RotFuchs 189 – Oktober 2013

Heil Porsche!

RotFuchs-Redaktion

Am 26. Mai 1938 legte Hitler, der bereits 1934 den Bau eines „Volkswagens“ mit einem Verkaufspreis von 1000 Reichsmark gefordert hatte, persönlich den Grundstein für das VW-Werk „bei Fallersleben“.

Den mit Pomp und Gloria begangenen 75. Jahrestag dieses „grandiosen“ Ereignisses, in dessen Folge für die faschistische Rüstungsindustrie bald Ströme von Blut fließen sollten, ließ Wolfsburgs Oberbürgermeister Klaus Mohrs unter das Motto „Identifikation und Zukunft“ stellen.

Während ein rauschendes Fest ablief und Faschisten – oft irreführenderweise als Neonazis bezeichnet – ihren Veranstaltungsplatz am Rande der Innenstadt behördlich zugewiesen bekamen, blockierte das bei solchen Anlässen bereits traditionelle Großaufgebot der Polizei Gegenaktionen antifaschistischer Gruppen.

Doch zurück zur Geschichte des Werkes: Nach Herstellung einiger hundert von der Naziorganisation „Kraft durch Freude“ (KdF) finanzierter Vorzeige-„Käfer“ ging VW schon ab 1938 zu knallharter Rüstungsproduktion über. Bis 1945 lieferte das Werk der faschistischen Wehrmacht rund 65 000 Militärfahrzeuge sowie Minen, Flugzeugteile und Raketen – bis hin zu Hitlers Wunderwaffe V-1.

Während des Krieges wurden über 20 000 aus den okkupierten Gebieten der Sowjetunion, Polen und anderen überfallenen europäischen Ländern nach Nazideutschland verschleppte Arbeitssklaven, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in Wolfsburg geschunden. Tausende fanden den Tod, mehr als 300 Kinder eines werkseigenen Speziallagers verloren ihr Leben.

All das erfolgte in der Regie des VW-Hauptgeschäftsführers Ferdinand Porsche, den Hitler als seinen Lieblingsingenieur auserkoren hatte. Selbst SS-Oberführer, Wehrwirtschaftsführer und Vorsitzender der Panzerkommission im Speerschen Rüstungsministerium, forderte dieser beim Reichsführer SS Heinrich Himmler persönlich immer neues „Menschenmaterial“ an.

Mit dieser Schreckenslast im Gepäck ist Hitlers „genialer Konstrukteur“ Porsche in der Bundesrepublik Deutschland zu einer Ikone geworden. In Wolfsburg gibt es nicht nur eine Ferdinand-Porsche-Realschule und ein Stadion gleichen Namens, sondern auch die Magistrale der Stadt erinnert an diesen faschistischen Blutsäufer. Natürlich darf da eine Porsche-Büste vor dem Wolfsburger Rathaus nicht fehlen. So steht die „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ im wahrsten Sinne des Wortes in den Schuhen ihrer Vergangenheit.

Übrigens will VW bis spätestens 2018 weltgrößter Autokonzern werden. Deutschland, Deutschland über alles!

Nach einer Anregung von Walter Drexler, Berlin