Glückwunsch für Kati Székely zum 75.
Liebe Kati,
75mal jährt sich heute der Tag Deiner Geburt. Ein großer und wichtiger Tag in Deinem Leben.
Glück und Frieden für Dich und Deine Familie!
1941: Vater, Mutter, Kind aus der Heimat Ungarn von den Nazis verjagt, mitten in den fürchterlichen Weltkriegsschlachten. Deine Kindheit begann mit der Flucht um den halben Erdball. Kanonendonner und Fliegerbomben waren die Begleitmusik. Emigration ist immer und überall unsicher und brüchig. Später – von dem Großinquisitor McCarthy aus den USA geworfen – war das Tor in die alte Heimat verschlossen. Dort herrschte in den 50er Jahren eine Art Bürgerkrieg.
Als letzte und einzige Station und Fluchtpunkt blieben: ehemalige Emigrantenfreunde in Ostberlin. Dort war Hans Székely, Dein Vater, durch sein Opus magnum „Verlockung“ sehr bekannt.
Glück und Zufall ließen mich teilnehmen an dem illustren Empfangs- und Beraterteam, das Deiner Familie weiterhelfen sollte: Schriftsteller, Philosophen, Kunst- und Kulturgrößen. Da sah ich Dich zum ersten Mal. Du warst das schönste Mädchen, das ich je gesehen hatte. Knapp 15 Jahre alt. Ein Kind. Aber schon mit allen Anzeichen der erwachenden Frau. Nicht die äußerlichen Attribute waren es, nicht die bezaubernde Figur. Nein! Die Augen, die schon erwachsen, fast reif, fast wissend das Gespräch der Erwachsenen zu verfolgen suchten. Alle plapperten. Du saßt auf dem Sofa und schwiegst. Nicht aus Wohlerzogenheit. Nein! Du hast nichts verstanden. Kein Wort, keine Silbe. Und doch ging es auch um Dich.
János Székely schien – kein Wunder, nach dem, was die Familie durchgemacht hatte – seltsam wortkarg und leidend. Wenn er sprach, half ihm Deine Mutter mit ihrem gepflegten Deutsch aus. In der Nacht fiel die Entscheidung für Eure Zukunft: die DEFA in Potsdam-Babelsberg. Es folgten János’ „Geschwader Fledermaus“-Film, Katis Theater-Ausbildung und Mamas journalistische Tätigkeit. Du und Jürgen, Ihr wurdet das Traumpaar in der erfolgreichen Abenteuerserie „Das grüne Ungeheuer“. Berühmt und beliebt von der Ostgrenze über alle unsere Länder bis China. In Moskau waren fünf Abende die Straßen leergefegt durch Deinen erotisch-exotischen Charme. Am Deutschen Theater spieltest Du unter anderem eine wunderbar innige Anne Frank. Deine tiefen Erlebnisse als Kind und junges Mädchen flossen in Deine künstlerischen Darstellungen ergreifend mit ein.
Nach einigen weiteren Rollen am Theater und beim Fernsehen entschlossest Du Dich, zum Erstaunen Deiner Tausenden Fans, die darstellende Kunst zu verlassen und zur Medizin zu wechseln. Man hörte in Berlin bis heute immer nur das Beste über Dich und von Dir. Und geblieben ist: das „ungeheuerliche“ Liebespaar Jürgen und Kati – Morena und Chabelita.
Dein heutiger Ehrentag aber führt in eine weitere wichtige Etappe. Der Weg mag ein wenig steil sein, vielleicht auch etwas stürmischer, aber bis zu den Hundert ist er zu meistern. Auf geht’s!
Von Herzen Euch alles Gute!
Geschrieben am 2. Dezember 2016
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