Einst erfolgreiche DDR-Schriftsteller dem Vergessen entreißen
Griff in die literarische Schatztruhe (Teil 16)
Die gebürtige Dresdnerin und gelernte Schneiderin Annemarie Reinhard nahm ihre Tätigkeit als freischaffende Schriftstellerin 1949 auf. Sie legte eine Reihe von Kinderbüchern, Erzählungen und Romanen vor. In ihrem Erstling „Treibgut“ (1949) zeichnete sie den Weg zweier elternloser Kinder bei Kriegsende nach. Das Buch fand große Beachtung, da es von Optimismus und warmherziger Menschlichkeit getragen war. Einzelne Erzählungen der Autorin erschienen in Anthologien, wie „Wegweiser“ und „In diese Zeit hineingeboren“. In dem unterhaltsamen Betriebsroman „In den Sommer hinein“ (1953) schilderte sie die positive Entwicklung zweier junger Arbeiterinnen. In ihrem Roman „Tag im Nebel“ (1958) berichtete Annemarie Reinhard „von der Kraft des Internationalismus“ (Walther Victor) und dem „Aufruhr in einer kleinen Stadt“ (Marianne Lange). Im Zentrum des Werkes stand die Heimkehr zweier junger Deutscher in eine kleine Stadt im Schwarzwald. Man hatte sie in die Fremdenlegion gepreßt.
Nach einer mehrmonatigen Reise durch die Volksrepublik China 1957 legte die Autorin 1960 ihr Buch „Sieben Körner Reis“ vor. In bewegenden Porträts berichtete sie vom Mut und Fleiß der Frauen nach dem Sieg der Volksbefreiungsarmee und der Gründung des neuen China.
Es folgte ihr Kinderbuch „Brigitte macht die Probe“ (1963) über die persönlichkeitsbildende Kraft der Arbeit. Ein weiterer besonderer Wurf gelang der Autorin mit ihrem Kinderbuch „Flucht aus Hohenwaldau“ (1970), in dem sie einprägsam versuchte, hinter die faschistischen Euthanasieverbrechen zu leuchten. Das Buch löste in der „Deutschen Lehrerzeitung“ eine lebhafte Diskussion über die literarischen Ansprüche von Kindern aus.
1976 verstarb die erst 55jährige Literatin. Deren aussagestarke Bücher waren nach allen Regeln der Kunst gebaut: Eindrucksvolle Episoden, differenziert gestaltete Figuren und gelungene Detailschilderungen prägten sie. Die Autorin griff in ihren Werken wichtige Fragen des Lebens in der DDR auf und ging soziale Themen mutig an.
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