RotFuchs 195 – April 2014

Einst erfolgreiche DDR-Schriftsteller dem Vergessen entreißen

Griff in die literarische Schatztruhe (Teil 18)

Dieter Fechner

Der Urberliner Helmut Meyer übte in den Jahren der Weltwirtschaftskrise ein halbes Dutzend Berufe aus. Die Lust und der Drang zum Schreiben erfaßten ihn sehr früh. Er wirkte als Arbeiterkorrespondent und Herausgeber von Betriebszeitungen. Meyer verfaßte das 300 Seiten umfassende Manuskript „Die Hundeperspektive“, in dem er sich mit dem aufkommenden Faschismus auseinandersetzte. 1933 mußte er in die Illegalität gehen und sah sich gezwungen, sein Manuskript zu vernichten.

Nach Kriegsende leitete Helmut Meyer wiederholt „Zirkel schreibender Arbeiter“. In seinem Roman „Herz des Spartakus“ (1959) gestaltete er wesentliche Etappen aus der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung zwischen 1900 und 1919, wobei er das Berlin der Novemberrevolution auferstehen ließ. Sein Kinderbuch über Marx „Franziska und der Student von Trier“ (1973) wurde mit mehr als 20 Auflagen ein großer Erfolg und konnte neben „Mohr und die Raben von London“ von Ilse und Vilmos Korn durchaus bestehen. Meyer hatte zehn Jahre aufwendigen Quellenstudiums betrieben und etwa dreieinhalb Jahre daran geschrieben. Im Mittelpunkt standen Franziska aus dem Eulengebirge und Michael aus Berlin-Stralau. Sie heirateten, nahmen an Barrikadenkämpfen teil und lernten den Studenten Karl Marx kennen.

Die Literaturkritik nahm das Buch sehr positiv auf. Georg W. Pijet bemerkte: „Der Schlichtheit seines Stils gelingen oft Partien von tiefer Bewegung und schöner Bildhaftigkeit.“

Meyer beabsichtigte, dem noch zwei Bände folgen zu lassen: „Die Rosenjungfern und der Bombardier“ und „Die Weber vom Frankfurter Tor“. Er konnte seinen Plan indes nicht mehr verwirklichen, da ihm der Tod am 23. Juli 1983 die Feder aus der Hand nahm.

Zu verweisen ist nicht zuletzt auch auf Helmut Meyers Frauenroman „Lena in Berlin“ und seine Kinderbücher „Geheimauftrag für Kaspar B.“ und „Kaspar B. in Gefahr“.