Die Grafikerin Gertrud Zucker illustrierte
die Bücher des 2015 verstorbenen Autors
Erinnern an Peter Abraham
Peter Abraham lernte ich im Zug auf der Rückfahrt von den Tagen der Kinder- und Jugendliteratur kennen, die alljährlich in einer DDR-Bezirkshauptstadt stattfanden. Schriftsteller und Illustratoren trafen sich mit Bibliothekaren und Lehrern, um dann in die umliegenden Städte und Dörfer auszuschwärmen und ihre neuesten Bücher in Schulen und Bibliotheken vorzustellen.
Wir hatten Kinder im gleichen Alter, und vor allem frönten wir gleichermaßen einer Leidenschaft – dem Segelsport. Von da an verbrachten wir viele Sommer gemeinsam auf Elbe und Oder, auf dem Schweriner See, vor Hiddensee und auf der Müritz. So blieb es nicht aus, daß wir auch gemeinsam Kinderbücher in die Welt setzten. Mir gefielen Peter Abrahams Erzählfreude, sein Humor, die Art, wie er schrieb, und ihm muß es mit mir genauso gegangen sein. Auch der Kinderbuchverlag unterstützte unsere Zusammenarbeit. Wir machten zusammen „Das Schulgespenst“, das viele Auflagen hatte und – von Rolf Losansky verfilmt – ein großer Erfolg bei Kindern und Eltern wurde.
Sein Debüt hatte Peter Abraham aber mit „Die Schüsse der Arche Noah“, bebildert von Klaus Ensikat – ein Paukenschlag, wie ich finde (verfilmt von Egon Schlegel). Es ist ein Schelmenroman, in dem er seine höchst merkwürdige einzigartige Kindheit verarbeitet. Das Engagement seines Vaters gegen den Faschismus, mit Pässe- und Lebensmittelkartenfälschen, um jüdischen Mitbürgern zu helfen, blieb neben Lustigem und Kauzigem sein lebenslanges Thema. Es kränkte ihn nach der „Wende“ sehr, daß ein Buch wie „Pianke“ unbeachtet blieb und nicht für würdig befunden wurde, wieder aufgelegt zu werden, obwohl es in der DDR Schulstoff war, oder vielleicht gerade deshalb! Er fand, daß es ein wichtiges Buch wäre, welches vor Faschismus und Krieg warnt, eindringlich geschrieben für Kinder und darum so nötig in der heutigen Zeit – eindrucksvoll auch die Verfilmung von Gunter Friedrich.
Ich möchte darin erinnern, was für großartige Menschen das Kulturleben der DDR ausgemacht haben. Peter Abraham war schon krank, als ich ihm mit ein paar Bildern zu einem seiner Texte eine Freude machen wollte. Mit Hilfe der Cheflektorin des ehemaligen Kinderbuchverlags Berlin, Dr. Katrin Pieper, ist bei LeiV Leipzig ein Bilderbuch daraus geworden. Ob er es allerdings noch mit Bewußtsein aufgenommen hat, weiß ich nicht.
Es heißt „Greta und ihr Krickelkrakel“. Mich hat es noch einmal glücklich gemacht.
Alle Illustrationen Gertrud Zuckers sind dem Buch „Rotfuchs und andere Leute“ (Verlag Neues Leben, 1982) entnommen.
Das Porträt unserer Autorin und künstlerischen Mitarbeiterin stammt von Harald Kretzschmar.
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