RotFuchs 193 – Februar 2014

Deutschland

Jürgen Kuhlmann

Der Deutsche ist nicht, was er scheint.
Besonders nicht, seit er vereint.
Da ist nichts mehr mit Sturm und Drang.
Das Volkslied schrumpft zum Bocksgesang.
Zum Kultus schrumpfte die Kultur.
Von Recht und Freiheit keine Spur.
Tonkunst ist Hollywoodgestammel.
Filmkunst ist Hollywoodgerammei.
Bildkunst ist wüstes Farbgeklecksel.
Theater? Intendantenwechsel!
Zum Wortverdreher ward der Dichter.
Aus Lehrern wurden Unterrichter …
Erziehung? Kam ganz aus der Mode.
Ein Wahnsinn? Aber mit Methode:
Wo Unerzog’ne sich entfalten,
können sich Advocaten halten …
Der Rechtsanwalt? Ein Advocat!
Mein Vaterland? Sein Unrechtsstaat!
Wo Recht erwürgt mit Anwaltszwang,
Gerechtigkeit erstirbt ganz bang.
Wo Recht erkauft durch Anwaltskosten,
der Lump erhascht den fetten Posten.
Wo jede Blume früh geknickt …
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt …
Wo Korruption treibt Wucherzinsen …
Wo Börsenhaie höllisch grinsen …
Wo Menschenfreunde Fremde hassen …
Wo Unternehmer unterlassen …
Wo Protestanten resignieren …
Wo Volksvertreter lamentieren …
Wo Geld nur mit Gewalt regiert,
Vernunft gar bald die Macht verliert.
Wo Haben einzig Lebensziel,
da gilt Gemeinsamkeit nicht viel.

Aus Miteinander ward Geraufe.
Man kam vom Regen in die Traufe.