Für „Kaiser, Volk und Vaterland“ gefallen
Erinnern an Carl Böhm-Hennes
Am Rennsteig, in der Nähe des kleinen Ortes Ernstthal mit seiner großen Skitradition, steht seit 1921 ein Gedenkstein des Thüringer Wintersportverbandes. Er ist „Seinen tapferen Gefallenen 1914–1918“ gewidmet. Besonders viele junge Athleten haben den 1. Weltkrieg nicht überlebt. Zu ihnen gehörte auch der erste deutsche Weltklasse-Skisportler Carl Böhm-Hennes aus Ernstthal. Er starb im November 1914 bei Łódz.
Mit einem 17-Meter-Sprung auf der Oberhofer Schanze am Wadeberg begeisterte er schon 1908 die Sportwelt. Seit 1909 reihte er Erfolg an Erfolg. Vierfacher Thüringer Skimeister bis 1914 bei den Wintersportfesten in Oberhof, Sächsischer Skimeister, 1911 Deutscher Skimeister in Oberwiesenthal und Österreichischer Skimeister in Mitterndorf. Seine beste internationale Plazierung erreichte er 1912 mit einem 4. Rang in der Nordischen Kombination am Holmenkollen. Die Norweger feierten ihn.
Wofür sind Carl Böhm-Hennes und seine Sportkameraden im 1. Weltkrieg gestorben? Wer hat ihn angezettelt und den Glasbläser aus dem Thüringer Wald an die Front befohlen? Angeblich seien die verantwortlichen Politiker und Militärs wie Schlafwandler in die Katastrophe des Krieges hineingestolpert, wird behauptet. Eine großangelegte Kampagne der bürgerlichen Medien versucht gegenwärtig, die deutsche Kriegsschuld kleinzureden. Das große Gemetzel wurde von allen imperialistischen Mächten durch eine gigantische Aufrüstung vorbereitet. Die deutschen Kriegsziele sahen eine Neuaufteilung der Welt vor.
Die jungen Sportler starben 1914 bis 1918 nicht für das Vaterland, sondern für fremde Interessen. Die Kriegerdenkmale sollten uns heute zum Nachdenken über die gegenwärtige Militärpolitik Deutschlands anregen. Seit 1990 ist der Krieg nach Europa zurückgekehrt. Die Bundeswehr wird zielgerichtet zu einer Söldnerarmee für weltweiten Einsatz gemacht. Militärische Intervention deklariert man als „Engagement“. Eine konsequente Antikriegshaltung – unser Nein zu allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr –, das ist die Lehre aus dem Jahr 1914 und sollte Maßstab zur Beurteilung aller Parteien und Politiker dieses Landes sein.
Unser Autor war langjähriger Leiter des Oberhofer Wintersportmuseums.
Nachricht 1656 von 2043
- « Anfang
- Zurück
- ...
- Die Hungerlöhne der Filipinos
- NSA-Opfer: Fliegen auf einem Klebeband
- Spasibo bolschoje, Sotschi!
- Erinnern an Carl Böhm-Hennes
- Hochkonjunktur der Gefängnisindustrie
- Philatelistische Visitenkarte der DDR
(Teil 11 und Schluß) - Griff in die literarische Schatztruhe (Teil 18)
- ...
- Vorwärts
- Ende »