Der große VW-Betrug – Wer zahlt die Zeche?
Unglaublich: Da geht ein Weltkonzern wie Volkswagen hin und läßt in Millionen seiner Dieselfahrzeuge eine Software einbauen, die nichts anderes macht, als die wahren Schadstoffbelastungen zu verschleiern. Innerhalb weniger Tage nach Bekanntwerden des systematischen Betrugs durch VW auf dem amerikanischen Markt ist der Börsenwert des Unternehmens um zig Milliarden gesunken. Ein Ende der Fahnenstange ist bezüglich der Auswirkungen auf das Image sowohl von Volkswagen als auch der übrigen deutschen Automobilindustrie noch gar nicht abzusehen.
Dabei kommt die aktuelle Entwicklung keineswegs so überraschend, wie das jetzt von vielen „Experten“ behauptet wird. Schon seit Jahren wundern sich die Verbraucher, also die Autofahrer, immer wieder darüber, wie die niedrigen Verbrauchswerte und die geringe Schadstoffbelastung der Autos in den Prospekten zustandekommen.
Der Bundesregierung und auch der Europäischen Kommission ist schon lange bekannt, daß die Ermittlung sowohl der Schadstoff- als auch der Abgaswerte unter Prüfstandbedingungen stattfindet, die mit der Realität auf der Straße aber auch nicht das geringste zu tun haben.
Und auch sehr viel länger ist dem Ministerium des CSU-Mannes Dobrindt klar, daß es Abschalttechnik (im Fachjargon: Zykluserkennung) gibt, wie die US-Umweltbehörden sie jetzt bei VW entdeckt haben. Der Abgasexperte Peter Mock vom International Council on Clean Transportation (ICCT) stellte hierzu fest: „Technisch ist es kein Problem, die Emissionsstandards einzuhalten.“ Er rechnet mit ca. 100 Euro pro Fahrzeug, das mit besserer Abgastechnik ausgerüstet wird. Die Niederländische Organisation für Angewandte Naturwissenschaftliche Forschung (TNO) ist noch vorsichtiger: Sie rechnet mit Mehrkosten von nur 77 Euro, um ein Mittelklassefahrzeug so auszustatten, daß die allerhöchsten europäischen Abgasstandards auf der Straße tatsächlich eingehalten werden können.
Das Schlimme dabei ist: Genau das haben die Experten der Europäischen Kommission mitgeteilt – es passiert nichts! Statt dessen stellen sich der bisherige VW-Chef Winterkorn und dessen Managerkollegen hin und versuchen es mit systematischem Betrug. Dabei ist dann fast egal, was wer und wann genau von dem Skandal gewußt hat. Schon heute steht fest, daß Winterkorn und seine Aufsichtsratskollegen – wer von ihnen außer dem Chef noch gehen muß oder nicht, wird sich zeigen – immer superweich fallen. Schon jetzt scheffeln sie astronomische Summen. Wenn dann angesichts einer schweren Absatzkrise bei VW gespart werden muß, trifft das allein die Kolleginnen und Kollegen in den Automobilwerken. Dann sind deren Löhne „einfach zu hoch“, dann „müssen“ mehr Leiharbeiter mit Werkverträgen eingestellt werden. Zu bluten haben also jene, welche mit dem ganzen Skandal überhaupt nichts zu tun haben. Und zur Ader gelassen werden die Menschen, die als Asthmatiker zu viele Stickoxide einatmen, die Pflanzen, die von den Abgasen geschädigt werden, und die Böden, die weiter systematisch versauern.
Doch das interessiert die Herren Winterkorn, Piech, Dobrindt und wie sie alle heißen mögen, herzlich wenig. Hauptsache, sie haben ihre persönlichen Schäfchen im trockenen. Pech nur, daß sie gelegentlich bei ihren großangelegten Betrügereien erwischt werden. Der Druck der Verbraucher kann angesichts solcher Infamie gar nicht groß genug sein. Sparpotentiale gibt es jedenfalls allemal genug: Allein Ex-Konzern-Chef Winterkorn kassierte für seinen Job bisher pro Jahr etwa 16 Millionen Euro!
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