Zeigt ein gelbes Band für die Cuban Five!
Fünf große Umarmungen
Der Berliner „RotFuchs“-Aktivist Walter Drexler, der sich seit Jahren in der Solidaritätskampagne für die als Cuban Five weltweit bekannt gewordenen fünf wegen ihres Antiterrorkampfes in den USA verurteilten kubanischen Kundschafter engagiert, erhielt unlängst Post aus einem Hochsicherheitstrakt der Vereinigten Staaten.
Die dem Brief vorangestellten Verse nehmen auf eine kubaweite Initiative Bezug, das Verlangen nach Freilassung der Cuban Five durch Anbringen von Millionen gelber Bänder – wo immer möglich – zu unterstreichen.
Zeig dich mit dem gelben Band,
lächle auf der Straße, wenn ihr
aneinander vorbeigeht,
verbunden durch das gelbe Band
wie wir beide durch unsere Wunden
so enges Band
durchlässig für das Licht
euer gelbes Band für uns
Spür deine Hoffnung, wenn es flattert
von Bäumen, aus Fenstern
vom Balkon das gelbe Band
an der Haustür, die auch die meine ist
Zeig dich mit dem gelben Band,
damit die Welt sieht
daß unser Traum lebt
Wie eine entfaltete Blume
das gelbe Band, es soll uns reichen
bis an den Rand der Sterne
Tu es, obwohl ich weiß, wie sehr du mich liebst,
wie sehr dein Leben das meine ist,
und obwohl ich weiß, daß du auf mich wartest
Unrecht braucht Antwort
die deine ist das gelbe Band
Lieber Walter!
Im Dezember 2013 waren es zwölf Jahre, daß ein Richter in Miami sein brutales und ungerechtes Urteil gegen uns gefällt hat.
Ich erinnere mich daran, daß ich 2002 mitten im strengen Winter in das Gefängnis von Florence kam. Ich traf dort mit der Last einer Verurteilung zu Lebenslänglich auf den Schultern ein und erfuhr bald, daß viele Insassen dieses Gefängnis als „Friedhof für Lebende“ bezeichneten. Etliche, mit denen ich zusammentraf, waren dazu bestimmt, in Florence oder in einem anderen Bundesgefängnis zu sterben. Ihre Chancen, aufgrund des Urteils einer Berufungsinstanz entlassen zu werden, waren gleich Null, und viele dieser Männer hatten bereits lange Haftzeiten abgesessen. Gewalt gehörte zur täglichen Routine innerhalb der Mauern von Florence. Es war wirklich äußerst schwer, auch nur einen einzigen ruhigen und friedlichen Menschen dort zu finden. Fast jeder hatte ein Sündenregister gewalttätiger Handlungen inner- oder außerhalb der Anstalt. Was alles indes noch schlimmer machte, war eine Überzahl von Gefangenen, die an Geisteskrankheiten litten.
Ich erinnere mich noch an einige Gespräche mit Gefängnisveteranen, die mir erzählten, in Florence überschreite man nach 15iähriger Haftzeit eine imaginäre Grenze, mit der die „Anstalt zum Alltag geworden“ sei. Sie erklärten mir, das wäre die Zeit, in der dann physische und psychische Probleme aufträten.
Wir befinden uns jetzt – rechnet man die Untersuchungshaft mit – im 16. Jahr unserer ungerechten Einkerkerung und sind sehr glücklich, daß wir bei uns keine Symptome des Orientierungsverlustes oder der Depression feststellen müssen. Im Gegenteil, an jedem neuen Gefängnistag sind wir positiver und kreativer eingestellt, sind wir ernsthafter und vor allem optimistischer.
Ich wage zu sagen – und das ist mein voller Ernst –, daß wohl niemals irgendein Gefangener so viele Briefe erhalten hat wie die Cuban Five. Sie erreichten uns während unserer langen Haftzeit von allen Enden der Welt. Es war ein endloser Fluß von Briefen voller Freundschaft und Liebe. Diese Botschaften der Solidarität haben niemals aufgehört, seitdem man 2001 unserer Situation gewahr wurde. Das machte den Unterschied aus, und wir wissen, daß dieser Strom der Unterstützung und Zuneigung nicht enden wird, bevor unsere vielen Freunde erfahren, daß wir alle sicher wieder zu Hause eingetroffen sind.
Das harte Leben, das man im Gefängnis führt, zeigt mir, daß ein Unschuldiger mit reinen Prinzipien, der von vielen Menschen geliebt wird, niemals den Verstand verlieren kann. Er wird zu keiner Zeit seine Integrität und Moral aufgeben oder kompromittiert und gebrochen werden können. Das bleibt wahr, auch wenn sich der Betreffende in der am meisten isolierten Zelle befinden sollte. Wie José Martí gesagt hat: „Ein gerechtes Prinzip vom tiefsten Boden einer Höhle ist stärker als eine ganze Armee.“
Euch übermittle ich meinen ewigen Dank für die immense und ständige Unterstützung, die uns den Widerstand fortsetzen und die uns jeden Tag die unaufhaltsam nahende Freiheit spüren läßt. Wir wünschen Euch Gesundheit, Freude und Erfolg in der Wahrnehmung Eurer Ziele. Fünf große Umarmungen!
Grüße an unsere Freunde in Deutschland. Venceremos!
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