Erinnern an ein ägyptisches
Mitglied des Weltfriedensrates
Mit meinem Bericht aus den 50er Jahren möchte ich des einstigen Generalsekretärs des Ägyptischen Friedenskomitees Dr. Yusepp Helmi aus ganz persönlicher Sicht gedenken. Uns verband eine starke und ohne Zweifel außergewöhnliche Freundschaft.
Im Mai 1954 fand in Brandenburg (Havel) eine Friedenskundgebung mit Delegierten und Mitgliedern des Weltfriedensrates statt. Aus Ägypten, Kanada, Bolivien, Iran, Argentinien, Brasilien und Paraguay waren Friedensfreunde zugegen. Als Neunjähriger stand ich seitlich vor der Tribüne. Wenn ich auch die Tragweite des Ganzen noch nicht zu erfassen vermochte, war ich doch beeindruckt, was man mir wohl auch von oben aus angesehen haben muß. So bat Dr. Helmi anschließend seine deutschen Begleiter, mich ihm vorzustellen. Frau Hilde Oedinghofen aus Düsseldorf sorgte dafür, daß meine Hände erst einmal gewaschen wurden, bevor der Kontakt zwischen Dr. Helmi und einem der jüngsten Friedenskämpfer der DDR hergestellt werden konnte. Beim Empfang im Rathaus durfte ich neben ihm sitzen. Wir tauschten unsere Adressen aus, weil er den Kontakt gerne fortsetzen wollte. Bald darauf sandte er mir ein Erinnerungsfoto mit Widmung. Wenig später erfuhr ich von seinem damaligen Dolmetscher Wilhelm Ryba, mit welchen Schwierigkeiten der Friedenskampf in anderen Ländern geführt werden mußte. Schon im Juli 1954 ließ mich Dr. Helmi auf Umwegen wissen, ich sollte meine Post für ihn an eine bestimmte Adresse in Moers zum Weiterversand schicken. Menschen, die „nur“ für den Frieden eintraten, brauchten in großen Teilen der Welt Deckadressen, wurde mir schlagartig bewußt. Bald darauf hieß es, Dr. Helmi sei verhaftet worden. Um mir zu zeigen, daß er mein Foto sogar im Gefängnis erhalten hatte, ließ er mir über seine Deckadresse eine Skizze der Aufnahme zukommen. Frau Oedinghofen schrieb meiner Mutter: „Sagen Sie Uli doch bitte, er solle sich um seinen tapferen Freund keine Sorgen machen.“
Irgendwie gelang Dr. Helmi die Flucht, so daß er seine Tätigkeit im Weltfriedensrat fortsetzen konnte. Nun erhielt ich von ihm aus vielen Städten Europas Grüße und Ratschläge direkt zugesandt: Sie kamen aus Genf, Prag, Helsinki, Stockholm, Milano, Rom und Kairo. Er redete mich stets mit „My dear son Uli“ (Mein lieber Sohn Uli) an, um mir auf diese Weise seine väterliche Liebe zu bekunden.
1956 riß der Kontakt dann leider ab. Inzwischen 70, mache ich mir Vorwürfe, wie ich ihn nur verlieren konnte.
Warum habe ich das den „RotFuchs“-Lesern nicht schon eher erzählt? Vielleicht kann mir ja jemand helfen, etwas über Dr. Helmis weiteren Weg in Erfahrung zu bringen.
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