Griff in die literarische Schatztruhe (Teil 20)
Einst erfolgreiche DDR-Autoren
dem Vergessen entreißen
Hartmut Zenker ist am 24. Februar 1922 in Zittau in der Oberlausitz zur Welt gekommen. Er legte 1940 das Abitur ab und studierte zunächst an der Kunstakademie Dresden. Als Soldat geriet er 1945 in Italien in Gefangenschaft, aus der er im November 1946 entlassen wurde. Nach Kriegsende war er Hilfsarbeiter in Jena, besuchte die dortige Fachschule für Bibliothekare und legte 1950 das Examen ab. In Rathenow, Potsdam, Zittau und Görlitz arbeitete er in diesem Beruf. Als Externer studierte Zenker an der Berliner Humboldt-Universität Bibliothekswissenschaft und erwarb 1971 das Diplom. Ab 1969 war er wissenschaftlicher Bibliothekar und Abteilungsleiter in Schwerin. Als „Wanderbibliothekar“ bekannt, war er ab 1978 freischaffend und seit 1981 dann in Dresden seßhaft.
Hartmut Zenker legte 1976 mit Tamara Tanzmann den Gedichtband ,,Handschriften“ vor. Seinen literarischen Durchbruch erreichte er mit dem Roman „Die Uhr steht auf fünf“ (1979). Dem Autor ging es um die faschistische Vergangenheit, die nicht vergessen werden darf. Zur bibliophilen Kostbarkeit wurde sein Lyrikband „Zeitflug ins Grün“ (1980), den er mit eigenen Aquarellen versah. In dem Gedichtband „Fürsprache“ (1987) forderte er den Leser zum Mitdenken auf. „Das Titelgedicht und andere umschreiben ein Grundanliegen des Lyrikers, ständig im Wind von Rede und Gegenrede zu stehen, den Dialog mit bisher Schweigenden zu führen, verstanden zu werden.“ (Werner Voigt)
Weitere Arbeiten vereinte Zenker in dem Band „Vorkommnisse“ (1981). Es folgte die Reiserzählung „Mit Goethe in Polen“ (1986). Tagebuchartig notierte er Eindrücke von Stationen der Fahrt und blieb dabei ständig Partner des Lesers. Er mischte die Zeitebenen und ließ Gegenwart und Vergangenheit ineinanderfließen, so daß historische wie imaginäre Gestalten gleichsam in einem großen Welttheater agierten. In seinem Roman „Hohe Straße“ (1989) erzählte Zenker das Schicksal des Schriftstellers Hans-Jürgen Münnich und verflocht abermals Gegenwart und Geschichte. Dabei wurden frühe Irrwege und Enttäuschungen ebensowenig ausgespart wie die verklärten Touren mit der studentischen Wandergruppe und einzelne Dispute. Die Gedankenstruktur dieses Romans war geprägt von der Erfahrung des unter dem Faschismus und im Weltkrieg Durchlittenen und Durchschrittenen. 1989 legte Zenker den Band „Kornblum und andere Erzählungen“ vor. Der Schriftsteller publizierte auch in Zeitschriften und Anthologien. Anzumerken ist, daß wiederholt Vorabdrucke aus Zenkers Werken in der Zeitschrift „Sinn und Form“ erschienen, so 1979 vier Teile aus „Unterwegs mit Goethe“.
Hartmut Zenker starb 1991.
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