Ein Übersiedler aus der BRD
zum DDR-Sport
Als Arbeitsloser aus der BRD in die DDR gekommen, konnte ich durchaus verstehen, daß der in diplomatischer Hinsicht zunächst weitgehend isolierte andere deutsche Staat danach trachtete, internationales Ansehen durch den Sport zu gewinnen.
Die Reibereien nicht nur zwischen den Sportverbänden beider Staaten trugen aus meiner Sicht teilweise schizophrene Züge. Bei der Aufstellung einer gesamtdeutschen Olympiamannschaft war nach der Einführung des Hammer-Zirkel-Ährenkranz-Emblems auf der DDR-Staatsflagge ein zusätzlicher Konfliktstoff entstanden. Am 4. November 1959 erließ das Bundesinnenministerium ein Verbot des Zeigens der „Sowjetzonen-Flagge“, das als Störung der öffentlichen Ordnung dargestellt wurde. Hinzu kamen die Verweigerung des Auftretens westdeutscher Athleten in der DDR sowie Einreiseverbote für deren Sportler in die BRD. Zum Reigen der Intrigen gehörten Anschuldigungen, DDR-Turner hätten Sportgeräte manipuliert, denen schon bald erste Dopingvorwürfe folgten. Das Ganze gipfelte dann in der Ausgrenzung von Aktiven und Sportfunktionären aus der DDR.
Welchen Wert sie der Sportbewegung mit dem Breitensport im Zentrum beimaß, war in der Verfassung und im Arbeitsrecht der DDR festgelegt. Dabei handelte es sich nicht um leere Worte. Vom Schulsport über Betriebssportfeste, Spartakiaden aller Art bis zur Talenteschmiede für Spitzenleistungen genoß der Amateursport allzeit eine umfassende Förderung durch den Staat. Profi-Sportler kannte die DDR hingegen nicht.
Bei der Leichtathletik-EM, die im September 1990 in Split stattfand, konnten die Athleten aus der Noch-DDR ein letztes Mal den Ruf ihrer Sportnation unter Beweis stellen, während die BRD-Sportler wegen ihres schlechten Abschneidens von der eigenen Presse mit Häme bedacht wurden.
Auch in der Zeit nach dem Anschluß der DDR an die BRD entfiel bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften zunächst ein hoher deutscher Medaillenanteil auf Athleten, die noch in der DDR ausgebildet worden waren.
Als ich seinerzeit aus dem Westen in die DDR übersiedelte, nahm ich schon bald die enorme Begeisterung von Millionen bei der Friedensfahrt wahr. Die sportlichen Erfolge stärkten das Selbstbewußtsein der DDR-Bürger wie das internationale Prestige ihres Staates.
Nach dem Untergang der DDR und ihrer Sportförderung erodierte die deutsche Körperkultur sichtbar und verkam immer mehr zum Profi-„Sport“ à la Formel 1.
Um von alldem abzulenken, suchten die Medien jahrzehntelang den Sportlern und Sportfunktionären der DDR in Sachen Doping den Schwarzen Peter zuzuschieben und eigene diesbezügliche Aktivitäten zu verschleiern. Die Tatsache, daß auch gesundheitliche Schäden bei einigen Aktiven in Kauf genommen wurden, ist sicher nicht zu rechtfertigen.
Nun hat eine Studie der Humboldt-Universität mit der unablässig strapazierten Lüge aufgeräumt, die BRD habe mit alldem nichts zu tun gehabt. Es stellte sich heraus, daß dort systematisches Doping seit Staatsgründung Trumpf war. Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler fürchten aber bereits Klagen und fordern deshalb Rechtsschutz.
Der Mohr „DDR“ hat seine Schuldigkeit getan und kann fortan nicht mehr als „abschreckendes Beispiel“ benutzt werden, um die eigenen schmutzigen Hände blitzsauber erscheinen zu lassen.
Der „RotFuchs“ ist stolz auf seinen Leser, Freund und Gesprächspartner
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