RotFuchs 206 – März 2015

Wo Denkmäler an die Gefallenen der Roten Ruhrarmee erinnern

Ein heroisches Kapitel
deutscher Geschichte

RotFuchs-Redaktion

Auch in diesem Jahr werden im Westen Deutschlands wieder eine Reihe von Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen zur Erinnerung an die Märzgefallenen stattfinden. Mitglieder der DKP, der Partei Die Linke, der SPD und weitere Antifaschisten halten so in Dinslaken, Pelkum (Hamm), Bochum, Wuppertal, Bottrop, Dortmund und anderen Ortes die Beschäftigung mit dem Geschehen während des Kapp-Lüttwitz-Putsches und der Märzrevolution 1920 wach.

Die damaligen Ereignisse blieben vielen im Gedächtnis. Die Toten ehrte man mit Denkmälern, mit den Hinterbliebenen übte man Solidarität. In Büchern, wissenschaftlichen Abhandlungen, Romanen und Theaterstücken wurden die Vorgänge thematisiert. Alljährlich fanden Märzfeiern der Arbeiterbewegung statt. In keiner Region gibt es heute noch eine solche Fülle von Gedenksteinen und Erinnerungszeichen an die Märzkämpfe wie in Gemeinden und Städten von NRW. Sie alle werden in dem neuen Buch des Bochumer Ruhrecho-Verlags zum Kapp-Putsch und zur Märzrevolution vorgestellt. Es beleuchtet die Hintergründe des Geschehens. Der Totenehrung, Entstehen und Umgang mit den Denkmälern der Märzgefallenen widmet sich ein großer Teil des Werkes. Erklärt werden Symbole und Gestaltungselemente wie Hammer und Sichel, Roter Stern, Palmwedel, aufgehende Sonne und Fackeln. Hierfür wurde eine enorme Zahl lokaler Quellen erschlossen, die der Autor in jahrzehntelanger Recherche zusammengetragen hat.

Zuerst geht das Buch aber auf die spontanen Reaktionen zur Abwehr des Kapp-Lüttwitz-Putsches aus der lokalen und regionalen Erforschung im rheinisch-westfälischen Industriegebiet, dem heutigen Land Nordrhein-Westfalen, ein. Behandelt werden Mechanismen sowie Organisations- und Sozialstrukturen des Kampfes jener Zeit. Der Frage, wie das bis heute bestehende Interesse an Kundgebungen, Aufmärschen und seinerzeitigen politischen Geschehnissen zu erklären ist, wird ebenso Bedeutung beigemessen wie der Suche nach Aufschlüssen darüber, warum die Proletarier im Ruhrpott das System der Ausbeutung und Unterdrückung, dem ihre Eltern und Großeltern ein Leben lang unterworfen waren, im März 1920 nicht mehr ertragen wollten.

Das vorliegende Buch ist mehr als 90 Jahre nach den geschilderten Ereignissen von unverminderter Aktualität. Die Erinnerung an die Märzkämpfer muß wachgehalten werden, zumal deren historische Rolle in der alten BRD weithin unterschlagen wurde. Demgegenüber erfuhr jeder Schüler in der DDR wesentliches über das damalige Geschehen. Die Erfahrung, wie in den ersten Jahren der Weimarer Republik ein Generalstreik die offene Diktatur des Kapitals verhindert hat, ist bis in die heutige Zeit von großer Relevanz. Verlag und Autor tragen mit dem Buch dazu bei, diesen Teil der Geschichte vor Ort neu zu entdecken und seriös zu bewerten. Sie würdigen den Einsatz sehr vieler Menschen, vor allem aus der Arbeiterbewegung, für die Verteidigung der damals wie heute von rechten Kräften bedrohten Republik. Ihr Beispiel mahnt und verpflichtet die jetzt lebenden Generationen.

Günter Gleising, Mitarbeit Anke Pfromm:

Kapp-Putsch und Märzrevolution 1920 (Bd. II)
Ereignisse und steinerne Zeugen – Gräber und Denkmäler zwischen Rhein und Weser erzählen Geschichte

536 Seiten, zahlreiche Dokumente und Fotos
ISBN 978-3-931999-16-2

24,00 Euro, Bestellungen: ed.ohcerhur@ofni