Brandenburgs Naturschützer
geben nicht auf
Meine vom August 1970 bis heute andauernde Tätigkeit im Kulturbund beruht eigentlich auf einem Mißverständnis: Ich hatte die KB-Kreissekretärin in Brandenburg/Havel während einer Busfahrt der Arbeitsgemeinschaft Natur & Heimat (N & H) gefragt, ob ich bei Veranstaltungen hin und wieder aushelfen könne. Das Ergebnis war das Angebot einer Halbtagsstelle als Sachbearbeiterin. Da mein Mann kurz zuvor verstorben war und ich mit den Kindern von einer recht schmalen Invalidenrente lebte, sagte ich zu. Zu meinen Obliegenheiten gehörte die Zusammenstellung sämtlicher monatlichen Veranstaltungen der zahlreichen Fachgruppen und des Fontaneklubs.
1951 war die Arbeitsgemeinschaft N & H durch den Kreisnaturschutzbeauftragten gegründet worden. Auf dem Programm standen zunächst kurze Wanderungen und monatliche Vorträge. 1970 stieß ein junger Lok-Schlosser als neuer Wanderleiter zu den drei alten Herren, die bisher die Touren geführt hatten. Er dehnte die Strecke bis in den Fläming aus und bot statt der vorherigen Distanz von sechs nun bis zu fünfzehn Kilometern an.
1976 wurde mir die Leitung der Arbeitsgemeinschaft „vererbt“. Wolfgang Riek – so hieß unser Lok-Schlosser – nahm mich des öfteren zu Vorwanderungen mit, und obwohl ich immer sagte, daß ich niemals die Wanderleitung zu übernehmen gedächte, blieb mir am Ende gar nichts anderes übrig, als es zu tun. So zog ich das erste Mal mit 30 Teilnehmern in einem Gebiet los, welches ich durch die alljährliche Zählung von Großtrappen genau kannte. Später wurde unsere Hilfe beim Bau eines Kreisnaturschutzzentrums gerne angenommen. Wir folgten dabei dem Motto, nicht nur die Schönheiten der Natur zu bewundern, sondern auch etwas zu ihrem Bestand und ihrer Pflege beizutragen. So ging das viele glückliche Jahre.
Doch 1995 mußte der Brandenburger Kulturbund aufgeben: Selbst ein kleines hauptamtliches Büro war nicht mehr zu halten. Mich drängte man bereits im Sommer 1990 in den Vorruhestand.
Aber die aus 80 Mitgliedern bestehende Arbeitsgemeinschaft N & H dachte nicht an Kapitulation. Wir machten weiter, doch anders als zuvor. Jetzt war es besonders wichtig, die Mitglieder aufzufangen, denn schon viel zu viel war von unserem gewohnten Leben weggebrochen. Da es bei uns in Brandenburg den alten Kulturbund als Organisation schon nicht mehr gab, plädierte ich dafür, daß sich die von 40 ursprünglichen Fachgruppen übriggebliebenen vier dem Brandenburgischen Kulturbund e. V. in Potsdam anschließen sollten. Dazu gehörten neben N & H der Arbeitskreis Stadtgeschichte, der Interessenkreis Militärgeschichte und die Havelländer Autorengruppe.
Zum Glück fand ich geeignete Referenten, die bei den tageszeitlich vorverlegten Zusammenkünften auftreten konnten. Einmal im Monat findet überdies ein Seniorennachmittag statt, bei dem nach der obligaten Kaffeerunde u. a. Lesungen und Naturfilme angeboten werden. Am schwierigsten aber ist es heutzutage, Wanderleiter zu gewinnen. Diese Arbeit will nicht jeder leisten, zumal es dazu außer eines guten Orientierungsvermögens und der Lust, eine Gruppe zu führen, auch hinreichender Kenntnisse der Heimatgeschichte wie der Fauna und Flora bedarf.
In vielen Orten, Kreisen und Bundesländern auf dem einstigen Territorium der DDR gibt es den Kulturbund leider nicht mehr. Doch bei uns in Brandenburg ist er mit seinen Fachgruppen nach wie vor präsent. Er schenkt mir ein aktives Rentnerleben und bindet mich in die Gemeinschaft ein.
Nachricht 1061 von 2043