Roland Günter und Klaus Steiniger –
neue Ehrenmitglieder der Arbeiterfotografie
Einmischen, mitgestalten, handeln
mit Visionen
Seit dem 16. Oktober 2014 sind sie Ehrenmitglieder des Bundesverbandes Arbeiterfotografie: Prof. Roland Günter und Dr. Klaus Steiniger. Sie sind – allen Manövern der mächtigen Gegenseite zum Trotz – wie die Arbeiterfotografie dem Kampf um eine bessere Gesellschaft verpflichtet. Beide sehen – wie es für die Arbeiterfotografie typisch ist – im Bilddokument ein Mittel ihres Wirkens, ein Instrument und eine Waffe.
Der Kunst- und Kulturhistoriker Roland Günter hat sich bei der Rettung von abrißbedrohten Industriebauten besondere Verdienste erworben und ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen über die Industriekultur und das Ruhrgebiet.
„Der Tod aller fortschrittlichen Kräfte ist das Sektierertum“, lautet die Lebensweisheit von Klaus Steiniger, der stolz darauf ist, 66 Jahre aktiver und überzeugter Kommunist zu sein. Es sei wichtig zu wissen, wie und womit die anderen kochen. Diese Erfahrung läßt sich nur durch Kontakte zur „Außenwelt“ erzielen. Dabei sei es selbstverständlich, seinen Idealen und Überzeugungen treu zu bleiben.
Woher rühren solche Gedanken? Als Mitarbeiter und Auslandskorrespondent, als Sonderkorrespondent des „Neuen Deutschland“ (ND) mit diplomatischen Aufträgen erlebt er Erfolge, Rückschläge und letztlich den Verrat am Sozialismus. Eine seiner prägendsten Erfahrungen ist die Zeit der portugiesischen Nelkenrevolution ... „Es war eine Volksrevolution“, ist ihm wichtig, immer wieder herauszustellen. Vom promovierten Juristen führt sein Weg in den journalistischen Kosmos. Das ist Klaus Steinigers Welt, in der er bis heute brilliert. Die Aneignung von Sachkenntnis mit wissenschaftlichem Handwerkszeug, Analyse und Darstellungsvermögen ...
Er übernimmt (als fotografischer Laie) auch die Aufgabe der Bildberichterstattung, deren Ergebnisse verblüffen.
Auch auf diesem Gebiet ist er ein sensibler Beobachter. Es gelingen ihm auf den Punkt verdichtete Aussagen, Geschichten, Gefühle, die keinen Zweifel über den (antifaschistischen) Standpunkt des Fotografen aufkommen lassen.
2012 findet durch Vermittlung des Malers und Grafikers Thomas J. Richter eine erste persönliche Begegnung von Redakteuren der Arbeiterfotografie mit Klaus Steiniger in Berlin statt. Die Neugier auf sein bisher in kleineren Bruchstücken veröffentlichtes fotografisches Werk – vor allem über die Zeit der Nelkenrevolution – war der Antrieb, das Phänomen Klaus Steiniger näher kennenzulernen. Das Gesehene mit lebendiger Beschreibung des Geschehenen war so tief beeindruckend, daß unmittelbar eine Ausstellung in der Galerie Arbeiterfotografie in Köln beschlossen wurde.
Klaus Steiniger ist ein unbequemer Kommunist. 1989 sieht er langjährige Kollegen und Genossen „nach rechts abdriften“. In einer letzten Vollversammlung beim ND widerspricht er der Mär von einer „friedlichen Revolution“ in der DDR.
Beifall und Buhrufe erhält er für seinen Diskussionsbeitrag, in dem er sich auf seine Erfahrung als Berichterstatter aus Portugal beruft, wo er zwischen 1974 und 1979 den Beginn einer Revolution und den Ablauf einer Konterrevolution minutiös erlebt habe. „Macht Euch keine Illusionen, Genossen, Kollegen! Das, was sich gegenwärtig in der Deutschen Demokratischen Republik abspielt, ist eine klassische Konterrevolution mit allem, was dazugehört.“ Sein Resümee: „Der Weg zum Kapitalismus war auch beim ND freigemacht worden.“ Klaus Steiniger wird Mitglied der (west-)deutschen kommunistischen Partei DKP, schreibt von 1992 bis 1998 als außenpolitischer Berichterstatter regelmäßig für die Sozialistische Wochenzeitung der DKP „Unsere Zeit“. Seit 1998 ist der im Dezember 1932 geborene rastlose Aufklärer der Motor des monatlich erscheinenden „RotFuchs“, der „Tribüne für Kommunisten und Sozialisten in Deutschland“, dessen 200ste Ausgabe im September 2014 erschien.
Mitunter ist Klaus Steiniger (zu Recht) unbescheiden.
Ein „Starjournalist“ sei er gewesen, entweicht es ihm 2005 in einem Interview (erinnerungsort.de), um im nächsten Atemzug zu sagen, daß es so etwas gar nicht gegeben habe. Nach 1945 habe er – wie sein Vater vor 1933 – für die „Weltbühne“ geschrieben. „Klaus Steiniger war wohl der wichtigste Journalist der DDR“ heißt es 2004 in einer Publikation der alternativen Musikszene (warschauer.de), die einem „freidenkenden Underground ein Forum“ sein will. „Jugendliche, die Sinn für die Politik haben und viele Hintergründe wissen möchten, sollten unbedingt zu Steiniger greifen, danach sind sie schlauer und können gar die heutige Weltordnung durchschauen.“
Wenn der Journalist und ehemalige Staatsanwalt eines gelernt hat, dann ist es die Analyse der Motive! Beweisführung gehört dazu wie der Blick hinter die bunten Fassaden und kreidefressenden, mitunter rot angestrichenen Wölfe unter den Menschen.
Nachricht 1307 von 2043
- « Anfang
- Zurück
- ...
- 25 Jahre Freundeskreis der Sport-Senioren
- Über Landpartien gestern und heute
- „Flaschenpost“ aus Schweden
- Einmischen, mitgestalten, handeln
mit Visionen - Gisela Steineckert: Hand aufs Herz
- Fischer ohne Fische
- Erinnern an Portugals „roten General“
- ...
- Vorwärts
- Ende »