RotFuchs 187 – August 2013

Ein Friedensheld vor dem Kriegsgericht

RotFuchs-Redaktion

Seit dem 3. Juni steht der 25jährige Stabsgefreite der U.S. Army Bradley Manning vor dem Militärgericht in Ft. Meade (Maryland). Er wurde im Mai 2010 als Angehöriger der Streitkräfte des Pentagons festgenommen und befindet sich seitdem im Gewahrsam. Ihm werden insgesamt 22 Delikte angelastet – darunter „Feindbegünstigung“ –, worauf lebenslänglicher Freiheitsentzug steht. Als „Feind“ betrachtet die U.S.-Militärjustiz die internationale demokratische Öffentlichkeit sowie alle Widersacher imperialistischer Kriegs- und Weltherrschaftspläne.

In den Augen seiner Ankläger hat der hochqualifizierte Chiffrierspezialist Bradley Manning eine abscheuliche Untat begangen, in unseren Augen aber eine Großtat. Dem jungen Friedenskämpfer im Waffenrock einer Aggressionsarmee wird die Weitergabe zahlreicher als geheim eingestufter Dokumente des Pentagons und des U.S.-State Department angelastet. Mehr als eine halbe Million „For eyes only“-Vermerke und Dokumente des US-Kriegsministeriums – die größte Anzahl jemals an die Öffentlichkeit gelangter Schriftstücke dieser Art – und 250 000 dienstliche Berichte amerikanischer Diplomaten in aller Welt wurden der Anonymität entzogen.

Folgt man der Anklage, dann hat Bradley, dem all diese Quellen dienstlich zugänglich waren, den brisanten Stapel von „Wolkenkratzerhöhe“ an die Washington bloßstellende Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks übermittelt. Aus welchen Motiven auch immer der junge Army-Spezialist gehandelt haben mag – die Veröffentlichung dieser Materialien von höchster Explosivität war ein unschätzbarer Beitrag zur Entlarvung von Untaten und künftigen Plänen der Hauptmacht des Imperialismus.

Der australische Wikileaks-Gründer Julian Assange, dem sämtliche US-Geheimdienste den Spitzenplatz auf ihren Fahndungslisten einräumten, befindet sich noch immer in der ihm Asyl gewährenden Londoner Botschaft Ekuadors.

Friedensheld Bradley Manning wurde nach seiner Festnahme brutal gefoltert: Vom Juni 2010 bis zum April 2011 befand er sich in einer Tag und Nacht optisch überwachten 2,8 x 2 Meter messenden Marterzelle des Militärgefängnisses Quantico. Er durfte sie 23 Stunden am Tag nicht verlassen. Es handelt sich dabei nicht um eine Vorbeugungsmaßnahme zur Suizidverhinderung, wie das Militär behauptete, sondern um eine illegale Vorausbestrafung.

Im April dieses Jahres wurde Manning nach Protesten seiner Verteidiger und unter dem Druck einer weltweiten Solidaritätsbewegung in das Militärgefängnis Ft. Leavenworth verlegt, das eine geringere Sicherheitsstufe hat.

Am 29. November 2012 sagte er in einer gerichtlichen Anhörung aus, zeitweilig habe er innerhalb von 24 Stunden nur 20 Minuten das Tageslicht gesehen. Selbst beim extrem kurzen Hofgang sei er in Ketten gelegt worden.

Der UN-Sonderberichterstatter für Folterangelegenheiten Juan Mendez ließ nach 14 Monate währender Überprüfung des Falles wissen, Mannings Haftbedingungen seien als „grausam und inhuman“ zu bezeichnen. Es handle sich dabei um einen eklatanten Bruch der Bestimmungen des Artikels 7 der Internationalen Konvention gegen Folter.

RF, gestützt auf „People’s World“, USA