RotFuchs 207 – April 2015

Der Islamfeindlichkeit den Kampf ansagen!

Manfred Kubowsky

Am 15. Januar hörte ich im Radio, Bundeskanzlerin Angela Merkel habe erklärt, die Angehörigen islamischen Glaubens dürften angesichts der jüngsten Terroranschläge „nicht unter Generalverdacht geraten“. Der Rundfunksprecher fügte hinzu: „Daß aber Terroranschläge im Namen des Islam nichts mit dem Islam zu tun haben sollen – gegen diese Auffassung verwahrte sich die Kanzlerin.“

Nach offiziellen Informationen vertreten 40,8 Millionen von insgesamt 80 Millionen Menschen – das sind 51 % der Gesamtbevölkerung der BRD – die Auffassung, der Islam stelle eine Bedrohung dar. Wenn man von den 80 Millionen allerdings 20 Millionen Kinder und weitere Personen, die aus verschiedenen Gründen in dieser Sache überhaupt kein oder kein relevantes Urteil äußern können, abzieht, wird die Sache noch unerfreulicher: 40,8 Millionen von 60 Millionen urteilsfähigen Menschen, von denen die zuvor erwähnte Meinung geteilt wird, sind 68 Prozent!

Das bedeutet: Nicht etwa die Hälfte, sondern sogar der überwiegende Teil der Erwachsenen hierzulande ist der Meinung, daß sie „der Islam“ so oder so bedrohe, wobei gegen diese Gefahr etwas unternommen werden müsse. Was „die Politik“ von Beginn an beabsichtigte, wird man jetzt durchsetzen: Vorratsdatenspeicherung, gläserner Bürger, Generalüberwachung! Das aber heißt: Umwandlung der bereits untergrabenen bürgerlichen Demokratie in eine offene Diktatur des Kapitals.

Als Schriftsteller wende ich mich nicht nur an meine Leser, sondern an alle in der BRD Lebenden mit dem Appell: Leute, macht die Augen auf! Verdammt, warum merkt ihr denn nichts? Wollt ihr es wirklich nicht wahrhaben?

Hockt nicht angstvoll in euren Stuben! Sorgt euch nicht bloß um euer begrenztes eigenes Wohl und formuliert keine halbherzigen, dabei doch herrschaftskonformen Kritiken und Proteste! Beteiligt euch nicht an gelenkten, von offizieller Seite organisierten Pseudoprotesten, die nur das Ziel verfolgen, euch von wirkungsvollen und gebündelten Aktionen gegen dieses menschenfeindliche, soziale und kulturelle Werte beseitigende System abzuhalten!

Laßt euch nicht länger blenden! Wozu waren die Pariser Mohammed-Karikaturen eigentlich gut? Als Ausdruck der Pressefreiheit? Zur Beteuerung von Demokratie? Warum druckte die Hamburger Morgenpost die Karikaturen nach den Anschlägen erneut ab? Weshalb goß sie damit neues Öl ins Feuer? Und warum präsentierten sie andere?

Angenommen, der in Berlin erscheinende „Eulenspiegel“ hätte zur Erinnerung an Missetaten einiger Geistlicher im Zeichen vermeintlicher Pressefreiheit eine Karikatur veröffentlicht, die Jesus am Kreuz zeigt, mit einer Bombe am Leib statt des vertrauten Tuches – wie hätten die Herolde der westlichen „Demokratie“ da mit Recht aufgeschrien!

Nun seid ihr still oder demonstriert auf sonderbare Art, lauscht der Kanzlerin und werdet in den Schlaf gelullt. Ihr sollt Angst haben – das ist gewollt.

Immer aber hat die Angst um das eigene Wohl und Wehe dahin geführt, daß das Leben von Millionen und aber Millionen anderer zerstört wurde. Kurt Tucholsky ahnte – nein, er wußte –, als er 1928 nach Schweden emigrierte, was nur fünf Jahre später in Deutschland kommen würde. Es kam!

Unser Autor ist Mitglied des Verbandes deutscher Schriftsteller.