Du hast einen Feind
Was du verdienst, ist ihm egal –
solang er noch an dir genug verdient.
Was du ausgibst, ist ihm egal –
solang du nur einkaufst bei ihm.
Was du einkaufst, ist ihm egal –
solang er entscheidet, ob du anständig aussiehst.
Wie du aussiehst, ist ihm egal –
solang deine Haare nicht zu lang sind.
Wie lang deine Haare sind, ist ihm egal –
solang du die Schnauze hältst.
Deine Meinung ist ihm egal –
solang du schuftest für ihn.
Was du gegen ihn sagst, ist ihm egal –
solang du nichts tust gegen ihn.
Wo du arbeiten mußt, ist ihm egal –
solang du nicht siehst, wo er faulenzt.
Wo du wohnst, ist ihm egal –
solang du pünktlich die Miete zahlst
an ihn.
Welchen Hit du hörst, ist ihm egal –
solang du nach seiner Pfeife tanzt.
Welchen Krimi du siehst, ist ihm egal –
solang du nicht ihn überführst.
Versuch mit ihm zu reden –
er kann nur toben oder tätscheln.
Versuch mit ihm zu verhandeln –
er lacht und haut dich in die Pfanne.
Eh er seinen Besitz abtritt,
eh er verduftet –
schlägt er lieber die Welt kaputt
und dich mit.
Du hast einen Feind:
Schon wieder holt er aus
und drischt auf dich ein –
solang du ihn dreschen läßt.
(1969)
Auf Anregung des englischen „Know thy enemy“ von Chr. Logue
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