El Salvador: Der Sieg des Comandante
Von 1980 bis 1992 tobte in der mittelamerikanischen Republik El Salvador ein erbitterter Bürgerkrieg zwischen den linksgerichteten Guerillakämpfern der Nationalen Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN) und dem Terrorapparat der US-hörigen Staatsmacht. Damals sorgten die oftmals siegreichen Operationen der den Regierungstruppen zahlenmäßig unterlegenen FMLN-Verbände in der Weltpresse ebenso für Schlagzeilen wie der gnadenlose Terror der Reaktion. Der Bürgerkrieg endete schließlich mit einem Kompromiß, der zur Einstellung der Kampfhandlungen und zur Legalisierung der Befreiungsfront als politische Partei führte.
2009 wurde der parteilose Journalist Mauricio Funes mit Unterstützung der FMLN zum Staatspräsidenten gewählt. Während er der Organisation, die ihn aufgestellt hatte, ideologisch weniger verbunden war und eher zu reformistischen Auffassungen tendierte, war sein Vizepräsident Sanchez Ceren da aus ganz anderem Holz. Der ehemalige Kommandeur einer Einheit der Volksbefreiungskräfte besitzt marxistische Wurzeln und ist der Sache treu geblieben. Ceren, der in der ersten Runde der salvadorianischen Präsidentschaftswahlen am 2. Februar deutlich vor seinem Hauptrivalen Norman Quijano von der rechtsgerichteten ARENA gelegen hatte, siegte auch bei der Stichwahl am 9. März, allerdings nur mit sehr knappem Vorsprung. Die auf Grund des Einspruchs der ARENA erfolgte Nachzählung führte zu keinem anderen Resultat. Es blieb bei 49,89 % für den früheren Staatschef Antonio Saca, den die ARENA ins Rennen geschickt hatte.
Da auch im benachbarten Honduras ein Mitte-Links-Sieg gegen die reaktionäre Konkurrenz errungen wurde, kann man von einer gewissen Stärkung des antiimperialistischen Lagers in Mittelamerika sprechen. Übrigens gehörte auch El Salvadors neuer Vizepräsident Oscar Ortiz – er war zuvor der populäre Bürgermeister der Stadt Santa Tecla – derselben FMLN-Guerillaformation wie Sanchez Ceren an. Der neue Präsident steht vor einem Knäuel kaum lösbarer Probleme, auch wenn unter seinem Vorgänger Mauricio Funes manches sozialpolitische Projekt zur Verbesserung der Lage der Ärmsten in Angriff genommen wurde. Eine besondere Hypothek bleibt El Salvadors äußerst hohe Gewaltkriminalitätsrate, deren radikale Bekämpfung die Rechtskräfte in den Mittelpunkt ihrer Wahlversprechen gestellt hatten. Während des Bürgerkrieges waren Tausende Salvadorianer in die USA geflohen, denen Washington jedoch kein Asylrecht gewährt hatte, so daß sie nur als Illegale in den Slums großer Städte unterkamen. Dort beteiligten sich etliche von ihnen an Bandenkriegen der Drogenmafia. Viele wurden gefaßt und nach El Salvador zurückgeschickt. Die „Maras“, wie die Banden genannt werden, sind unterdessen ein wichtiges Glied in der Transportkette des mexikanischen Drogenschmuggels.
Im salvadorianischen Wahlkampf spielten die von der Reaktion entfesselten Gewaltakte gegen Venezuelas bolivarische Regierung keine geringe Rolle. Die von den proimperialistischen Gegnern der Chavistas geschaffene explosive Situation in dem bedeutenden südamerikanischen Staat diente zur Manipulierung der Stimmberechtigten El Salvadors. Medien und Politiker der Rechten redeten ihnen unablässig ein, auch in ihrem Land werde eine ähnlich brisante und explosive Situation wie in dem „an Kuba geketteten Venezuela“ eintreten, wenn die „Kommunisten der FMLN“ am Ruder bleiben sollten.
Wie man sieht, hat diese Kampagne den Brunnenvergiftern der ARENA nicht den Sieg gebracht, auch wenn die Stimmabgabe für die Liste der Befreiungsfront am Ende deutlich unter den günstigeren Wahlprognosen zu Jahresbeginn gelegen hat.
RF, gestützt auf „People’s World“, New York
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