischer Angriffe mit Panzern und Infanterie erhielt die 39. GSD eine neue Gefechtsaufgabe: Es galt, im Laufe von zwei Tagen einen 110-Kilometer-Marsch zu bewältigen, sich im Wald am Ostufer der Weichsel zu sammeln und die Überschreitung des Flusses vorzubereiten. Nach der Aufklärung des Geländes am 31. Juli erteilte der Divisionskommandeur Oberst Martschenko den Regimentskommandeuren den Befehl, mit dem Forcieren der Weichsel am Morgen des 1. August 1944 zu beginnen.
An jenem Tag überquerten die Truppenteile der Division die Weichsel, errichteten einen Brückenkopf sechs Kilometer nordöstlich von Magnuszew und begannen mit anderen Truppenteilen der 8. Gardearmee diesen zu stärken und auszubauen, wodurch die Vorbereitungen für den weiteren Vormarsch der sowjetischen Truppen getroffen wurden. Der Magnuszew-Brückenkopf spielte in der Endphase des Großen Vaterländischen Krieges eine entscheidende Rolle, weil die Einheiten der 1. Belorussischen Front im Januar 1945 den Hauptstoß von dort aus unternahmen. Am 14. Januar 1945 ging die Division als Teilnehmerin an der Warschau-Posener-Angriffsoperation von diesem Brückenkopf aus zur Offensive über und durchbrach – gemeinsam mit anderen Truppenteilen der Armee – die tiefgestaffelte Verteidigung des Gegners, um die erfolgreiche Offensive in Richtung Posen (Poznán) fortzusetzen.
Besonders heftige und blutige Kämpfe führte die Division vom 25. Januar bis zum 23. Februar bei der Erstürmung der Zitadellenstadt Posen, die vom faschistischen Kommando in eine massive Festung verwandelt worden war. Alle Regimenter der Division wurden während der Kämpfe für die Befreiung Polens mit Orden und Ehrentiteln gewürdigt.
Die Schlacht um die Seelower Höhen
Nach dem Forcieren der Oder im Februar 1945 zwang die Division den Feind zum Rückzug von der Küste und nahm Positionen auf dem Küstriner Brückenkopf ein. Im Februar und Anfang März 1945 führte sie schwere Kämpfe zu dessen Behauptung und Ausbau. Von hier aus sollte der Vormarsch auf Berlin beginnen. Die Verbände der 8. Gardearmee unter dem Kommando von Generaloberst Wassili Tschuikow, einschließlich der Kräfte der 39. Gardeschützendivision, hatten zuerst die Seelower Höhen zu erstürmen. Das Gefecht um sie war eine Operation der sowjetischen Truppen, die im Rahmen der Berliner Angriffsoperation durchgeführt wurde. Sie fand in der Zeit vom 16. April bis Mai 1945 statt. Ursprünglich befand sich die 39. GSD in der Armeereserve.
Doch am 17. April 1945 führte der Feind die beiden frischen motorisierten Divisionen „Kurman“ und „Müncheberg“, zu denen noch eine Infanteriedivision kam, in die Schlacht: Es entbrannten heftige Kämpfe. Ein Gegenangriff folgte dem anderen, vor allem auf der linken Flanke der 8. Gardearmee. Im Raum Diedersdorf versuchte der Gegner, die Straße Küstrin–Berlin abzuschneiden, wo sich der Großteil der Kampftechnik und der rückwärtigen Dienste mit der Ausrüstung des 29. Gardeschützenkorps und der 1. Garde-Panzerarmee bewegten. Um dieser Gefahr zu begegnen, wurde dem Kommandeur des 28. Gardeschützenkorps befohlen, die 39. Gardeschützendivision, die bisher in der 2. Staffel gefolgt war, in den Kampf einzubeziehen. Die Division nahm ihn am 18. April 1945 auf und beteiligte sich an der Abwehr des Gegenangriffs dreier deutscher Divisionen auf der linken Flanke der 8. Gardearmee.
Der Sturm auf Berlin
Die erste Phase der Schlacht um die deutsche Hauptstadt bestand im Überwinden der Flüsse und Kanäle fast in der gesamten Stadt. Die innere Zone der deutschen Verteidigung verlief im Angriffsstreifen der 39. GSD entlang des Teltowkanals. In Richtung Zoo vorstoßend, gelangte die Division bereits am 29. April bis zum Landwehrkanal und konnte sich erfolgreich in nordöstlicher Richtung zum Reichstag hin bewegen.
Mit entschlossenen Schritten nahmen die Einheiten der 39. GSD in der ersten Hälfte des 1. Mai den südlichen Teil des Tiergartens sowie den Zoo in Besitz und verbanden sich mit Truppenteilen der 3. Stoßarmee, der 2. Gardepanzerarmee und der 1. Polnischen Armee. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß trotz des schweren Feuers und der erbitterten Kämpfe um die Beherrschung des Zoos fast alle dort befindlichen Tiere und Vögel am Leben blieben.
Ihren Kampfesweg beendete die 39. Gardeschützendivision am 9. Mai 1945 in diesem Raum. Während der Angriffsoperation und des Sturms auf die deutsche Hauptstadt war Oberst Martschenko als Divisionskommandeur im Einsatz.
Für Mut, Heldentum und militärisches Können in den Kämpfen um Berlin wurde die 39. GSD mit dem fünften Orden – dem Lenin-Orden – ausgezeichnet.
Nach dem Großen Vaterländischen Krieg gehörte die 39. GSD zum Bestand der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Zwischen Juni 1945 und Oktober 1991 war sie in den thüringischen Garnisonen Ohrdruf, Gotha und Meiningen stationiert.
Verehrte Leser des RF! Liebe Freunde! Nehmen Sie bitte meine herzlichsten Glückwünsche zum 70. Jahrestag der Befreiung und des großen Sieges im Mai 1945 entgegen! Ob die Russen den Krieg wollten? Nein, die Russen wollten niemals Krieg – auch heute nicht.
Abschließend möchte ich noch einmal die Aufmerksamkeit auf den Kampfesweg der Division zur Befreiung der Ukraine richten. Wir haben dafür einen hohen Preis gezahlt. Es ist sehr bitter, erkennen zu müssen, daß in der Ukraine nach dem vorjährigen Putsch fanatische neue Nazis an die Macht gekommen sind und daß die heute in Kiew Regierenden mit Unterstützung der USA und anderer NATO-Staaten den Weg der Konfrontation mit Rußland gewählt haben. Dabei handelt es sich wohl um die bisher größte Dummheit in diesem Jahrhundert!
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