Erinnern an den Helden von Dien Bien Phu
Mit dem Namen Vo Nguyen Giaps – des langjährigen Verteidigungsministers der damals auf den Landesnorden beschränkten Demokratischen Republik Vietnam – verbinden Zeitzeugen jener Jahre eines der denkwürdigsten Daten in der Geschichte des antikolonialen Befreiungskampfes der Völker Indochinas: dem 1954 errungenen Sieg der Truppen der vietnamesischen Befreiungsbewegung (Viet-Minh), die einen technisch weit überlegenen Gegner – die französischen Streitkräfte – vernichtend zu schlagen vermochten. In der Schlacht um die für uneinnehmbar erklärte Festung Dien Bien Phu wurde das Schicksal dieser europäischen Unterdrücker auf dem südostasiatischen Kriegsschauplatz besiegelt. Allerdings sollte das vietnamesische Volk schon bald darauf abermals zum Opfer einer noch weit grausameren Aggression werden, die von den ihren Marionetten im Süden des Landes „zu Hilfe eilenden“ USA-Imperialisten ausging.
Am 4. Oktober ist General Vo Nguyen Giap – Heerführer wie Held beider Verteidigungs- und Befreiungskriege – als bislang letzter Überlebender aus der legendären alten Garde Ho Chi Minhs im hohen Alter von 103 Jahren in einem Pflegeheim bei Hanoi gestorben.
Die Biographie dieses Mannes ist äußerst bewegend. Der in einem Dorf Zentralvietnams am 25. August 1910 als Sohn von Reisbauern Geborene konnte sich im Laufe seines Lebens in mehr als einem Sattel zu Hause fühlen: Er war Lehrer, Journalist und Militär. Schon als Jugendlicher hatte er sich an einem College-Streik in der Stadt Hué gegen das vom Direktor verhängte Verbot der Lektüre fortschrittlicher Zeitungen beteiligt. Durch französischsprachige Ausgaben marxistischer Werke kam er sehr früh mit der proletarischen Weltanschauung in Berührung. Bald wählte man den Hochbegabten zum Präsidenten des Journalistenkomitees von Tongking. Lehrer für Geschichte, trat Vo Nguyen Giap 1933 der KP Indochinas bei, die mit Beginn des Zweiten Weltkrieges und dem japanischen Einmarsch in die Illegalität gehen mußte. Die Kommunisten der später unabhängigen Staaten Vietnam, Laos und Kambodscha führten bis zu Japans Kapitulation einen ebenso erbitterten wie siegreichen Guerillakampf gegen die kolonialfaschistischen Eindringlinge.
Nach der Befreiung wurde Vo Nguyen Giap auch für Militärfragen zuständiger Innenminister der aus dem Widerstand hervorgegangenen ersten Regierung Vietnams. Doch Paris ließ schon bald die Hunde von der Kette, um die französische Kolonialherrschaft über Indochina wiederherzustellen. Es konzentrierte dort Elitetruppen, vor allem auch Fremdenlegionäre.
Frankreichs Debakel von Dien Bien Phu – den großen Sieg Zehntausender vietnamesischer Kämpfer und Hunderttausender sie Tag und Nacht unterstützender Hilfskräfte aus der Bevölkerung haben wir bereits vorweggenommen.
Der „General des Friedens“ – wie sich Vo Nguyen Giap sehr viel später bei einem Zusammentreffen mit US-Präsidentenberater Zbigniew Brzezinski bezeichnete – stand in den darauffolgenden zwei Jahrzehnten unablässig im Kampf gegen die Mordbrenner des Pentagons und des Saigoner Regimes. Der legendäre Ho-Chi-Minh-Pfad, auf dem der materielle und personelle Nachschub für die Kämpfer im Süden trotz pausenloser Bombardements der U.S. Air Force jahrelang gesichert werden konnte, war mit dem Namen des DRV-Verteidigungsministers auf das engste verbunden. Bis zur Einnahme der südvietnamesischen Hauptstadt Saigon (heute Ho-Chi-Minh-Stadt) durch die Truppen der Volksbefreiungsarmee am 30. April 1975 und der überstürzten Hubschrauberflucht vom Dach der US-Botschaft stand Vo Nguyen Giap auf diesem Posten. Er zählt zu den bedeutendsten Militärstrategen aller Zeiten – nicht zuletzt auch durch die von ihm konzipierte Tet-Offensive im Januar 1968, welche die Eindringlinge das Fürchten lehrte und das Kriegsglück in Vietnam zu deren Ungunsten wendete.
„Franzosen wie Amerikaner haben ihre Gegner, die schöpferische Kraft und Energie einer Volksarmee, eines ganzen Volkes, das sich für seine Unabhängigkeit und Freiheit erhoben hat, stets unterschätzt“, analysierte der Sieger von Dien Bien Phu später den Triumph im ungleichen Kampf. „Der menschliche Faktor war entscheidend.“ Deshalb habe er auch auf eine entsprechende Frage Brzezinskis geantwortet, der „größte General“ unter seinem Befehl sei das vietnamesische Volk gewesen.
Jetzt haben Hundertausende Vietnamesen den nach „Onkel Ho“ berühmtesten ihrer zeitgenössischen Landsleute würdig zu Grabe getragen. Giap hatte bis zur Vollendung seines 80. Lebensjahres dem ZK der KP Vietnams angehört.
Möge sich das Volk der Sozialistischen Republik Vietnam, das inzwischen mit einer fundamental veränderten Situation konfrontiert ist, stets dieses lauteren und prinzipienfesten kommunistischen Kämpfers gegen den Imperialismus erinnern und in seinem Geiste zu handeln bemüht sein!
RF, gestützt auf „Solidaire“, Brüssel
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